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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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Zeitungspapier auf und rollte ihn zu einer länglichen Papierfackel, die er an Håvard weitergab. Er hob noch mehr Papier auf und rollte zwei weitere Fackeln. Eine behielt er, die andere reichte er dem Mandel. Dann stellte er sich nach vorne vor den Altar.
    »Es ist so weit, die Wilde Jagd geht zu Ende, und Odins Wölfe kehren zurück in die freien Himmel, während die Welt brennt«, sagte er und zündete seine Zeitung mit einem Feuerzeug an. Håvard tat es ihm gleich und warf dem Mandel anschließend das Feuerzeug zu. Dann fing Myklebust an, eine Art Gebet auf Norwegisch zu sprechen. Der Mandel hat sich Teile daraus gemerkt, und ich habe es anschließend anhand der Älteren Edda identifizieren können. Auf Deutsch geht es so:
    Brand entbrennt an Brand, bis er zu Ende brennt,
    Flamme belebt sich an Flamme.
    Der Mann wird durch den Mann der Rede mächtig:
    Im Verborgnen bleibt er blöde.
    Früh aufstehen soll, wer den andern sinnt,
    Um Haupt und Habe zu bringen:
    Dem schlummernden Wolf glückt selten ein Fang
    Noch schlafendem Mann ein Sieg.
    Myklebusts Fackel war fast bis zu seiner Hand hinuntergebrannt, und der Mandel hatte immer noch das Feuerzeug in der Hand, als die Tür hinter ihm nach innen aufflog und ihn zu Boden stieß.
    »Aua«, sagte der Mandel, und Myklebust ließ die brennende Zeitung auf den Altar fallen.

25: FANTOFT
    Als wir auf dem Weg nach Fykse die Brücke passierten, von der aus der Mandel in den Fjord gesprungen war, hielt Aasen an einer roten Ampel mitten auf der Brücke.
    »Warum ist die Ampel rot? Hier ist doch keiner«, sagte ich zu Aasen. Im Licht der Armaturen sah seine Haut aus wie Wachs, und die Aknenarben wirkten wie mit einem Skalpell hineingeritzt. Während wir standen, ließ ich das Fenster herunter, und Aasen schaltete den Motor aus. Es war unglaublich still. Außer der Straße und der Ampel deutete nichts darauf hin, dass in der Nähe menschliches Leben existierte. Die Häuser am anderen Ende der Brücke sahen unbewohnt aus. Kein einziges Fenster war beleuchtet.
    »Mach mal das Licht aus«, sagte ich.
    »Warum?«, fragte Aasen.
    »Einfach nur so wegen der Stimmung.«
    Aasen machte die Scheinwerfer aus, und es war, als würden wir in der Nacht verschwinden. Da war nur noch das leichte Surren der roten Ampel und unter uns der Hardangerfjord, der allerdings nicht das geringste Geräusch verursachte. Die Ampel sprang auf Grün, doch wir blieben stehen. Dann hämmerte etwas vorne gegen den Wagen. Aasen schaltete das Licht wieder ein. Es war nichts zu sehen.
    Ich musste an diese Geschichte denken, die wir uns in der Schule immer erzählt haben. Kennt wahrscheinlich jeder. Die Geschichte von dem Pärchen, das in den Wald fährt, um zu schmusen. Der Typ geht kurz pinkeln, und die Freundin wartet im Auto. Sie raucht eine Zigarette und hört Radio, als sie auf dem Autodach, also direkt über ihrem Kopf, einen dumpfen Schlag hört. Und dann noch einen. Und noch einen. Und noch einen. Sie steigt aus, um nachzuschauen, und sie sieht, wie ein Mann mit dem abgetrennten Kopf ihres Freundes auf das Autodach schlägt. Manchmal sind wir damals in den Wald gefahren und haben das Licht ausgemacht und gewartet. Und gewartet. Es war die Hölle, denn von irgendwoher ist immer ein Geräusch gekommen.
    »Was war das?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung«, sagte Aasen und hatte die Hand schon am Türgriff. Ich starrte auf die Motorhaube. Zusammen mit einer dreckigen Hand tauchte der Kopf einer Gestalt im Scheinwerferlicht auf. Für eine Sekunde warf ich alles über den Haufen, was mich bisher dazu veranlasst hatte, nicht an Untote zu glauben. Die Augenpartie war schwarz, aber innen drin befanden sich zwei weiße Flecken, die wie Scheinwerfer auf mich und Aasen gerichtet waren. Die Haut sah aus, als würde sie sich vom Gesicht ablösen, sie war ein Gulasch aus Schminke, Blut und Erde. Lange nasse schwarze Haare hingen an dem Gulaschgesicht herunter. Das Schlimmste aber war der Unterkiefer. Der schien einer Marionette gleich nur durch eine lose Konstruktion aus Sehnen am Rest des Gesichts festzuhängen. Der Mund von der lebenden Leiche klappte auf und zu, und Speichel tropfte auf die Motorhaube des Porsche. Das Ding versuchte auf das Auto zu klettern, gab aber nach ein paar Sekunden auf und blieb mit dem Gesicht nach unten auf der Motorhaube liegen.
    »O Gott, wer ist das?«, fragte ich.
    »Irgendein Vollidiot«, sagte Aasen.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte ich.
    »Weiterfahren«, sagte Aasen.
    »Wir können den

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