Black Dales
Nathan !« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. Das konnte nicht sein! Er konnte nicht sterben – das war unmöglich!
Tränen rannen ihr die Wange hinunter und legten sich wie ein grauer Schleier über ihre Augen, dass sie alles um sich herum nur noch verschwommen wahrnahm. Aber sie kümmerte sich nicht mehr darum, was vor, über oder neben ihr geschah, jetzt war ihr alles egal. Ihre Augen brannten von dem Salz, ihr Körper zitterte vor Anstrengung und stummem Weinen und all der schrecklichen Angst, die die ganze Zeit an ihren Nerven gezerrt hatte und nun ihren Tribut forderte. Wie schnell sich so etwas ändern konnte – noch vor einer Stunde hatte sie höllische Furcht vor dem Tod gehabt, jetzt wünschte sie sich nichts sehnlicher.
Der Adamantit sah abschätzend auf den toten Nathan hinab, dann auf Allan, der den Körper seines Freundes ungläubig anstarrte. Jemand anderes konnte sich um ihn kümmern, er selbst war wegen etwas ganz anderem hier.
Er drehte sich von dem Alten weg und lief zu dem Kreis der Danags hinüber. Dort wandte er sich einem seiner Männer zu.
»Kümmere dich um den Alten«, wies er ihn an und deutete mit dem Kopf in Allans Richtung.
Der Danag nickte, brummte ein paar Worte und schritt davon.
Der Adamantit ging währenddessen an den anderen vorbei und blieb wenige Zentimeter vor Kate stehen.
Diese keuchte und drückte sich so weit wie möglich an die Wand.
Er lachte. »Du entkommst mir nicht«, sagte er ruhig und ging vor ihr in die Hocke. »Obwohl der Trick mit dem Kreuz eine gute Idee war.« Er streckte die Hand aus, umfasste die Kette mit seinen Fingern und zog sie mit einem Ruck von Kates Hals. Dann warf er das Schmuckstück zur Seite.
Einige Sekunden betrachtete er daraufhin seine Hand, als wäre er fasziniert davon, wie wenig ihm das Kreuz hatte anhaben können.
»Ich mag es nicht, wenn man den Männern Schmerz zufügt«, erklärte er schließlich. Er fuhr mit seinen Fingern über Kates Arm, an dem er sie Tage zuvor gezeichnet hatte, und schob ihren Pulloverärmel ein wenig nach oben.
»Sie freuen sich!«, flüsterte er. »Und sie sind hungrig. Und ich bin es noch viel mehr!« Er drückte mit seinem Finger in ihre Haut und sein harter Nagel ritzte ihr einen feinen Schnitt in den Arm. Es dauerte etwas, dann traten die ersten Tropfen Blut an die Oberfläche.
»Es riecht so gut!«, schwärmte er und leckte sich unwillkürlich die Lippen. Er richtete sich wieder auf und trat ein paar Schritte zurück. Dann starrte er wie die anderen mit einer Mischung aus Abscheu und Verlangen auf die junge Frau hinab.
Niemand von ihnen sagte etwas, niemand bewegte sich oder zuckte auch nur mit den Mundwinkeln, aber Kate wusste, dass es nun zu Ende war. Sie würde sterben, und das Letzte, was sie sehen würde, waren die Gesichter ihrer Mörder. Unwillkürlich erschienen ihre Eltern vor ihrem geistigen Auge, wie sie lachend vor ihrem Haus standen und ihr zum Abschied winkten, ihre Freundin Anne und Sue, die sie nie wiedergesehen hatte.
Sie versuchte, noch einmal zu Allan hinüberzusehen und zu Nathan, der für sie ein zweites Mal gestorben war.
Wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen, doch sie konnte Allan tatsächlich durch einen Spalt erkennen, wie er an der Wand hockte, das rechte Bein seltsam verdreht. Und davor, auf dem kalten Boden…
War alles leer.
Ihr Herz schlug schneller – wenn das überhaupt möglich war.
Nathan war nicht mehr dort.
Der Danag, den der Adamantit geschickt hatte, schritt zu Allan hinüber, ohne Nathan eines Blickes zu würdigen. Er baute sich vor dem alten Mann auf und schüttelte belustigt den Kopf.
»Ihr wolltet uns tatsächlich überwältigen?« Er lachte auf – er schien es in vollen Zügen zu genießen, dass er endlich keinen Vampir mehr zu fürchten hatte. »Naja, das hätte ja beinahe funktioniert.« Er sah sich kurz um und sein Blick blieb an dem Eisen hängen, das noch immer aus Nathans Brust ragte. Er zog es mit einem Ruck heraus und drehte es kurz in der Hand. Kümmere dich um den Alten – nichts leichter als das.
Er holte mit der Stange aus, bereit, seinen Auftrag auszufüllen…
Als ihm das Eisen urplötzlich entrissen und mit ganzer Kraft gegen den Hinterkopf geschlagen wurde.
Ohne ein weiteres Wort glitt er zu Boden.
Nathan hielt die Stange noch einen Moment wie ein Schwert erhoben und sah auf den Mann hinab.
»Anfänger«, meinte er nur und warf das Eisen achtlos zu Boden.
Allan atmete erleichtert auf, dann sah er an seinem Freund
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