Black Jack: Bei Anruf Mord!
soll niemandem erzählen, dass er wegfährt.“
„Wo fahren sie denn hin, Nick?“ Joes Stimme war belegt vor Angst.
„Nach Italien. Kathleen hat sich bereit erklärt, sie bei sich aufzunehmen, bis die ganze Sache ausgestanden ist.“
„Gott segne sie.“
„Ja, sie ist ein gutes Mädchen – und ein Rettungsanker für Leute, die in Schwierigkeiten sind.“ Nick schaute auf seine Uhr. „Ich ruf jetzt bei den Fluggesellschaften an und erkundige mich nach dem frühesten Flug, den ich bekommen kann. Sie werden vermutlich nach Rom fliegen und von dort einen Anschlussflug nach Aviano nehmen müssen.“
„Danke, Nick. Jetzt gehts mir schon viel besser.“
„Gut. Wir sehen uns um fünf am Flughafen.“
„Was
hast du getan?“ brüllte Nick ins Telefon.
„Schrei mich nicht so an.“ Kelly hielt das Handy vom Ohr weg, während sie weiterfuhr. „Du machst mein Trommelfell kaputt.“
„Ich werde noch was ganz anderes mit dir anstellen, als dein Trommelfell kaputt zu machen, Kelly. Ich werde dich bei lebendigem Leibe häuten. Du hast mir dein Wort gegeben, dass du dich von Atlantic City fern halten wirst.“
„Ich habe das unter Druck getan. Das zählt nicht.“
„Verdammt noch mal, Kelly.“
„Willst du mich weiter so anbrüllen? Oder willst du hören, was ich herausgefunden habe?“
Er holte tief Luft. „Was hast du denn herausgefunden?“
„Ich weiß, wer deinen Vater umgebracht hat.“
Es entstand eine lange Pause. Dann sagte er nur ein einziges Wort. „Wer?“
„Enrique.“
Sie berichtete ihm von ihrem Gespräch mit Ben und Ralph und warum Ben Angst gehabt hatte, sich unmittelbar nach dem Mord der Polizei anzuvertrauen. „Er glaubte, es war eine Frau, aber das stimmt nicht. Es war ein Mann, der sich als Frau verkleidet hatte. Wenn man bedenkt, wie leicht Enrique sein Aussehen verändern kann, dürfte ihm das nicht schwer gefallen sein. Wahrscheinlich hat er die meisten seiner Kostüme behalten.“
„Und du bist sicher, dass er nicht in den Personalakten stand, die Webber dich durchsuchen ließ?“
„Vollkommen sicher. Und Syd wusste, dass er nicht drinstand, sonst hätte er sie mich nicht so bereitwillig anschauen lassen. Enrique ist woanders beschäftigt. Vielleicht in einem anderen Casino.“
„Ich rufe Alan an und bitte ihn, das herauszufinden. Und wenn du deine Eskapaden beendet hast, möchte ich, dass du …“
„Ins San Remo gehst, ich weiß. Ich bin gerade auf dem Weg dorthin.“ Ihre Stimme wurde ein verführerisches Flüstern. „Es sei denn, du möchtest in mein Haus kommen und dich höchstpersönlich um die Überwachung kümmern.“
Auf diesen Satz reagierte er zum ersten Mal mit einem Lachen. „Du Miststück.“
„Willst du?“
„Ich würde gerne. Aber Joe hat mich gerade angerufen. Ich habe doch Recht gehabt, Kelly. Er weiß etwas, und es ist eine große Sache.“
Kelly verlangsamte das Tempo, als sie sich der Ben-Franklin-Brücke näherte. „Hat es was mit Syd zu tun?“
„Darauf würde ich ein Jahresgehalt verwetten. Das Problem ist nur, Joe redet erst, wenn seine Kinder in Sicherheit sind.“
Schweigend hörte sie zu, als er ihr erzählte, dass seine Schwester ihm ihre Unterstützung zugesagt hatte und die Kinder bei sich aufnehmen wollte, bis keine Gefahr mehr bestand.
„Ich ruf dich an, wenn ich mehr weiß, einverstanden?“
„Klar. Du weißt, wo du mich erreichen kannst, Nick.“
41. KAPITEL
N icks Plan hatte reibungslos funktioniert. Das lag zum größten Teil an der Schnelligkeit, mit der er in die Tat umgesetzt worden war, und an der Bereitwilligkeit aller Massimos. Sogar der kleine Tommy, der seinen Dad zunächst gar nicht verlassen wollte, hatte sich schließlich einverstanden erklärt, in das Flugzeug zu steigen.
Beim Einchecken hatte Nick mit der Chefstewardess gesprochen und ihr erklärt, dass die Jungen in Aviano von seiner Schwester Kathleen Hargrove abgeholt werden würden. Die Stewardess hatte ihm versichert, dass sie sie persönlich zum Alitalia-Terminal bringen würde, damit sie ihre Verbindung nach Aviano erreichten.
Nachdem das Flugzeug gestartet war, fuhren Nick und Joe zurück ins Stadtzentrum und gingen in eine belebte Bar, die in einer Seitenstraße der Broad Street lag. Sie war bei Sportfans beliebt, weil ein halbes Dutzend Fernsehgeräte an strategisch günstigen Orten im ganzen Raum verteilt war. Alle Besucher starrten wie gebannt auf die Bildschirme, um das Basketballspiel Temple gegen die Universität von Dayton zu
Weitere Kostenlose Bücher