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Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss

Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss

Titel: Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Black
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war mir körperlich auch so noch weit überlegen, und wenn ihm eine Sicherung rausfliegen sollte, hätte ich ohne Taser schlechte Karten.
    Ich sah nach, ob er im Telefonbuch stand, und hatte Glück. Er wohnte im Süden von Philadelphia, in einem Viertel, in dem hauptsächlich Menschen italienischer Abstammung leben. Sollte er Verbindungen zur ehrenwerten Gesellschaft haben, war mein Besuch noch dümmer als ursprünglich gedacht.
    Ich fuhr mit dem Zug in die Stadt und dann mit dem Taxi zu der Adresse. Auf der Veranda vor der Eingangstür hielt ich für einen Moment inne, um mich zu sammeln. Vor dem Haus nebenan saß ein rauchender alter Mann im Unterhemd auf der Veranda und guckte jeder Frau unter fünfzig hinterher. Als ich merkte, dass er seine Aufmerksamkeit ganz auf mich zu konzentrieren begann, setzte ich mich schnell wieder in Bewegung.
    Ich drückte die Türklingel und beobachtete den alten Knacker aus dem Augenwinkel. Er musterte mich schamlos von Kopf bis Fuß. Sollte er doch glotzen. Zum Glück war ich heute nicht zu sexy angezogen.
    Gerade als ich anfing zu glauben, Castello sei nicht zu Hause, ging die Tür auf. Mein Anblick entlockte ihm keine Begeisterungsstürme.
    »Was wollen Sie?«, fragte er. Er schnauzte mich nicht direkt an, war aber nahe dran. Ich hatte mich nicht geirrt. Dieser Typ war alles andere als gut auf mich zu sprechen.
    Obwohl er zum einsamen Anführer meiner persönlichen Liste von Verdächtigen aufgestiegen war, setzte ich eine mitfühlende Miene auf. »Ich wollte nur mal vorbeischauen und sehen, wie es Ihnen geht. Die Aktion letztens schien Sie ziemlich mitzunehmen.« Ich zuckte mit den Achseln und machte ein betretenes Gesicht. Hoffte ich zumindest. »Das Ganze tut mir schrecklich leid. Ihnen ist übel mitgespielt worden.«
    Anscheinend konnte er nicht viel mit meinem Verhalten anfangen. Zwar schwand die Feindseligkeit aus seinem Blick, und er nahm eine entspanntere Körperhaltung ein, aber er wirkte immer noch misstrauisch.
    »Sie haben den ganzen Weg auf sich genommen, nur um zu sehen, wie es mir geht?«, fragte er.
    Bingo! Woher wusste er denn, wo ich wohne? Vielleicht, weil er meine Adresse in Erfahrung gebracht hatte, um bei mir einzubrechen und meinen Taser zu klauen?
    Ich lächelte ihn an. »Ich hab’s in den letzten Wochen auch ganz schön abgekriegt. Ich dachte, es könnte nicht schaden, ein bisschen was für mein Karma zu tun.«
    Zu meiner Überraschung erwiderte er mein Lächeln und wirkte dadurch gleich wieder viel weniger verdächtig. Er machte die Tür etwas weiter auf.
    »Wollen Sie reinkommen und eine Tasse Kaffee mit mir trinken? Wenn Sie schon extra so weit gefahren sind.«
    Na, das war doch wirklich mal höflich! Wenn es nicht nur dazu dienen sollte, meinen Verdacht zu zerstreuen. Oder mich ins Haus zu locken, damit er mich grün und blau schlagen konnte.
    »Sehr gerne«, sagte ich und betrat mit einer solchen Selbstverständlichkeit das Haus, als könnte ich gar nicht auf die Idee kommen, ihm zu misstrauen.
    Die Räumlichkeiten waren winzig und beengt. Das Erdgeschoss bestand aus einem Raum: Wohnzimmer, Esszimmer und Küche. Alle Bereiche gingen ineinander über, ohne Gang oder Wand dazwischen. Castello war offensichtlich regelmäßiger Kunde beim Trödel und bei der Heilsarmee. Keins seiner Möbelstücke passte zum anderen, noch nicht einmal die vier Stühle, die um den einzigen Tisch herumstanden, gehörten zueinander, und alles sah alt und abgenutzt aus.
    Er zog einen Stuhl für mich zurück – so ein Teil mit rotem, aufgeplatztem Kunststoffbezug, aus dem die Polsterung herausschaute – und ging zwei Schritte, um in seine Küche zu gelangen.
    »Wie kommen Sie mit der ganzen Sache zurecht?«, fragte ich, während er sich an der Kaffeemaschine zu schaffen machte.
    Er drehte sich nicht zu mir um, sondern zuckte nur mit den Schultern. »Ich werd’s schon überleben.« Er setzte die Maschine in Gang. Dann wandte er sich um, lehnte sich mit dem Hintern an die Anrichte und verschränkte die Arme. »Aber jemand, der mir sehr nahestand, ist gestorben, und ich werde eine Weile brauchen, bis ich darüber hinweg bin.«
    Seine Augen glänzten feucht, und ich fragte mich, ob es nicht der Gipfel der Gefühllosigkeit war, hierherzukommen und ihn auszufragen – und das alles unter dem Deckmantel der Freundschaft. Aber er war nun mal mein Hauptverdächtiger, also fuhr ich fort.
    »Ja, das tut mir wirklich leid, Mr Castello«, sagte ich so sanft wie möglich. »Ehrlich. Was

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