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Black Jail

Black Jail

Titel: Black Jail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guthrie
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verdammt noch mal, und lässt mich reden? Ich kann das nicht alles am Telefon erklären. Mach einfach, was ich dir sage. Mein Freund hat Schmerzen. Er kommt hier nicht weg, ehe er bei einem Arzt war.«
    Er nannte die Adresse des Hotels. Dann sagte er: »Nein, du musst sofort herkommen … Ja, ich weiß, dass wir dein Auto nicht nehmen können … Such dir einen, der eins klemmt, und bring’s her. Sag ihnen, wir brauchen keinen Fahrer, nur ein Auto. Aber komm du jetzt rüber, und zwar flott.«
    Er war ein Optimist. Glass konnte garantiert nicht fahren. Sein Arm war inzwischen total steif. Ganz zu schweigen von seiner kaputten Hand. Und Mafia konnte nichts sehen. Zu zweit hatten sie die nötigen funktionierenden Körperteile, aber individuell taugten sie nicht für viel.
    Als Mafia aufgelegt hatte, sagte Glass: »Das war nett.«
    »Was denn?«
    »Mich deinen Freund zu nennen.«
    »Ich versuch hier, dir den Arsch zu retten«, sagte Mafia. »Denkst du, da nenn ich dich ’nen Wichser?«
    Glass beließ es vorerst dabei. Dann sagte er: »Es geht also nur darum, dass du ’ne Geisel brauchst? Oder würdest du auch so wollen, dass ich überlebe?«
    »Du bist ein total bescheuertes kleines Kind.« Mafia sagte eine Weile nichts mehr. Begnügte sich damit, den geriffelten Griff der Pistole zu streicheln.
    Glass störte ihn nicht dabei. Er hatte ja recht. Glass war ein bescheuertes kleines Kind.
    Er hatte eine behütete Kindheit gehabt. War mit seinerMama und seiner großen Schwester aufgewachsen, Hazel. Hatte nie gewusst, wer sein Vater war. Gelegentlich tauchten irgendwelche Typen auf, klar, aber nur einer, der länger durchhielt. Er war okay gewesen, aber so richtig klick gemacht hatte es nie zwischen ihm und Glass.
    Egal, Glass hatte Lorna kennengelernt, die erste Frau, in die er sich verknallt hatte, als er im Sommer in der Bäckerei ihres Vaters gejobbt hatte, um Geld für die Universität zu verdienen. Damals, bevor ihr Dad die Bäckerei verloren hatte, war sie intelligent und einschüchternd und sexy gewesen und hatte gewusst, was sie wollte, im Bett. Sie waren erst drei Monate zusammen, als sie schwanger wurde.
    »Wie?«, hatte er sie gefragt.
    »Was glaubst du denn?«
    »Aber du nimmst doch die Pille oder so was«, sagte er. »Oder nicht?«
    Sie hatten nie darüber gesprochen. Er war einfach davon ausgegangen.
    »Nein«, sagte sie.
    »Aber«, sagte er und versuchte zu verdauen, was er da hörte, »aber du musst doch irgendwelche Vorsichtsmaßnahmen getroffen haben.«
    »Wieso denn?«, fragte sie.
    »Weil«, sagte er, »weil sonst … du weißt schon, das hier passieren würde.«
    »Denkst du, ich will nicht schwanger sein?«
    »Ich, ich weiß nicht … willst du?«
    »Ja. Und wie. Ich liebe es. Ich wünsch mir eine Familie. Du nicht? Geht’s in einer Beziehung nicht überhaupt darum?«
    Er war sich da nicht so sicher. Ging es darum? Er hatte nie über den Sex hinausgedacht. »Du hättest doch mal fragen können.«
    »Hätte ich, ja.«
    »Das wäre höflich gewesen.«
    Sie lachte. »Stimmt. Tut mir leid. Hättest du Ja gesagt?«
    »Ich will nicht Vater werden«, sagte er. »Ich bin noch zu jung.«
    »Du wirst ein toller Vater«, sagte sie. »Na, egal, ist sowieso zu spät.«
    Er war von der Schule abgegangen, hatte einen Teilzeitjob in der Bäckerei angenommen, war bei seiner Mama aus- und bei Lorna eingezogen.
    Hazel war nicht glücklich gewesen. Nicht, weil er Mama allein ließ. Nein, Hazel war schon längst selbst weg. Hatte einen amerikanischen Anwalt kennengelernt, geheiratet und war nach Boston gezogen. Versuchte seitdem verzweifelt, Kinder zu bekommen.
    Und da ging ihr kleiner Bruder hin und schwängerte seine Freundin gleich mit dem ersten Schuss. Nein, seine Schwester war nicht glücklich. Sie drohte damit, ihn zu besuchen und ein ernstes Wörtchen mit ihm zu reden, aber er hatte ihr gesagt, sie solle sich raushalten.
    Damals war es ihnen gutgegangen, ihm und Lorna, in ihrer kleinen Wohnung über der Bäckerei. Und er hätte um keinen Preis der Welt auf Caitlin verzichten mögen.
    Seine Mama war zwei Jahre danach gestorben. Bauchspeicheldrüsenkrebs. Wenigstens bekam sie ihre Enkeltochter noch zu sehen, bevor sie abtrat. Hazel erschien nicht zur Beerdigung, und Glass hatte sie seitdem nicht mehr gesehen. Sie hätte genauso gut gar nicht existieren können.
    Gott, wie gern wäre er jetzt zu Hause bei der einzigen Familie gewesen, die er noch hatte, zusammengekuschelt im Bett, mit Lorna auf der einen Seite, auf

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