Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss
wäre ich nicht die Einzige, der es schwerfällt, anderen zu vertrauen.«
Er winkte ab. »Ich wusste, dass er nichts damit zu tun hat. Aber wenn dich irgendjemand in Schwierigkeiten bringen wollte, war es ein naheliegender Gedanke, dass Dominic dabei vielleicht gerne behilflich sein würde. Warum ein Verbrechen begehen, wenn man jemand anderen dazu bringen kann, es für einen zu begehen? Also habe ich ihn gefragt, ob seit dem Exorzismus jemand versucht hat, ihn über dich auszuhorchen. Zuerst hat er es verneint. Aber als ich ihn dann fragte, mit wem er seitdem alles gesprochen hat, stieß ich auf einen sehr interessanten Namen. Und als er darüber nachdachte, ging Dominic auf, dass diese Person tatsächlich versucht hat herauszufinden, was er über dich denkt.«
»Meinetwegen kannst du übrigens jederzeit aufhören, um den heißen Brei herumzureden, und mir einfach sagen, von wem du sprichst.«
»Na gut. Ich spreche von deinem Bruder Andrew.«
Ich knirschte mit den Zähnen. Eigentlich hätte es nicht so weh tun sollen, einen weiteren Beweis dafür geliefert zu bekommen, dass mein Bruder mein Feind war. Lugh hatte ihm ja schon mehr oder weniger den Prozess gemacht. Und eigentlich war er ja auch gar nicht mehr mein Bruder, sondern der Dämon Raphael.
Aber zum Teufel mit der Logik. Es tat trotzdem weh.
»Nur um sicherzugehen, habe ich mir den Mitschnitt des Anrufs bei der Polizei besorgt, der in jener Nacht dort einging. Er war anonym, wurde vom Haus des Opfers aus geführt, und wer immer ihn gemacht hat, hat dabei keine Fingerabdrücke auf dem Telefon hinterlassen. Die Stimme des Anrufers ist nur gedämpft zu hören, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich dabei um Andrews Stimme handelt.«
Ich atmete tief ein. »Wieso bist du dann hier und redest mit mir? Wieso nimmst du Andrew nicht fest?«
»Ich bin nur für Gewaltverbrechen zuständig. Ein anonymer Anruf bei der Polizei ist kein Gewaltverbrechen.«
»Aber einen illegalen Exorzismus durchzuführen schon!«
»Ist dein Bruder Exorzist?«
Er kannte die Antwort auf diese Frage, denn es gibt keine von Dämonen besessenen Exorzisten. Allerdings hatte ich bis vor ein paar Tagen auch noch gedacht, dass es keine Menschen gibt, die von einem Dämon besessen sind, ohne es zu merken – also, was wusste ich schon?
»Wenn er von dem Haus aus angerufen hat«, sagte ich, »dann muss er doch zumindest als Komplize gelten.«
Doch Adam schüttelte den Kopf. »Meine Beweise gegen ihn beschränken sich darauf, dass er sich gestern mit Dominic unterhalten hat und seine Stimme meiner Meinung nach dieselbe ist wie die des anonymen Anrufers. Das ist zu wenig. Viel zu wenig. Aber es ist nicht zu wenig, um dir zu sagen, dass du vorsichtig sein solltest.«
Ich legte den Kopf schief. Adams Gesicht strahlte Aufrichtigkeit aus. »Wieso sollte dir mein Wohlergehen am Herzen liegen? Du hasst mich.«
Er verdrehte die Augen. »Ich hasse dich nicht. Ich bin wütend auf dich. Wenn du den Unterschied nicht kennst, bist du diejenige, die Hilfe braucht, nicht Dominic.«
Mein Gott, hatte Castello unsere Unterhaltung etwa Wort für Wort wiedergekäut?
Adam stand schwungvoll auf. Ich musste mich erst aus den Polstern herauswühlen. Dabei sah ich ungefähr so anmutig aus wie ein Nilpferd.
»Ich geh dir jetzt nicht länger auf die Nerven«, sagte er. »Den Code für deine Alarmanlage hast du ausgewechselt, richtig?«
»Mhm.«
Er nickte zufrieden, und ich brachte ihn zur Tür. Ich dachte, ich sei ihn endlich los, aber in der Tür hielt er noch mal inne und griff in seine Jacke.
»Ach, das hätte ich fast vergessen«, sagte er. Als seine Hand wieder zum Vorschein kam, hielt er mir einen Taser hin, mit dem Griff nach vorne. »Wenn bei dir nachts mysteriöse Kerle mit Masken vorm Gesicht einbrechen, solltest du besser bewaffnet sein.«
Zu sagen, dass ich erstaunt war, wäre untertrieben. Ich wurde aus diesem Typ nicht schlau. Erst drohte er, mir weh zu tun – und dann gab er mir einen Taser, damit ich mich besser verteidigen konnte?
Ich zögerte lange, meinen Blick auf den Taser gerichtet. Bestimmt war damit ein Verbrechen begangen worden. Adam ließ mich mit offenen Augen in die Falle tappen – und schlug noch einen weiteren Nagel in meinen Sargdeckel. Aber so groß der Schrecken auch war, den er mir heute Abend eingejagt hatte, mein Bauchgefühl sagte mir, dass er nicht derjenige war, der mir etwas anzuhängen versuchte. Trotz aller Zweifel nahm ich den Taser also an
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