Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss
versucht, ihr direkt noch einen Hieb zu verpassen, konnte mich aber zurückhalten.
Keuchend rollte ich von ihrem reglosen Körper herunter, stöhnte dabei vor Schmerz und fragte mich, was zum Teufel hier los war. Ich nahm Val ohne Widerstand den Taser aus der Hand und checkte die Batterieanzeige. Noch jede Menge Saft übrig. Während sie allmählich wieder zu sich kam, tastete ich sie nach weiteren Waffen ab, fand aber nichts.
Ich stand auf und ging auf Abstand. Wo mich ihr Schlag getroffen hatte, schmerzte meine Wange, doch ich spürte noch einen anderen, tiefergehenden Schmerz. Meine Augen brannten, und ich dachte schon, ich würde jeden Moment in Tränen ausbrechen. Val war seit der Highschool immer meine beste Freundin gewesen. Die einzige Person, der ich genug vertraut hatte, um mit ihr über mein rätselhaftes Problem zu reden. Und ihre Reaktion hatte darin bestanden, mich anzugreifen!
Val stöhnte leise, öffnete dann die Augen und sah, dass ich ihren eigenen Taser auf sie gerichtet hielt.
»Du hast eine ganze Menge zu erklären, Schwester«, knurrte ich. Wut und Empörung ließen mich meine Schmerzen vergessen.
Val sah mich mit weit aufgerissenen, überraschten Augen an. »Es tut mir leid«, sagte sie.
Damit hatte ich nicht gerechnet. Eben war sie mir noch an die Kehle gesprungen wie ein tollwütiger Hund. Und jetzt entschuldigte sie sich?
Sie setzte sich langsam auf, den Blick auf den Taser gerichtet. »Ich dachte, du seist wirklich besessen.«
»Wie bitte?«, schrie ich. Das war alles irgendein abgefahrener Traum, oder? »Ich bin doch nur aus dem einen Grund hierhergekommen, dass du meine Aura checkst.«
Sie versuchte nicht aufzustehen. Vermutlich sah ich so aus, als hätte ich einen nervösen Zeigefinger, und Val konnte nicht ausschließen, dass ich den Taser während ihrer Ohnmacht wieder geladen hatte.
»Und wenn wirklich ein illegaler Dämon von dir Besitz ergriffen hätte, dann wäre das der perfekte Moment gewesen, um mich zu überwältigen.«
»Du machst wohl Witze? Wenn ich von einem Dämon mit Mordabsichten besessen wäre, warum sollte ich dann den perfekten Moment abwarten?« Ich schüttelte ungläubig den Kopf.
»Tut mir leid«, wiederholte Val. »Du warst irgendwie seltsam. Als ob du einen Dämon in dir hättest, der es noch nicht genau raushat, sich wie du zu verhalten.« Sie berührte ihren Kiefer, dem man praktisch dabei zusehen konnte, wie er anschwoll. »Aber wenn du wirklich von einem Dämon besessen wärst, dann hättest du fester zugeschlagen.« Sie sah mich mit unschuldigen Rehaugen an. »Tut mir wirklich sehr leid. Ehrlich.«
Die Rehaugen funktionierten bei mir nicht. Dafür hatte ich wohl immer noch zu viel Adrenalin im Blut. Obwohl ihre Geschichte einigermaßen Sinn ergab, war ich mir nicht sicher, ob ich sie ihr abkaufen sollte.
Hatte ich mich wirklich seltsam verhalten? So seltsam, dass sie den Eindruck gewinnen konnte, sie hätte in Wirklichkeit gar nicht mich vor sich, sondern einen Dämon, der sich für mich ausgab? Bevor ich ihr den Zettel zeigte, hatte sie doch ausdrücklich gesagt, dass ich mich nicht wie ein Dämon verhielt.
Das Problem war nur, dass mir kein anderer Grund einfiel, der sie dazu gebracht haben könnte, auf diese Art über mich herzufallen. Das war schließlich Val, die da vor mir saß, meine beste Freundin und Vertraute. Warum sollte sie mir etwas tun wollen?
»Du bist bestimmt ziemlich sauer auf mich«, sagte Val. »Aber ich habe nur getan, was ich für richtig hielt. Ich wollte dich überwältigen, um dir den Dämon austreiben zu können.« Sie lachte nervös. »Hätte vielleicht besser funktioniert, wenn du tatsächlich einen in dir hättest.«
Ich hielt den Taser so fest in der Hand, dass sie allmählich zu schmerzen begann. Ich ließ ihn sinken, nicht aber meine Deckung. Val wegen irgendetwas verdächtigen zu wollen, kam mir albern vor, aber ich konnte auch nicht einfach vergessen, was sie gerade zu tun versucht hatte. Außerdem wurde ich das unheimliche Gefühl nicht los, dass an ihrer Geschichte etwas nicht stimmte. Das Beste, was ich tun konnte, wäre, mich so schnell wie möglich aus dem Staub zu machen und gründlich über alles nachzudenken.
Val seufzte erleichtert und wollte sofort aufstehen, als ich den Taser senkte.
»Bleib unten«, befahl ich ihr und richtete erneut den Taser auf sie. Ich wollte mir einen kleinen Vorsprung verschaffen. Sie blieb auf dem Hosenboden sitzen und hielt kapitulierend die Hände hoch.
Ich ging
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