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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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nass und rutschig. Der Strahl von Myklebusts Taschenlampe streifte einen Erdhügel mit einem steinernen Kreuz direkt hinter der Begrenzungsmauer der Kirche.
    »Diese Idioten haben das Kreuz einfach auf die Opferstätte ihrer eigenen Vorfahren gesetzt. Sie haben ihre eigene Kultur ausgelöscht und alle Spuren beseitigt«, flüsterte Håvard dem Mandel ins Ohr, den das nervte, weil er sich in der Dunkelheit gerne ausschließlich auf die Orientierung konzentriert hätte, statt ein Seminar beim Dozenten für Frühgeschichte zu belegen. Das gesamte Gelände war von einem Maschendrahtzaun umgeben, an dessen oberem Ende ein rostiger Stacheldraht verlief. Vor der kleinen Holztür, die den Eingang zum Kirchhof bildete, ging der Zaun in ein Eisentor über, das mit einem Vorhängeschloss versperrt war. Links und rechts von dem Tor waren Nichtraucher-Schilder angebracht. Myklebust richtete die Lampe auf zwei Masten am Rand des Kirchhofs.
    »Das sind die Kameras«, flüsterte er.
    Instinktiv stellte sich der Mandel hinter Håvard. Doch gar nicht so dumm, die Maskerade, dachte der Mandel.
    »Du wolltest ja keine Schminke, Herr Mandel«, sagte Myklebust, als hätte er die Gedanken vom Mandel gelesen.
    Der Mandel zog trotz der Kälte seine Fliegerjacke aus und hängte sie sich wie eine Kapuze über den Kopf, damit man ihn nicht erkannte. Dazu musste er sie festhalten.
    »Und wie kommst du jetzt über den Zaun?«, fragte ihn Håvard.
    Der Mandel überlegte kurz, aber ihm fiel keine Lösung ein. Vielleicht hatte er gehofft, dass die anderen das Tor aufbrachen.
    »Hast du sie dabei?«, seufzte der Mandel.
    Myklebust holte die Schminkdöschen und das stille Wasser aus der Sporttasche. Der Mandel rieb sich das ganze Gesicht schwarz ein.
    »Das sieht doch scheiße aus«, sagte Håvard.
    »Ist doch jetzt egal«, sagte Myklebust, während der Mandel seine Jacke wieder anzog.
    Sie kletterten über das Gittertor und sprangen dahinter in den Kirchhof, wodurch sie gleichzeitig die kleine Holztür überwunden hatten. Die großen Plastiksäcke hatten sie bereits vorher über den Zaun geworfen, und der Mandel wunderte sich, wie leicht das gegangen war. Langsam glaubte er zu wissen, was sich in den Säcken befand. Der Mandel lief jetzt Håvard hinterher, und Håvard lief Myklebust hinterher. Es waren nur ein paar Meter bis zur Stabkirche, und um die Ecke befand sich der Eingang. Myklebust holte ein Brecheisen aus seiner Sporttasche, in die anscheinend alles hineinpasste, was man für eine nächtliche Terroraktion so benötigt. Er brauchte eine Weile, aber dann stemmte er die Tür auf und riss dabei unter nicht unbeträchtlichem Lärm gleich das halbe Schloss heraus, das jetzt wie abgestorben an der Tür hing. Der Mandel hatte sich links in den überdachten Rundgang, der die Kirche umgab, gestellt, um nicht im Weg zu stehen. Das hatte ihm sein Vater beigebracht, wenn der Mandel in der Schweißerei aushelfen musste. Der schlimmste Fehler beim Handwerk ist nicht der falsche Handgriff, sondern das Blöd-im-Weg-Herumstehen.
    »Rein jetzt«, sagte Myklebust, und der Mandel und Håvard betraten die Kirche. Innen war es enger, als der Mandel gedacht hatte, er stieß mit seiner von dem Sturz in den Fjord lädierten Hüfte gegen eine Kirchenbank und musste sich einen Fluch verbeißen. Myklebust ließ den Strahl der Lampe durch das Kirchenschiff gleiten, und der Mandel sah, dass es so schmal war, dass auf jeder Seite nur vier kleine Bänke Platz hatten. In der Mitte führte ein roter Teppich durch einen hölzernen Torbogen, über dem ein Balkon angebracht war, an dem ein putziges Jesusfigürchen an einem Kreuz hing. Hinter dem Torbogen stand ein Altar, von einem Holzgitter umgeben. Er bestand lediglich aus einem kleinen Tisch mit einer weißen Tischdecke und vier Kerzen darauf, von denen jeweils zwei auf jeder Seite ein kleines goldenes Kreuz flankierten. Myklebust leerte einen der Plastiksäcke über dem Altar aus. Unmengen von Zeitungspapier fielen heraus und begruben den Tisch fast vollständig unter sich. Håvard streifte seinen Rucksack ab und öffnete den Reißverschluss. Er entnahm einen kleinen Kanister und ergoss den Inhalt über den von Zeitungspapier überhäuften Altar.
    »Jetzt noch die Bänke«, sagte Myklebust und leerte den anderen Sack links und rechts vom Mittelgang über den Bänken aus. Håvard garnierte den Papierwust erneut mit seinem Benzinkanister. Der Mandel stand am Eingang und beobachtete das Ganze. Myklebust hob einen Stoß

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