Black Dales
drängte sie nach einer Weile ungeduldig. »Es ist stockfinster da draußen!«
»Nein, ist es nicht«, gab Nathan in Seelenruhe zurück.
Kate seufzte innerlich. Die Frage, wie gut seine Augen in der Nacht wirklich waren, sparte sie sich. Außerdem schien sie sich allmählich daran zu gewöhnen, dass ein Wort wie normal aus dem Munde eines Menschen für einen Vampir nicht unbedingt ein Maßstab war.
»Bitte mach das Licht an«, sagte sie noch einmal nervös.
Daraufhin streckte Nathan wortlos die Hand aus und schaltete es ein und sofort überflutete das weiße Licht den hellen Kies der Fahrbahn und einen Teil des karg bewachsenen Seitenstreifens.
Nach kurzer Zeit endete der Zufahrtsweg und Nathan lenkte den Lexus auf die schnurgerade Landstraße Richtung Süden.
Kate sah schweigend aus dem Fenster, aber es war zu dunkel, um etwas Genaueres erkennen zu können, mit Ausnahme der vereinzelten kahlen Büsche am Straßenrand, die nur wenige Sekunden im Strahl der Scheinwerfer als verschwommene Flecken zu erkennen waren.
Nach einer Weile wandte sie sich ab und warf Nathan einen flüchtigen Blick zu. Sie wusste nicht, ob sie es sich einbildete oder ob seine Augen tatsächlich ganz schwach leuchteten.
»Kann ich dich mal etwas fragen?«, wollte sie wissen, und er sah kurz zu ihr hinüber.
»Natürlich«, meinte er.
Sie überlegte einen Moment – es war wirklich kompliziert, es richtig auszudrücken. »Wenn du in der Dunkelheit so gut sehen kannst«, begann sie. »Macht dir das Sonnenlicht dann überhaupt nichts aus?«
Nathan wandte die Augen nicht von der Straße ab, aber er musste lachen. »Nein«, entgegnete er belustigt. »Nein, bestimmt nicht.«
»Dann nehme ich an, würde Knoblauch auch nicht viel bewirken.«
Seine Mundwinkel zuckten. »Das kommt darauf an. Wenn Allan kocht, dann schreckt es mich schon ab.«
Kate fiel in sein Lachen ein. »Aber Kreuze«, stellte sie fest.
»Ja, Kreuze schon.« Er runzelte nachdenklich die Stirn. »Obwohl ich das Gefühl habe, dass ihre Wirkung schwächer zu werden scheint, je älter ein Vampir wird. Oder zumindest, je länger man ausschließlich von Tieren lebt. Gut möglich, dass sie mir eines Tages vielleicht gar nichts mehr ausmachen werden.« Er lachte kurz und leise auf. »Vielleicht ist es ja eine Art Beweis, dass man nicht verdammt ist – falls man zeigt, dass man gute Absichten hat.«
So wie er die Worte sprach, hatte Kate keine Ahnung, ob er es nur aus Spaß sagte oder doch ein wenig ernster meinte.
Sie schüttelte den Kopf. »Um ehrlich zu sein – ich glaube nicht, dass ein Vampir verdammt ist«, entgegnete sie unbekümmert.
»Ach nein?«
»Nein.«
»Und wieso nicht?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich schätze, wenn Gott – falls es ihn denn gibt – euch von vorne herein verdammt hätte, wäre es doch völlig sinnlos, dass es Vampire überhaupt gibt, oder?«, entgegnete sie trocken.
Wieder lachte Nathan auf. Dieses Mal eher verblüfft. »Gutes Argument!«
Daraufhin stieß Kate geräuschvoll die Luft aus. »Anscheinend gibt es noch so einiges, was ich über Vampire lernen sollte!«
Bei diesen Worten wandte sich Nathan zu ihr um und musterte sie ernst. Erstaunlich, wie schnell sich seine Miene ändern konnte.
»Glaubst du wirklich, dass das eine gute Idee wäre?«
Sie entgegnete seinen Blick. »Glaubst du das nicht?«
»Naja.« Er verzog sein Gesicht zu einem gequälten Lächeln. »Eigentlich warte ich nur darauf, dass du doch noch voller Grauen davonläufst.«
»Vor Entsetzen oder Angst?«
Nathans Augen verengten sich ein wenig, doch er sah Kate nicht an. »Vielleicht vor beidem?«
Sie schüttelte leicht den Kopf, auch wenn er das Gesicht abgewandt hatte. »Gib es auf, Nathan!« Mit welch einem Wohlgefallen sie das Kribbeln in ihrem Bauch nun zuließ, wenn sie diesen Namen aussprach. »Ich bezweifle, dass du das hinbekommen wirst.« Sie schaffte es tatsächlich, ihn mit ihren Worten zum Lächeln zu bringen, auch wenn es kaum zu erkennen war. »Damit hättest du wirklich früher anfangen müssen!«
Es wurde still im Auto und es dauerte ein wenig, bis Kate erneut das Schweigen brach.
»Was ist mit Fotos?«, wollte sie nachdenklich wissen.
Nun lachte Nathan endlich wieder und strich sich unbewusst eine Strähne seines schwarzen Haares aus der Stirn. »Fotos sind kein Problem«, entgegnete er. »Was ganz vorteilhaft ist, weil ich sonst wohl vermutlich ein kleines Problem mit meinem Führerschein hätte.« Er seufzte ein wenig theatralisch.
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