Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss
Sekunde zu Sekunde unruhiger.
In meinem Bauch flatterten die Schmetterlinge um die Wette. Meine Schläfen fingen an zu pochen, und das überwältigende Bedürfnis stieg in mir auf, auf der Stelle aus dem Zimmer zu rennen.
Was war nur los mit mir? Ich fasste mir an den Hals und spürte, wie mein Puls raste. Meine Haut war mit Schweiß bedeckt. Hatte ich etwa eine Panikattacke? Dieser Zustand war neu für mich.
Während ich versuchte, mir darüber klarzuwerden, was mit mir vor sich ging, fiel mir etwas Seltsames auf. Vals Haus war so alt, dass darin überall die Fußböden knarrten. Man hörte praktisch jeden Schritt. Ich hatte gehört, wie Val in den ersten Stock hinaufgestiegen und dort oben umhergegangen war. Aber jetzt hörte ich schon eine ganze Weile nichts mehr.
Ich blieb stehen, und das unerklärliche Gefühl der Panik, das von mir Besitz ergriffen hatte, erreichte seinen Höhepunkt.
Ohne zu wissen warum, drehte ich mich zum Treppenaufgang um. Und da stand sie.
Ich hatte die Treppe kein einziges Mal knarren hören. Weil Val sie hinuntergeschlichen war. Hätte mich meine wachsende Unruhe nicht dazu gebracht, mich umzudrehen, hätte ich es nie und nimmer rechtzeitig geschafft, mich aus der Schusslinie zu bewegen.
Es gab einen lauten Knall, und ich warf mich zu Boden.
Die Projektile eines Tasers schossen durch den Kubikmeter Luft, den ich gerade verlassen hatte, und bohrten sich wirkungslos in die Rückenlehne eines Stuhls. Val fluchte leise und warf die leere Kartusche aus.
Ich hatte nicht die Zeit, großartige Gefühle des Erstaunens oder der Empörung in mir aufkommen zu lassen. Sie lud den Taser nach, und ich schnappte mir ein Sofakissen. Ich schaffte es gerade noch, es schützend vor meinen Körper zu halten, als der Taser abermals knallte. Ich spürte, wie die Projektile das Kissen trafen. Doch Gott sei Dank war es so dick, dass es von keinem der kleinen Pfeile durchschlagen wurde.
Ich wagte einen Blick über den Rand des Kissens und sah Val auf mich zu kommen – den Taser immer noch in der Hand. Sie wollte mich offenbar im direkten Zweikampf überwältigen.
Damit beging sie einen taktischen Fehler. Denn erstens bin ich fünfzehn Zentimeter größer als sie und treibe regelmäßig Sport. Zweitens lernt man schon in jungen Jahren, sich körperlich zur Wehr zu setzen, wenn man aus einer Familie kommt, die zur Spirituellen Gesellschaft gehört. Entweder das – oder man verbringt seine Kindheit damit, sich von anderen Kindern grün und blau schlagen zu lassen. Ich hatte mich für die erste Option entschieden.
Val versuchte, mit dem Taser hinter meinen Schild zu kommen – äh, hinter mein Kissen, meine ich. Ich konnte ihren Angriff mühelos abblocken, bemerkte aber zu spät, dass es sich nur um eine Finte handelte.
Sie trat mir gegen das Schienbein. Hätte sie spitze Schuhe getragen, hätte ich für meine Unachtsamkeit bitter bezahlen müssen. Doch sie hatte nur Turnschuhe an, und damit konnte sie mich nicht ernsthaft verletzen.
»Au!«, schrie ich. »Was zum Teufel soll das, Val?«
Sie antwortete nicht. Ihr Blick war kämpferisch und auf ihr Ziel konzentriert. Ich hatte sie noch nie so erlebt. Sie packte das Sofakissen und versuchte, es mir wegzureißen. Doch da ich es mit beiden Händen festhielt und sie nur mit einer, war ich bei unserem kleinen Tauziehen klar im Vorteil. Ich zog mit aller Kraft an dem Kissen, um es ihr zu entreißen. Im gleichen Moment ließ sie los.
Ich fluchte und wurde von meinem eigenen Schwung zu Boden gerissen.
Der Aufprall schlug mir das Kissen aus der Hand und die Luft aus der Lunge. Val warf sich auf mich und holte mit der Linken zum Schlag aus. Auch diesmal handelte es sich jedoch nur um ein Ablenkungsmanöver, und sie versuchte gleichzeitig, mir den Taser in die Rippen zu rammen.
Ich schenkte ihrer Linken keine Beachtung und packte mit beiden Händen ihre Rechte. Auch als Vals Faust mein Gesicht traf, ließ ich die Hand mit dem Taser nicht los.
Der Schlag war linkisch und ungeschickt, tat aber trotzdem weh.
Ich war jetzt wirklich sauer und hielt mich nicht mehr zurück. Ich rollte mich nach links. Val war nicht groß und nicht schwer genug, um mich am Boden zu halten, also lag ich schließlich oben. Ihr Taser war zwischen uns eingeklemmt, so dass sie mir keinen Schock versetzen konnte, ohne sich selbst einen zu verpassen.
Der Schlag, mit dem ich sie traf, war weder linkisch noch ungeschickt, und Val fiel in sich zusammen wie ein nasser Sack. Ich war
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