Black Jail
nicht gesagt, dass mir irgendwas Kummer macht.«
»Sie fragten …«
»… was es ändern würde«, sagte Glass. »Einfach nur so.« Riddell trommelte mit seinem Bleistift auf den Schreibtisch. »Ihre Arbeit gefällt Ihnen also?«
»Ich hatte schon bessere.«
Ein Funken Interesse in Riddells Augen. »Und zwar?«
»Hab in ’nem Kino gearbeitet. Das mit dem Essen- und Getränkeverkaufen hat mir nicht so gefallen, aber damit verdienen sie das meiste Geld. Allerdings Kino umsonst. Das war gut. Ich mag Filme.«
»Und wieso haben Sie dann aufgehört?«
Und dabei sollten Psychiater doch angeblich gescheit sein. »Geld«, sagte Glass. »Wir kriegen hier nicht viel, aber doch ’ne verdammte Menge mehr als ’n Kartenabreißer.«
»Abgesehen vom Kino, haben Sie noch woanders gearbeitet?«
Hatte er natürlich. Aber im Augenblick konnte er sich nicht erinnern, wo. Ihm war auf einmal ganz heiß, und er war sich sicher, dass es damit zusammenhing. Bei dem Versuch, sich zu erinnern, wurde ihm übel. Und dann urplötzlich war er wieder okay. Die Bäckerei. Wo er Lorna kennengelernt hatte. Aber das brauchte Riddell nicht zu wissen.
»Nein«, sagte Glass. »Andere Jobs hatte ich nicht.«
Riddell schien sich indessen zu freuen, dass er eine Antwort erhalten hatte. Bohrte nach. »Würden Sie sagen, Sie haben sich jetzt eingewöhnt?«
Glass zuckte die Achseln. »Ich weiß, wie’s läuft.«
»Und Ihre Kollegen?«
»Die meisten scheinen auch zu wissen, wie’s läuft.«
»Nein, ich meine, wie kommen Sie mit ihnen aus?«
»Hören Sie«, sagte Glass. »Die meisten von denen sind Arschlöcher. Ich weiß das. Sie wissen das. Und die wissen’s auch. Aber es hat keinen Sinn, wenn ich hier rumsitze und Ihnen davon erzähle.«
»Wieso nicht?«
»Weil sie dadurch nicht aufhören, Arschlöcher zu sein.«
Riddell ließ das eine Weile sacken. Dann sagte er: »Was haben sie getan?«
»Wie meinen Sie das?«
»Was haben sie Ihnen getan? Wieso sind sie Arschlöcher?«
»Sie sind einfach Arschlöcher. Das müssen Sie doch wissen. Sie reden doch auch mit denen.«
Eine weitere Pause. »Und Sie möchten nicht darüber sprechen?«
»Sie haben’s erfasst.« Für ’nen Seelenklempner passte Riddell nicht gerade gut auf.
Riddell lächelte. »Das mögen Sie denken.«
»Und ob.«
»Aber das heißt nicht, dass Sie recht haben.«
»Sollte nicht ich das beurteilen?«
»Natürlich«, sagte Riddell, »ich wollte lediglich …«
»Zeit zu gehen«, sagte Glass. »Ich hab was Wichtigeres zu tun.«
»Wir haben noch eine Menge Zeit, Nick.«
»Sie hören mir nicht zu, John «, sagte Glass. »Versuchen Sie’s mal. Sie würden vielleicht staunen, was Sie dann erfahren.«
DIENSTAG
Eines Tages vor ungefähr zehn Jahren hatte Sandy »Headcase« Harris für sich in einer Kneipe in Falkirk gesessen und getrunken. Er trank gern für sich in Kneipen. Er war der letzte Gast, und der Barkeeper war allein, da es ein typisch ruhiger Montagabend war.
Der Barkeeper bat Harris höflich, auszutrinken.
Harris wollte nicht. Allerdings sagte er das nicht. Stattdessen packte er eine Bierflasche am Hals, zerschlug sie an der Kante des Tresens und rammte sie dem Barkeeper tief in die Kehle.
Der verblüffte Barkeeper wusste nicht, was er tun sollte. Er machte den Fehler, das Glas herauszuziehen. Blut sprudelte über den Bartresen, ergoss sich über die frisch gewaschenen Gläser und den Fußboden. Während der Barkeeper nach Luft rang, sprang Harris über den Tresen, drängte sich hinter den Barkeeper und fixierte ihn mit einem Ringergriff.
Harris legte den Barkeeper über den Tresen. Dann vergewaltigte er ihn.
Als Harris fertig war, war der Barkeeper tot.
Harris holte sich noch eine Flasche, setzte sich wieder hin und trank sie aus. Danach trank er noch zwei weitere.
Dann, in aller Seelenruhe und ohne dass er sich im mindesten angetrunken anhörte, wählte er die Notrufnummer und erklärte, was er getan hatte.
Als die Polizei ankam, war er gerade dabei, eine Tüte Erdnüsse aufzuessen.
Alle im Hilton kannten die Geschichte. »Headcase« Harris erzählte gern davon, und dabei lächelte er.
Deshalb hoffte Glass, dass es nichts mit Harris zu tun hatte, als ihm gesagt wurde, er werde im Bagger gebraucht.
»Er braucht Bewegung«, sagte McDee. »Ist sein gutes Recht. Wir dürfen ihm seinen Rundgang im Hof nicht verweigern.«
»Will ich ja gar nicht bestreiten«, sagte Glass. »Aber wieso muss ich mit ihm gehen?«
»Du bist der einzige Aufseher, der
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