Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss
war nur los mit mir?
Aber das hier war ein Traum – einer, den Lugh nach seinem Willen manipulierte. Vielleicht kam es ja seinen Absichten entgegen, meinen Verstand mit Sexgedanken zu vernebeln.
Diese Vorstellung half mir, meine Gedanken wieder aus der Gosse zu ziehen. Erschreckend, wie viel Macht dieser Typ über mich besaß. Ich durfte keinen Moment vergessen, was er war oder wozu er fähig war.
»Du hast also dafür gesorgt, dass mein Bluterguss verschwindet«, sagte ich. Es klang vorwurfsvoll, doch das schien ihn nicht zu stören.
»Du solltest in den Genuss von wenigstens ein paar Vorteilen kommen, die man als Dämonenwirt hat«, erwiderte er. Er sah mich unter seinen dichten schwarzen Wimpern hervor an, während er sich auf die Couch setzte.
Neben ihm war noch reichlich Platz. Trotzdem bevorzugte ich das Zweiersofa. Daraufhin lächelte er so wissend, dass ich wütend wurde.
»Ja, wäre ein echter Vorteil gewesen, wenn Adam mich wegen illegaler Beherbergung eines Dämons verhaftet hätte.«
Seine Mundwinkel fielen schlagartig herab. »Daran hatte ich nicht gedacht. Entschuldige. Es war nicht meine Absicht, dich in Gefahr zu bringen.«
Vermutlich stimmte das sogar, aber ich traute ihm trotzdem nicht. Momentan gab es niemanden – weder Mensch noch Dämon –, dem ich wirklich traute. Was im Grunde genommen ein ganz schön deprimierender Gedanke war.
»Je eher du mich austreiben lässt, umso besser«, sagte er.
Ließ man für eine Sekunde außer acht, dass dabei mein Hirn in Wackelpudding verwandelt werden könnte – und wie ungern ich dieses Kunstwerk holder Männlichkeit zerstören wollte –, hatte sein Vorschlag trotzdem noch einen mächtigen Haken. »Sehr edelmütig von dir. Aber sagtest du nicht, dass es wahrscheinlich keinen Exorzisten gibt, der stark genug ist, um dich auszutreiben? Suche ich einen Exorzisten auf und deine Austreibung schlägt fehl, wird das den Behörden gemeldet. Da du vollen Zugang zu den Informationen in meinem Kopf hast, weißt du wahrscheinlich, dass wir uns in einem Hinrichtungsstaat befinden.« Wenigstens würde ich eine staatlich verordnete Vollnarkose verabreicht bekommen, bevor man mich bei lebendigem Leibe verbrannte. Ich hatte meine Zweifel, dass Lughs Feinde da genauso viel Umsicht walten lassen würden. Am liebsten war mir natürlich, wenn sich die ganze Sache anders lösen ließ.
Er nickte ernst. »Ich weiß. Daran habe ich nicht gedacht, als wir uns letztes Mal unterhalten haben. Dafür entschuldige ich mich. Es war … nachlässig von mir. Aber ich glaube, dein Freund Adam könnte uns bei diesem Problem weiterhelfen.«
Ich runzelte die Stirn. »Adam ist nicht mein Freund.«
»Wie dem auch sei«, fuhr er unbeirrt fort. »Er weiß bereits, dass du besessen bist, und hat dich trotzdem nicht verhaftet. Geh morgen zu ihm, so früh wie möglich. Bitte ihn, mich dir auszutreiben.«
Ich blinzelte und schüttelte den Kopf. »Adam bitten, dich auszutreiben?« Ich musste mich verhört haben.
»Ja. Mag sein, dass er es nicht schafft. Aber er kann es zumindest versuchen.«
»Also kann ein Dämon einen anderen Dämon austreiben?«
»Ja. Normalerweise machen wir’s aber nicht gerne. Und eigentlich ist es uns auch lieber, wenn Menschen von dieser Tatsache nichts wissen.«
Ich fragte mich, auf wie viele Tatsachen das noch zutreffen mochte.
»Und wie soll ich ihm erklären, dass es meines Dämons eigener Wille ist, ausgetrieben zu werden? Ich habe noch nie von einem Dämon mit Selbstmordabsichten gehört. Oder würde Adam begreifen, dass du nicht die volle Kontrolle über mich hast?«
»Vermutlich nicht. Bevor mir das hier passiert ist, hatte ich auch keine Ahnung, dass so etwas möglich ist.«
Mir fiel auf, dass er sagte, bevor es ihm passiert sei. Meiner Meinung nach war es eher mir passiert, aber ich beschloss, großzügig darüber hinwegzugehen.
»Also, wie erklär ich’s ihm?«
»Gar nicht.«
Ich nahm eins der roten Velourskissen und drückte es an mich. »Du glaubst, er wird dich mir einfach austreiben, ohne groß Fragen zu stellen?«
»Er wird Fragen stellen. Aber du musst sie ja nicht beantworten.«
»Und er wird es trotzdem tun?«
Lugh nickte. Sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos. Aus irgendeinem Grund hatte ich den Eindruck, dass er etwas vor mir verbarg. Und während ich in sein umwerfendes, ausdrucksloses Gesicht starrte, beschlich mich ein übler Verdacht. Ich umklammerte das Kissen noch fester, lehnte mich nach vorne und sah ihm in die
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