Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss
schlug mir bis zum Hals, und meine Hände krallten sich um die Armlehnen. Ungefähr zwei Sekunden lang versuchte ich mir einzureden, dass mir nur mein Unterbewusstsein einen Streich spielte. Dann hörte ich Schritte im Erdgeschoss. Eigentlich hätte meine Alarmanlage aufheulen müssen, wenn jemand ins Haus eingebrochen wäre. Doch diesmal wusste ich, dass ich mir nicht nur etwas einbildete.
Sie glauben jetzt vielleicht, eine taffe Braut wie ich holt ihre Uzi aus dem Schrank und stürmt wie Rambo im Adrenalinrausch nach unten, um es den Eindringlingen zu zeigen.
Nun, ich mag taff sein, aber nicht blöd.
Ich schlich mich leise zum Fenster, das auf meinen winzigen Garten hinausging. Mein Puls raste, während ich es vorsichtig hochschob. Von unten hörte ich ein Geräusch, das sich wie Flüstern anhörte. Ein Flüstern, auf das jemand im Flüsterton antwortete – was bedeutete, dass ich es mit mindestens zwei Einbrechern zu tun hatte.
Ich setzte mich aufs Fensterbrett und schwang meine Beine nach draußen. Um meinen Garten läuft eine Rosenhecke herum, und an der Rückwand des Hauses ist ein Spalier angebracht, an dem sich Rosen hinauf ranken. Ich betete, dass das Spalier mein Gewicht aushalten würde, und zog von außen das Fenster wieder zu.
Da ich nicht die weise Voraussicht besessen hatte, dornenlose Rosen an der Hauswand zu pflanzen, bekam ich auf dem Weg nach unten jede Menge Stiche und Kratzer ab. Ich sprang zu Boden und spähte vorsichtig an der Hauswand vorbei.
In meiner Einfahrt stand ein schwarzer Geländewagen mit getönten Scheiben. Ich hatte dieses Auto nie zuvor gesehen.
Ich konnte niemanden in dem Wagen erkennen, aber möglicherweise lauerte hinter den getönten Scheiben ein ganzes Einsatzkommando. Trotzdem: Die Eindringlinge würden jeden Moment nachsehen, ob jemand im ersten Stock war, und dann wollte ich auf gar keinen Fall gut sichtbar im Garten stehen.
Ich rannte quer durch den Garten. Die Angst schnürte meinen Magen zusammen, und ich erwartete, jeden Moment jemanden hinter mir rufen zu hören. Aber alles blieb ruhig. Ich nahm die Rosenhecke in vollem Lauf – manchmal sind lange Beine ein echter Vorteil – und rannte weiter. Der Sohn meiner Nachbarn hatte sich ein Baumhaus gebaut, und das erschien mir jetzt wie der perfekte Ort, an dem ich mich verstecken und von wo aus ich alles beobachten konnte. Ich dachte kurz darüber nach, bei einem Nachbarn zu klopfen und die Polizei anzurufen. Aber es war mitten in der Nacht, und bis ich es geschafft hätte, jemanden aus dem Bett zu holen, wären die Eindringlinge längst über alle Berge. Oder sie würden das Klopfen hören und mich holen kommen.
Mit meinen zerstochenen Händen würde ich im Baumhaus des Jungen bestimmt eine ziemliche Sauerei anrichten, aber das ließ sich nicht ändern. Ich kraxelte die wackligen Holzsprossen hinauf, die am Stamm des Baumes festgenagelt waren, und duckte mich in die enge Stube. Durch eines der kleinen Fenster hatte ich freie Sicht auf meine Einfahrt und die Vordertür. Ich hielt die Luft an, hoffte, dass sich hier zu verstecken die richtige Entscheidung gewesen war, und wartete ab.
Ich musste nicht lange warten. Kaum drei Minuten später ging die Vordertür auf, und drei schwarzgekleidete Gestalten kamen aus dem Haus. Ich hielt mir selbst den Mund zu, um mich nicht durch einen unfreiwilligen Laut zu verraten. Alle drei trugen Skimasken, so dass ich nur ihre Augen, Nasen und Münder sehen konnte, und selbst davon war auf die Entfernung nicht viel zu erkennen. Nach Größe und Körperbau zu urteilen handelte es sich um Männer, aber das konnte im Dunkeln täuschen. Nicht zu übersehen war jedoch, dass alle drei bis an die Zähne bewaffnet waren.
Ich bin kein Waffenfanatiker, deswegen kann ich nicht sagen, was genau die Männer bei sich trugen. Auf jeden Fall aber trug jeder von ihnen ein großkalibriges Gewehr oder eine Schrotflinte auf dem Rücken und zusätzlich einen Hüfthalfter mit eingesteckter Handfeuerwaffe. Wer auch immer diese Leute sein mochten und was sie vorgehabt hatten, es war ihnen verdammt ernst damit.
Sie stiegen in den Geländewagen und fuhren davon. Der Fahrer zog seine Skimaske erst aus, nachdem er rückwärts aus der Einfahrt gesetzt hatte. Hinter der Windschutzscheibe konnte ich flüchtig kurzgeschnittenes Haar aufschimmern sehen, aber das war auch schon alles. Ich hätte nicht einmal zu sagen vermocht, welche Haarfarbe der Mann hatte. Das Nummernschild des Wagens konnte ich erst recht
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