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Black Dales

Black Dales

Titel: Black Dales Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Irmisch
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Befürchtungen einzugehen.
    Als er sie dann mit gedämpfter Stimme zu sich rief, stand er vor einem halb verwitterten, zugerankten Tor, das nicht viel kleiner war als das Haupttor, aber durch das viele Strauchwerk nur halb so groß wirkte. Es schien beschädigt, denn es stand einen Spalt auf, doch eine schwere Kette verhinderte, dass es sich noch weiter öffnen ließ.
    Nathan trat vor und hob sie an. Sie war so schwer, dass sie kaum klirrte, als sie leicht gegen das Eisen des Tores schlug, sondern nur ein kurzes, metallisches Geräusch erzeugte.
    »Du möchtest etwas über Vampire wissen?«, fragte Nathan unvermittelt, und Kate sah ihn irritiert an.
    Er lächelte. »Wir kriegen so gut wie jede Tür auf.« Er nahm die Kette in beide Hände, zog einmal kräftig zu beiden Seiten und wie ein Stück Papier riss sie nur wenige Sekunden später in der Mitte auseinander.
    »Nach dir«, forderte er Kate auf.
    Gemeinsam betraten die beiden die Reste eines alten Weges. Von ihm war nicht mehr viel übrig geblieben – bloß noch ein Trampelpfad, der selbst im Hellen kaum noch zu erkennen gewesen wäre, so hatten ihn Gräser und Sträucher mit der Zeit überwuchert.
    »Früher war das ein zweiter Eingang«, erklärte Nathan im selben Augenblick, in dem sich Kate zu fragen begann, wohin sie gingen. »Der Weg hier führte auf der einen Seite zur Hauptstraße, auf der anderen über eine freie Wiese und am Haus des Pfarrers entlang. Vor etwa zwanzig Jahren wurde diese Wiese bebaut und die Menschen der angrenzenden Häuser waren gezwungen, den Haupteingang zu benutzen. Irgendwann wurde dieses Tor dann endgültig überflüssig.«
    Nach einigen Minuten erreichten sie schließlich die Straße und kamen ungesehen wieder beim Wagen an.
    Mrs Spriggs bekam von alledem nichts mit – und weil ihre Ohren nicht mehr die besten waren, bemerkte sie nicht einmal, wie der Lexus hinter ihrem Rücken davonfuhr.
    Der Einzige, der die beiden beobachtete, war die Katze, die noch immer reglos unter einem Auto saß. 

Das Ende des Bündnisses

    Allan rieb sich die Hände wie ein kleines Kind vor Begeisterung, als Kate das Kreuz in Combs Manor aus ihrer Tasche zog und auf den Tisch legte. Sie musste zugeben; wohl fühlte sie sich nicht bei dem Gedanken, dass sie es tatsächlich gestohlen hatte, aber wenn sie darüber nachdachte, was für sie auf dem Spiel stand, war ihr diese Tatsache vollkommen egal.
    Am nächsten Tag nahm Allan das Kreuz sofort an sich und fuhr noch vor dem Frühstück davon.
    Auf die Frage von Kate antwortete Nathan nur knapp: »Beziehungen. Und damit habe ich nun wirklich nichts zu tun!« Bei den letzten Worten schmunzelte er.
    Wie Kate dann bei Allans Rückkehr einige Stunden später feststellte, war es seinen Beziehungen (scheinbar einem alten Freund, der Allan noch einen Gefallen geschuldet hatte) wunderbar gelungen, das Silber einzuschmelzen und eine gute Hand voll Kugeln daraus zu gießen, die der Alte von nun an stets bei sich in der Hosentasche trug.
    Doch allein dabei wollte Nathan es nicht belassen.
    Es war noch am selben Abend, als Kate auf einem der Sofas im Kaminzimmer saß und sich auf ihr Buch zu konzentrieren versuchte, das sie sich von Zuhause mitgenommen hatte.
    Unglaublich, dachte sie, dass erst knapp zwei Wochen vergangen waren, seit sie von ihrer Freundin aufgebrochen war und Settle erreicht hatte. Ihr kam es vor, als wäre der Besuch bereits Jahre her.
    Sie blätterte seufzend eine Seite um und heftete ihren Blick wieder auf die schier endlosen Reihen von Buchstaben. Sie laß für ihr Leben gern, aber heute schien es ihr einfach unmöglich, den kleinen, schwarzen Strichen irgendeine Bedeutung zu entlocken.
    Als im Kamin mit einem lauten Knacken ein Holzscheit verbrannte, hob Kate erschrocken den Kopf. Sie war in den letzten Tagen so schreckhaft geworden, dass sie eine ganze Weile brauchte, bis sich ihr Herz wieder beruhigt hatte.
    Mit Ausnahme des Feuers war es totenstill in dem großen Zimmer. Nur das ferne Ticken der Uhr auf dem Flur, zu dem die Tür einen Spalt breit aufstand, vermischte sich mit dem Knistern im Kamin. Vor den großen Fenstern hinter Kates Rücken ging ein zarter Sprühregen nieder, doch das flackernde Zwielicht im Raum spiegelte sich in den Scheiben und verhinderte einen Blick nach draußen.
    Abends, wenn Kate in diesem Raum saß, fiel es ihr noch einfacher, sich das Haus zu jener Zeit vorzustellen, in der Nathan groß geworden war. Es musste wunderschön gewesen sein. Die Dunkelheit der Nacht

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