Black Dales
Kates Augen begann zu verschwimmen. Je mehr Blut sich noch im Körper eines Menschen befand, desto schneller konnte das Gift wirken, also dauerte es nur Sekunden, bis Kate merkte, wie die Dunkelheit allmählich den Schleier vor ihren Augen spann. Sie konnte gerade noch hören, wie der Adamantit einen knurrenden Schrei ausstieß und Nathan einen wütenden Fluch entgegenspuckte, als er begriff, was geschehen war.
Dann umfing sie bleierne Schwärze.
Allmählich kehrte das Bewusstsein zu ihr zurück. Um sie herum war alles dunkel, es war alles still, und sie spürte nichts, nicht einmal ihren eigenen Körper. Sie schien zu schweben – irgendwo in der Dunkelheit.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihr klar wurde, dass sie ihre Augen noch immer geschlossen hatte. Sie versuchte sie zu öffnen, doch ihre Lider spürte sie genauso wenig wie den Rest ihres Körpers.
Nur wenige Augenblicke später konnte sie fühlen, wie es warm wurde um sie herum. Zuerst konnte sie nicht einordnen, woher diese Empfindung kam, dann wurde ihr klar, dass sie aus ihrem Herzen strömen musste.
Die Wärme begann sich auszubreiten, wie ein warmer Strom kroch sie zuerst in Kates Arme, dann in ihre Beine, während es am Zentrum, an ihrem Herzen tief in ihrer Brust, immer heißer wurde. Es war kein Schmerz, kein Brennen, es war gerade noch erträglich.
Noch während die Wärme ihr zugleich das Gefühl ihres Körpers wiedergab, spürte Kate, wie auch die anderen Sinne allmählich wieder zu arbeiten begannen. Es war nicht so, wie es sein sollte, aber dennoch war es eine Orientierung in all der Schwärze. Sie hörte nur dumpf wie in einem Tunnel und als ob alles um sie herum unzählige Meter entfernt wäre, aber sie vernahm das scheinbar so ferne Knurren eines Danags und Allans gedämpfte Stimme, als er etwas rief.
Schließlich unternahm sie zum zweiten Mal den Versuch, ihre Augen zu öffnen oder etwas anderes zu bewegen – wenn es nur ein Finger war –, aber sie rührte sich nicht. Sie war eine Gefangene in ihrem eigenen Körper, die nur darauf warten konnte, was geschah. Jetzt erst wurde Kate bewusst, dass sie nicht einmal mehr atmen konnte. Sie versuchte Luft zu holen, aber ihre Brust hob sich keinen Millimeter.
Ich ersticke! , dachte sie panisch und versuchte sich vergeblich durch eine Regung bemerkbar zu machen. Ich brauche Luft !
Sie versuchte sich zu beruhigen, einen Moment klar zu denken, doch alles war so schnell gegangen, dass sie gar nicht hatte realisieren können, was genau geschehen war. Aber sie hatte es gespürt; seine Zähne und das Gift, das nun durch ihre Adern strömte.
Ich verwandle mich !, wurde ihr klar. Er hat mich verwandelt .
Sie würde die Luft nicht mehr brauchen.
Einige Minuten schien sie so dazuliegen, doch in Wahrheit hatte sie keine Ahnung, wie viel Zeit wirklich vergangen sein mochte oder wie lange es schon her war, seit sie das Bewusstsein verloren hatte.
Es verging eine ganze Weile, dann wurden die Geräusche – die letzten Minuten des Kampfes – um sie herum allmählich lauter, klarer. Das dumpfe Hallen verschwand, als ob sie wieder näher ans Geschehen rückte, und kurz darauf klang die Welt endlich wieder so, wie ihre Ohren es gewohnt waren.
Doch plötzlich, nach einigen Sekunden, nahm die Lautstärke noch weiter zu. Immer lauter. Lauter und lauter…
Kate vernahm Geräusche, die sie unmöglich hören konnte! Da war mit einem Mal das gemächliche Ticken der Standuhr, doch obwohl es so unfassbar deutlich war, wusste Kate, dass die Uhr viel zu weit entfernt draußen auf dem Korridor stand, als dass sie sie bei dem Lärm rundherum hätte hören dürfen! Da waren plötzlich Schritte, die zuvor nicht da gewesen waren, und winzige Regentropfen, die wie ein feines Rauschen auf den Kies vor dem Haus prasselten.
Und da war noch ein anderes Ticken, mehr ein dumpfes Klopfen.
Allans Herzschlag.
Am anderen Ende des Raumes.
Die vielen neuen Geräusche stürmten innerhalb von Sekunden auf Kate ein, sie schienen sie regelrecht zu überwältigen – und dann verlor sie erneut das Bewusstsein.
Als sie mit einem Ruck die Augen aufschlug, lag sie auf einem der Sofas, und um sie herum war es ruhig geworden. Und sie spürte, dass sich etwas verändert hatte – dass etwas mit ihr geschehen war, was sie nicht beschreiben konnte.
Obwohl das Kaminfeuer fast heruntergebrannt und das Licht im Raum nicht angeschaltet war, konnte sie das feine Muster an der Decke ohne Schwierigkeiten erkennen. Sie sah alles! Die feinen
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