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Black Dales

Black Dales

Titel: Black Dales Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Irmisch
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selbst im Stillen die schlimmsten Vorwürfe.
    »Hör auf mit diesem Unsinn!«, entfuhr es ihr, bevor sie es verhindern konnte. Bei den nächsten Worten versuchte sie hastig, ihre Stimme wieder etwas unter Kontrolle zu bekommen. »Wenn sich hier jemand im Raum Vorwürfe machen muss, dann bin ich das, auch wenn es schwerfällt, das zuzugeben! Ich war dumm und viel zu neugierig, du hast bloß nicht daran gedacht, weil diese Dinge für dich und Allan nach so vielen Jahren einfach selbstverständlich sind!« Sie hoffte, dass diese Tatsache Nathans Miene zumindest ein klein wenig aufhellen konnte. »Wie ich mich kenne, hätte ich das Kreuz sowieso entweder vergessen und im Manor liegenlassen oder es im Auto verloren! Aber du kannst nichts dafür, dass ich euch gefolgt bin.« Ihr Gesichtsausdruck nahm fast trotzige Züge an. »Außerdem, Jonathan Combs, passt diese hilflose Miene überhaupt nicht zu dir!«
    Kates Worte brachten Nathan tatsächlich zum Lächeln, wenn auch nur kurz.
    Einige Sekunden trat Stille ein.
    Dann wurde Kates Miene plötzlich ernst. »Es wird nicht mehr lange dauern, bis er kommt, oder?«
    Nathan ließ mit der Antwort auf sich warten. Stattdessen sah er mit gedankenverlorenem Ausdruck auf den Boden vor sich.
    »Wahrscheinlich nicht«, stimmte er ihr schließlich zu. Dann runzelte er die Stirn, als sei ihm in diesem Moment ein besonders ärgerlicher Gedanke durch den Kopf geschossen.
    Kate entging es nicht. Sie legte die Schmuckdose mit dem Kreuz neben sich auf das Sofa und beugte sich ein Stück zu Nathan vor. »Was ist los?«
    Wieder brauchte er eine Weile, bis er antwortete.
    »Kate.« Auf einmal klang seine Stimme wieder so furchtbar streng. »Normalerweise schafft es der Danag nicht länger als zwei, drei Tage, dem Blut des Gezeichneten zu widerstehen. Zumindest nicht, wenn man dem Buch Glauben schenkt. In deinem Fall sind es jetzt bereits fünf Tage!«
    »Ist das schlimm?«, fragte sie entsetzt.
    Seine Augenbrauen verengten sich noch ein Stück. »Naja, das kommt darauf an. Es wird so oder so unglaublich schwer, ihn zu töten, wie du mittlerweile weißt. Aber je länger er wartet, desto anziehender wird dein Blut – und umso stärker würde es ihn hinterher machen.« Er sah sie mit einem seltsamen Blick an. »Wenn er nur noch ein wenig wartet, dann würde dein Blut ihn somächtig machen, dass er auch nach dem Ende des Bündnisses so gut wie unverwundbar wäre.«
    Kate schluckte. Sie hatte wohl bemerkt, wie er wenn er dich getötet hat umschrieben hatte.
    »Es sei denn, wir lösen das Bündnis auf.« Sie versuchte ihre Stimme so fest wie möglich klingen zu lassen, aber man hörte die Angst nur allzu deutlich heraus.
    Nathan drehte sich zu ihr um, nahm ihr Gesicht in seine Hände und drückte ihr einen zarten Kuss auf die Lippen.
    »Natürlich werden wir das Bündnis auflösen! Ich bin überzeugt, dass Allans Einfall funktionieren wird«, flüsterte er ruhig. »Und egal was ich tun muss, er wird dich nie bekommen! Das schwöre ich.«
    Ein weiterer Tag verging und noch immer bedeckten schwere, dunkle Regenwolken den Himmel.
    Auch zum Abend hin klarte es nicht auf. Weder der Mond noch die Sterne waren durch den schwarzen Schleier zu erkennen und auf dem Hof war es so schon kurz nach Sonnenuntergang stockdunkel.
    Nach dem Abendbrot hatten es sich die drei im Kaminzimmer vor dem Feuer bequem gemacht. Nathan hatte sich ein Buch zur Hand genommen, Allan nippte an seiner Teetasse und Kate sah schweigend in die Flammen.
    Sie gähnte. Sie war schrecklich müde, denn seit dem Tag des Rituals hatte sie keine Nacht mehr richtig schlafen können. Entweder waren es die schrecklichen Gedanken, die sie nicht zur Ruhe kommen ließen, oder die grausamen Albträume, die sie bisher jeden Morgen um drei aus dem Schlaf gerissen hatten.
    Sie unterdrückte ein weiteres Gähnen und stand langsam auf. »Ich gehe ins Bett«, verkündete sie, und ihre Stimme klang erschöpft. »Ich bin unglaublich müde.«
    Nathan ließ sein Buch sinken. »Schlaf gut«, meinte er mit einem zarten Lächeln, Allan schien in Gedanken und brummte ihr nur undeutlich etwas hinterher.
    Kate durchquerte das Speisezimmer, betrat die dunkle Eingangshalle und stieg die Treppe hinauf. Sie achtete nicht auf den oberen Absatz oder die dunkle Balustrade im ersten Stock, ihr Blick war müde auf ihre Füße gerichtet, die sich anfühlten wie zwei Säcke Blei. Was würde sie dafür geben, endlich mal wieder eine Nacht durchzuschlafen, dachte sie, während

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