Black Jack: Bei Anruf Mord!
gemacht. Es wäre tollkühn gewesen, die zu ignorieren.“
Nick schwieg. Wie hätte er ihm einen Vorwurf machen sollen? Falls Webber seinen Vater hatte umbringen lassen, wie er glaubte, und Joe eine Bedrohung geworden war, hätte er ihn ohne zu zögern ebenfalls getötet.
„Deshalb habe ich mich entschlossen, im Chenonceau zu bleiben und den Mund zu halten“, fuhr Joe fort. „Ich war nicht stolz darauf, das kannst du mir glauben. Es gibt nicht einen Tag im vergangenen Jahr, an dem ich nicht an deinen Vater gedacht habe. Ich bin mir wie ein Verräter vorgekommen, der seine Freundschaft und sein Vertrauen nicht verdient hatte. Gleichzeitig wusste ich aber, dass er an meiner Stelle das Gleiche getan hätte. Eines Tages, wenn du mal selbst Kinder hast, wirst du das verstehen.“
„Hallo, Prinzessin.“ Gino gab Kelly einen Kuss auf die Wange. „Ich habe mich schon gefragt, wann du kommen würdest.“
„Woher wusstest du überhaupt, dass ich komme?“
„Dein junger Mann hat angerufen.“ Er zwinkerte ihr zu. „Ich habe das Gefühl, er kontrolliert dich.“
Am anderen Ende der Küche füllte Connie Cannelloni mit einer Mischung aus Ricottakäse und Spinat. Benny stand an der Spüle und säuberte Tintenfische.
Kelly wusste, dass ihre Mutter eine Lüge sofort durchschaut hätte, und deshalb hatte sie ihr die Wahrheit erzählt. Connie hatte das Verhör beendet, als ihr klar geworden war, dass Nick ihre Tochter nicht in unnötige Gefahr gebracht hatte.
„Ich mag diesen Jungen“, hatte Connie gesagt und Kelly einen Klaps auf den Rücken gegeben. „Du solltest ihn heiraten.“
„He, Kelly!“ Benny hielt den Telefonhörer hoch. „Nick ist dran.“
Sie ging hinüber und nahm ihm den Hörer aus der Hand. „Warum hast du mich nicht auf dem Handy angerufen?“ fragte sie ihn.
„Weil ich mich vergewissern wollte, dass du da bist, wo du sein sollst.“
Sie lächelte. Es war schon lange her, dass ein Mann sich so um sie gesorgt hatte wie Nick. „Das habe ich dir doch gesagt. Was ist denn los? Vertraust du mir etwa nicht?“
„Nicht nach der Nummer, die du gestern abgezogen hast. Außerdem habe ich vor einer Viertelstunde schon einmal angerufen, und du warst nicht da.“
„Ich bin bei Victoria vorbeigefahren und habe ihr berichtet, was in Atlantic City passiert ist.“
„Du hast doch nichts von Joe erzählt, oder?“
„Natürlich nicht. Wie gehts ihm denn?“
„Besser, jetzt da die Kinder außer Gefahr sind. Wir warten, bis sie angekommen sind, ehe wir zur Polizei gehen.“
„Was hatte er denn zu beichten?“
„Ich erzähle dir das alles, wenn wir uns morgen früh sehen. Dann wird diese ganze schmutzige Angelegenheit hoffentlich beendet sein.“
Als Kelly aufgelegt hatte, kam Connie zu ihr hinüber und legte den Arm um ihre Taille. „Ich habe gehört, dass du von Victoria gesprochen hast. Warum rufst du sie nicht an und fragst sie, ob sie und Phoebe zum Abendessen kommen wollen?“
„Das habe ich schon getan. Aber sie möchte mit ihrer Tochter einen ruhigen Abend zu Hause verbringen. Ward und Cecily sind heute im Bellevue, Adrian hat frei, und Phoebe kann so viel Krach machen, wie sie will.“
„Ach ja, stimmt.“ Connie schüttelte den Kopf. „Ward bekommt heute Abend einen Preis verliehen, nicht wahr?“
„Den Benjamin-Franklin-Preis.“ Die Auszeichnung war eine große Ehre und wurde alljährlich an eine Persönlichkeit verliehen, die sich unermüdlich dafür einsetzte, Philadelphia zu einer besseren Stadt zu machen. In diesem Jahr war Ward ausgewählt worden, weil er den Bau eines Frauenhauses mit Hilfe der Eastland Bank finanziert hatte.
„Warum bist du denn nicht dazu eingeladen worden?“ fragte Gino.
„Bin ich doch. Aber ich habe aus Rücksicht auf Victoria abgesagt. Sie geht nämlich auch nicht.“
Kopfschüttelnd ging Connie zum Herd und schaute in einen Topf. „Armes Mädchen. Sie muss ja wahnsinnig werden, weil sie nicht weiß, was mit ihrem Mann passiert ist.“
Vielleicht wird sie es bald wissen, dachte Kelly. Vielleicht hatte Nick Recht, als er sagte, die schmutzige Angelegenheit sollte morgen erledigt sein.
Kelly holte gerade einen Teller mit Lasagne aus dem Herd, als Nick sie noch einmal anrief, dieses Mal auf ihrem Handy. „Kelly“, sagte er über die Freisprechanlage. „Es ist etwas passiert.“ Seine Stimme wurde leiser, dann wieder vernehmlich. „Wir treffen uns …“
„Nick, ich kann dich kaum hören. Kannst du etwas lauter sprechen?“
Obwohl er es
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