Black Dales

Titel: Black Dales Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Irmisch

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übersprang.

    Als wir das Versteck schließlich aufspürten, war es bereits tiefste Nacht.
    Es waren viele Stunden vergangen, seit wir das letzte Mal geruht hatten, viele von uns sehnten sich nach ein paar Stunden Schlaf. Mich dagegen hielt die Aufregung wach und ohne Frage auch die Furcht, die meine Glieder durchfuhr, als mir bewusst wurde, in welch eine Gefahr wir uns begeben hatten.
    Doch ich wusste, dass ich nicht umkehren würde. Es wäre eine Schande – zurückzukehren in die Dörfer und Städte, zu all den Menschen, denen ich Frieden versprochen hatte. Im Falle eines Scheiterns würde ich sicherlich mit Hohn und Spot empfangen werden. Und die Angst in den Augen der Mütter… Ich könnte sie nicht ertragen. Die Angst und Sorge um ihre Kinder, jene, die noch zu jung sind, um zu verstehen, und für deren Tod ich mich mein Leben lang verantwortlich fühlen würde.
    Nein, ich kehrte nicht um – und auch meine Männer blieben, obwohl ich sah, dass sie es nur taten, um nicht ihren Stolz im Angesicht der Gefahr zu verlieren.

    Wieder übersprang Allan einige Zeilen.

    In jenem Augenblick, da sie uns spürten und ihre Augen uns trotz der stockfinsteren Nacht erblickten – Augen, so kalt und tödlich, dass nur der Teufel sie geschaffen haben konnte –, wusste ich, dass unser Plan, die vielen Stunden der Vorbereitung und all unsre Bemühungen, leiser zu sein als die Nacht selbst, fehlgeschlagen waren.
    Sie kamen lautlos, und wir hörten sie erst, als wir sie hören sollten: als sie sich an der Furcht in unseren Augen erfreuen konnten, als wir erkannten, dass wir verloren waren.
    Was im Einzelnen geschah, als sie uns angriffen, wage ich nicht zu sagen, und all das Geschrei und Klagen zu beschreiben, welches um mich herum herrschte, erspare ich mir ebenso. Denn noch jetzt, ein halbes Jahrzehnt später, glaube ich, das Geschrei meiner Freunde hören zu können, wenn ich schweigend in meiner Kammer sitze und in eine Nacht hinaushorche, die genauso finster ist wie jene, in der meine teuren Freunde ihr Leben ließen.
    Die Kugeln, die wir gefertigt und in die wir alle Hoffnung gelegt hatten, schienen in der Tat zu wirken, denn obwohl viele meiner Begleiter als erstes fielen; es waren doch jene Kreaturen, deren Zahl sich mit jeder Minute verringerte.

    Der Alte brach erneut ab, und es herrschte eine Weile Stille, bis er die nächste interessante Stelle gefunden hatte.

    Doch dort war einer… Ein Vampyr, dem unsere Kugeln nicht zu schaden vermochten, obwohl es mehr als ein Dutzend gewesen sein musste, das seinen Körper bereits durchbohrt hatte.
    Seine Augen waren ohne jedes Mitgefühl, als er auf mich zugeschritten kam. Bis auf den Grund meiner Seele schienen sie mich zu durchdringen, bis zu meinen größten Ängsten, die nun, im Angesicht des Todes, so nichtig zu werden schienen.
    Ich weiß nicht, warum es gerade dieser Augenblick war, der mich alles um mich herum so genau wahrnehmen ließ; das kahle Gestrüpp auf den Hügeln, die Vampyre mit ihrer unheimlichen Kleidung – sie hing ihnen wild und in Fetzen von ihren Körpern und erweckte den Anschein, als trügen sie diese schon seit hundert Jahren – und der Wind, der wie ein Seufzen über das Land wehte.
    Ich wich zurück, auch wenn mir bewusst wurde, wie sinnlos es war. Hundert Schritte eines Menschen waren nur ein kleiner Sprung für einen Vampyr, und er kam mit einer Geschwindigkeit zu mir hinüber, die alles um mich herum für einen kurzen Augenblick verschwimmen ließ.
    Kreuze, so heißt es, halten Kreaturen der Dunkelheit fern – und tatsächlich taten sie es. Die Vampyre konnten uns nicht berühren, denn sobald sie ihre fahlen Hände nach einem der Männer ausstreckten, prallten sie zurück – als sei Gottes Macht stärker als die des Teufels.
    Doch jener Vampyr, der in diesen Sekunden auf mich zugeschritten kam, schien eine Macht zu besitzen, der niemand etwas anhaben konnte. Er schien der Mächtigste zu sein, einer von jenen, die ihr Opfer zuerst durch einen einfachen Biss schwächten, bevor sie es zu sich holten, und die die Menschen in den Dörfern Adamantiten nannten – die Unbesiegbaren. Meine Männer tötete er, als seinen sie Spielzeug, über die Kreuze lachte er, als fände er es amüsant, dass wir ihn aufzuhalten versuchten.
    Umso überraschender war es für mich, den der Tod mit seinen kalten Fingern schon zu berühren schien, dass die Kreatur einen spitzen Schrei ausstieß, als er mich zu ergreifen versuchte.
    Ich stolperte zurück, blind vor