Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss
sich nach vorne, als sei das, was er jetzt sagte, nur für ihn und mich bestimmt.
Sicher: Für ihn, mich und alle, die auf der anderen Seite des Spiegels hinter ihm saßen.
»Ich möchte wissen, was los ist«, sagte er sehr leise, jedoch ohne wirklich zu flüstern. Dabei sah er mir in die Augen, als glaubte er, alles erfahren zu können, was er wissen wollte, wenn er mich nur eindringlich genug anstarrte.
Ich beugte mich ebenfalls nach vorne und nahm die gleiche Haltung ein wie er. »Das würde ich auch gerne wissen.«
Seine Mundwinkel zuckten, und seine karamellfarbenen Augen funkelten warm und belustigt. Seine Miene wirkte so freundlich, dass ich ihn für eine halbe Sekunde beinahe sympathisch fand. Dann rief ich mir wieder ins Gedächtnis, was er war, und der flüchtige Wahn fiel von mir ab.
»Hol entweder meine Anwältin her oder hör auf, meine Zeit zu verschwenden«, sagte ich und konnte sehen, wie der amüsierte Ausdruck aus seinen Augen verschwand.
Er lehnte sich zurück und hörte mit dem verschwörerischen Getue auf. »Ich weiß, dass du es nicht getan hast, Morgan.«
Der war so gut, dass ich lachen musste. »Ja, das weiß ich auch.«
Er kümmerte sich nicht um meine Stichelei. »Ich habe mich über deinen Fall informiert, und auch über deinen Anruf bei der Polizei vorletzte Nacht.«
»Warum? Was geht dich die ganze Sache an? Du bist Dämonenjäger, nicht Polizist.«
Ich hatte Adam noch nie die Beherrschung verlieren sehen und bekam langsam das Gefühl, dass das auch nie passierte. Jeder normale Typ hätte sich über die Anspielung, dass er kein richtiger Polizist war, geärgert. Adam überging sie einfach.
»Dieser Fall hat auch mit Dämonen zu tun. Und es ist offensichtlich, dass dir jemand etwas anhängen will. Fragt sich nur, warum.«
Das fragte ich mich auch, hatte bisher aber keine zufriedenstellende Antwort gefunden. Mein sonniges Gemüt sorgte zwar dafür, dass viele Leute mich nicht mochten und manche vielleicht sogar tatsächlich so etwas wie Hass gegen mich empfanden. Aber dass mich jemand genügend hasste, um mir einen Mord anzuhängen, konnte ich mir nicht vorstellen.
»Ich würde dir gerne helfen, wenn du mich lässt.«
Ich schüttelte irritiert den Kopf. »Wieso um alles in der Welt solltest du mir helfen wollen? Ich verdiene mein Geld damit, solche wie dich umzubringen, falls du’s vergessen hast.« Das ließ mich kaltblütiger klingen, als ich in Wirklichkeit war. Aber ich versuchte wohl immer noch, Adam dazu zu bringen, endlich die Beherrschung zu verlieren.
»Und ich bringe solche wie mich zur Strecke, wenn sie gegen die Gesetze verstoßen. Ich weiß, dass du ein Problem damit hast, dass ich ein Dämon bin. Aber wir stehen auf derselben Seite. Ob es dir nun passt oder nicht.«
»Das reicht mir nicht als Begründung.« Mein Gott: Ich wusste ja nicht einmal, warum er so sicher war, dass ich die Tat nicht begangen hatte. Meine Einstellung zu Dämonen kannte er schließlich.
Er legte den Kopf auf die Seite. »Glaubst du, ich brauche einen besonderen Grund, um jemandem helfen zu wollen, dem ein Verbrechen angehängt wird, das er nicht begangen hat?«
»Wenn es sich bei diesem Jemand um mich handelt, dann schon.«
Er beugte sich wieder nach vorne, ergriff meine Hand und umschloss sie mit einem warmen, festen Griff. Ich war total perplex und versuchte auf der Stelle, meine Hand wegzuziehen. Doch da konnte ich lange probieren. Er hielt sie mit beiden Händen fest umschlossen.
»Ich versuche nur, dein Freund zu sein. Ich nehme dir deinen Beruf nicht übel und halte dich für einen hochanständigen Menschen. Deswegen bin ich am Montag auch zu dir gekommen, damit du mir mit Dominic hilfst.«
Hätte ich nicht insgeheim vermutet, dass er mit diesem Dominic mehr als nur befreundet war, hätte ich jetzt glatt gedacht, er versuchte mich anzumachen. Es lag etwas in seinen Augen, eine Art besondere Weichheit, die ich noch nie zuvor an ihm beobachtet hatte. Aber ein Anmachversuch hätte mir mehr eingeleuchtet als dieses plötzliche Freundschaftsangebot.
»Lass meine Hand los, Adam.«
Er gehorchte, sah mich aber weiter mit diesem vertrauenheischenden Blick an. »Ich glaube, dass du in Schwierigkeiten steckst und Hilfe brauchst. Und ich glaube, dass du zu sturköpfig bist, um darum zu bitten.«
Bei Annahme Nummer eins und drei lag er richtig, ob auch Nummer zwei zutraf, musste sich erst noch erweisen. Und sollte sich tatsächlich herausstellen, dass ich Hilfe brauchte, wäre Adam
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