Black Jail
ersten sich bietenden Gelegenheit würde er Glass kaltmachen. Vielleicht ihn danach noch durchficken. Und die Gelegenheit würde sich schon sehr bald bieten.
»Zeit für den Rundgang«, sagte Glass.
»Regnet es?«, wollte Harris wissen.
Seine Zähne wirkten so weiß wie seine Augen. Er hatte Scheiße auf den Lippen. Er hatte seine Sache verdammt gründlich gemacht.
»Knochentrocken«, sagte Glass. Es kam ihm wieder hoch. Schluckte. Schluckte weiter. Er produzierte massenhaft Speichel. »Wieso hast du das mit dir gemacht?«
»Och«, sagte Harris und drehte den Kopf. »Ich hätt gar nicht gedacht, dass das jemand auffällt.«
Glass zuckte die Achseln. »Ich stecke voller Überraschungen.«
Harris musterte ihn, grinste dann. »Die Wichser wollten meinen Eimer nicht leeren«, sagte er. »Hat hier schon ’ne Woche lang rumgestunken. Und da hab ich ihn selber ausgeleert. Man gewöhnt sich übrigens an den Geruch.« Er streckte den Arm aus. »Leg mir die Armbänder an. Ich kann’s gar nicht abwarten, mit dir zu kuscheln.«
Glass wollte sich überzeugen, dass man ihn nicht angelogen hatte. »Bist du gestern ausgeführt worden?«, fragte er Harris.
»Werd immer ausgeführt. Muss sein«, sagte Harris. »Ich hab Rechte.«
Natürlich. Er hatte Rechte. Glass nickte. Fox und McDee hatten ihn nicht angeschmiert.
Der Hof für den Rundgang maß etwa dreieinhalb mal dreieinhalb Meter. Er war ringsum von Mauern umgeben.
McDee und Fox standen am Eingang und sahen zu, wie Glass praktisch Hand in Hand mit Harris seine Runden drehte.
Glass war also der einzige verfügbare Aufseher, was? Er hatte gewusst, dass das gelogen war. Die Wichser waren gekommen, um zu feixen. Sie schienen das irre komisch zu finden. Na schön, sollten sie.
In Wirklichkeit machte sich Glass mehr Sorgen wegen Harris als wegen seiner Blödmänner von Kollegen. Vorläufig benahm Harris sich allerdings. Summte ein Liedchen, etwas, das Glass nicht erkannte, und auf seiner Schulter flatterten ein paar Federn in der Brise.
Mit jeder Runde jedoch fand Glass es zunehmend schwieriger, nicht gegen ihn zu stoßen. Nicht nur dass Glass keine Kacke an seine Uniform kriegen wollte, es war auch so, dass Harris barfuß war und möglicherweise schon in einen mörderischen Amok ausrastete, wenn Glass ihmauf die Zehen trat. Er hatte schon für weniger einen Mann umgebracht.
Glass wollte die Sache bloß hinter sich bringen. Der Geruch war erträglich, weil sie draußen waren, aber er konnte spüren, dass er ihm in den Kleidern hing, in Haut und Haare drang.
Weitere Aufseher gesellten sich zu Fox und McDee. Zuerst Ross, dann MacPherson, dann, noch bevor er zwei weitere Runden gedreht hatte, Hynd, Lambe, White, Carson und noch zwei Gesichter, die Glass kannte, deren Namen er aber nicht wusste.
So viele, dass sie sich bis auf den Hof drängten.
Die Hälfte von ihnen rauchte. Und jedes Mal, wenn Glass und Harris eine Runde beendeten, johlten sie.
»Haben sie das gestern auch gemacht?«, fragte Glass Harris, als sie am weitesten weg waren.
»Nee.«
»Und was ist an mir so Scheißbesonderes?«
»Du rennst mit ’nem Scheißirren rum, der mit Scheiße und Federn beschmiert ist.«
Glass blieb stehen, so dass Harris auch stehen bleiben musste. »Aber das sind McDee und Fox doch auch.«
»Nee«, sagte Harris. »Mit meinem Kackprotest hab ich erst gestern Abend angefangen.«
Glass stopfte seine Uniform in eine große Tragetasche. Sogar als er seine Zivilklamotten angezogen hatte, konnte er Harris’ Scheiße noch riechen.
Auf dem Heimweg im Auto war ihm übel. Er öffnete das Handschuhfach, holte zwei Pillen heraus, die er in die Finger eines seiner Handschuhe gestopft hatte. Extrastarke Betablocker. Brachten einen in null Komma nichts runter.
Nachdem er sich das Heroin geklemmt hatte, hatte er angefangen, von allem ein bisschen abzustauben. Bewahrte den Stoff zusammen mit der Kanone in der Keksdose inder Garage auf. Die Lieferungen wechselten. Die letzten Wochen hatte er Heroin, Koks, Speed, LSD, Poppers, Ecstasy, Beruhigungsmittel, Neuroleptika, Antikrampfmittel, Schmerzmittel geschmuggelt. Jedes Mal hatte er ein bisschen für sich selbst abgezweigt. Er konsumierte nicht regelmäßig, aber wieso sollte man nicht die Auswahl haben? Seine Arbeit war stressig – sein Leben war stressig. Lorna nahm sich jederzeit die Freiheit, abzuschalten. Wieso sollte er nicht ein bisschen von dem Zeug bunkern, das er direkt vor der Nase hatte? Er hatte sich einen ordentlichen Vorrat
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