Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss
seine Stimme sanft, doch seine Augen glühten noch genauso feurig wie vorher.
»Ich bin nicht wütend auf dich«, sagte er. »Sondern auf … denjenigen, der hierfür verantwortlich ist.«
Das kurze Zögern schien mir darauf hinzudeuten, dass er genau wusste, um wen es sich dabei handelt. Doch ich wollte ihn nicht reizen, indem ich darauf bestand, dass er sein Wissen mit mir teilte. Ich hatte keine Ahnung, ob er in der Lage war, mir etwas zu tun. Aber ich wollte es auch nicht unbedingt herausfinden.
»Wie ich bereits erwähnte, bin ich unter meinesgleichen als Reformer bekannt«, fuhr er fort. »Reformer sind oft unbeliebt. Ich nehme an, dass man mich zu dir gerufen hat, um mich mundtot zu machen. Was bedeutet, dass irgendjemand, der mir nahesteht, mich verraten hat und meinen Wahren Namen weitergegeben hat. Und dieser Jemand hat vermutlich auch gewusst, dass du in der Lage sein würdest, mich aus deinem Bewusstsein zu verdrängen.«
»Okay.« Wie jemand das wissen sollte, war mir nicht klar, denn meines Wissens war kein Besessener dazu in der Lage, den Dämon zu unterdrücken. »Und was könnte es sonst noch bedeuten?«
Er blickte mich düster an. »Dass man mich umbringen will.«
Das klang gar nicht gut in meinen Ohren, denn ich vermutete, dass Schurken von dem Kaliber nicht einfach einen Exorzismus an mir durchführen würden, um ihre Absicht in die Tat umzusetzen – sondern mich eher auf einen Scheiterhaufen stellen und lichterloh in Brand setzen würden.
Lugh sah mir in die Augen, und seine Miene hellte sich etwas auf. »Aber das ist wahrscheinlich nicht der Fall«, sagte er sanft. »Sonst hätten sie mich schon gleich in der ersten Nacht umgebracht.«
Ich dachte an Val und die maskierten Männer, die bei mir eingebrochen waren. »Vielleicht hatten sie kein Problem damit, dich am Leben zu lassen, solange ich dich vollkommen unter Kontrolle hatte. Doch als ich Val diesen Zettel zeigte, erkannten sie, dass du mit mir Kontakt aufgenommen hast, und gingen über zu Plan B.« Plan B, der vermutlich beinhaltete, ihn mitsamt meinem Körper zu einem hübschen kleinen Häufchen Asche zu verbrennen. Juchu!
Ich versuchte, mir Val als Komplizin in einem Mordkomplott gegen mich vorzustellen, aber mein Gefühl wehrte sich entschieden. Sie war meine beste Freundin, verdammt noch mal! Sie würde mir nie etwas antun.
Nur hatte sie mir ja schon etwas angetan, und mit einem Taser war sie ebenfalls auf mich losgegangen, und die Erklärung, die sie dafür geliefert hatte, klang einfach nicht plausibel, so sehr ich es mir auch wünschte.
Der Gedanke schnürte mir die Kehle zu, und ich fürchtete schon, jeden Moment loszuheulen. Ich lasse Tränen selten zu, und wenn, dann bestimmt nicht vor anderen Leuten. Schon gar nicht vor attraktiven, furchteinflößenden Dämonen, die zufällig gerade mit mir zusammen meinen Körper bewohnen.
»Diese Möglichkeit müssen wir ernsthaft in Betracht ziehen«, sagte Lugh.
Er hatte sich zu mir auf die Couch gesetzt. Ich hatte ihn nicht rüberkommen sehen, also nehme ich an, er hatte sich an seinem ursprünglichen Platz in Luft aufgelöst und dann wie aus dem Nichts neben mir Gestalt angenommen. Ich bekam vor Schreck fast einen Herzinfarkt und wollte von ihm wegrücken. Doch er ergriff meinen Arm und hielt mich fest.
»Du musst keine Angst vor mir haben, Morgan. Ich bin nicht dein Feind, und selbst wenn ich wollte, könnte ich dir kein Leid zufügen.«
Wie beruhigend!
»Lass mich los.« Ich sagte diese Worte mit ruhiger, fester Stimme, obwohl mir das Herz gegen die Brust schlug wie ein Presslufthammer. Und das nicht nur aus Angst. Der Griff, mit dem er meinen Arm umschloss, fühlte sich wunderbar warm und fest an, und auch sein restlicher Körper strahlte eine wohlige Wärme aus. Seine Haare fielen ihm auf die Schulter und strichen über die Haut meines Arms wie Seide. Ich war ihm so nahe, dass ich das Leder riechen konnte, das er am Leib trug, und einen exotischen, moschusartigen Duft, den ich nicht kannte.
Er gehorchte, saß aber immer noch viel zu dicht bei mir.
»Lass mir ein bisschen Platz, okay?«, bat ich ihn mit einem Anflug von Verzweiflung in der Stimme.
Zu meiner großen Erleichterung rückte er ein Stück von mir ab. Meine Hormone protestierten zaghaft, doch ich brachte sie mit einem innerlichen Machtwort zum Verstummen.
»Was soll ich tun?«, fragte ich, denn offen gestanden hatte ich nicht den blassesten Schimmer.
»Hol dir den besten Exorzisten, den du finden kannst,
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