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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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für Vilde aufging oder ob ihn die Neugierde gepackt hatte, oder sogar noch eine ganz andere Motivation, aber normal war das nicht, dass man mit ideologisch Verdrehten mit einem Auto voller Waffen freiwillig nach Oslo fuhr. Das Verhalten vom Mandel würde man ab jetzt genauer beobachten müssen.
    Es war fast sieben und schon dunkel, als der Mandel und die Utgangs an der Kreuzung bei dem Kaffeeladen hielten. Über dem Fenster stand in verspielter Schreibschrift Tanta til Beate angeschrieben. Eine Gruppe von jungen Leuten stand an der Straßenecke herum, und ein Mann in schwarzer Lederjacke und einer schwarzen Baseballkappe erklärte ihnen etwas auf Englisch.
    »Das hier war früher das Purgatory. Es war mit einer Ladenfläche von hundertzwanzig Quadratmetern der größte Black-Metal-Plattenladen der Welt und eines der beiden Hauptquartiere für den Svarte Sirkel«, sagte der Touristenführer.
    »Nur leider waren die Betreiber so blöd, sich ausgerechnet den Laden mit der höchsten Miete auszusuchen, und mussten nach zwei Jahren wieder dichtmachen«, sagte Myklebust, an der Kühlerhaube des BMW lehnend. Die Leute an der Straßenecke drehten sich um und sahen ihn erwartungsvoll an. Kein Wunder, so wie er dastand, wie ein dunkler Prinz mit den langen blonden Haaren und seinem weiten schwarzen Mantel. Um ihn herum seine Band, seine Gang. Und der Mandel.
    »Wir gehen weiter«, sagte der Touristenführer, und die Gruppe folgte ihm, nicht ohne sich noch mal nach dem dunklen Prinzen umzusehen.
    »Das ist mit unserer Musik passiert, Herr Mandel. Sie ist zur Touristenattraktion verkommen. Ich wollte nur, dass du das siehst«, sagte Myklebust.
    »Unschön«, sagte der Mandel, und es war schwer zu sagen, ob er es ernst meinte. Sie stiegen wieder in den BMW und fuhren an einer Unmenge von Gleisen vorbei, die offensichtlich alle im Osloer Hauptbahnhof mündeten. Kurz nach dem Hauptbahnhof parkten sie am Rand einer schmalen Einbahnstraße vor einem Laden, der mit The Wicker Man – Rock Café beschriftet war. Das Wicker Man sah von außen ähnlich freundlich wie das Garage aus. Seine roten, runden Markisen teilte es sich mit dem benachbarten Bekleidungsgeschäft, in dem gerade Bikinis und Badehosen im Sonderverkauf waren, wie das Schaufenster einen wissen ließ.
    »Tretet ihr hier auf?«, fragte der Mandel, der offensichtlich vergessen hatte, dass sich keine Instrumente, sondern schwere Waffen im Kofferraum des BMW befanden.
    »Nein«, sagte Myklebust. »Wir essen nur einen Burger.«
    Der Burger muss dem Mandel wirklich hervorragend geschmeckt haben, denn noch heute redet er von dem Burger im Wicker Man wie von einer Erscheinung. Nach dem Burger und zwei Beefeater-Tonic gingen der Mandel und seine Band wieder zum Auto. Es parkte jetzt ein paar Meter weiter hinten, vor dem Bikinigeschäft. Bevor jemand einstieg, öffnete Myklebust den Kofferraum – er war leer. Lächelnd schloss er ihn wieder unter dem fragenden Blick vom Mandel. Er setzte sich auf den Beifahrersitz und holte eine Tüte aus dem Handschuhfach. Die Geldscheine darin zählte er schnell durch, bevor er die Tüte wieder ins Handschuhfach legte.
    »Kleine Spende für die Bandkasse«, sagte Neofenrir und lachte blödsinnig. Was für Angeber.
    »Schade«, sagte der Mandel. »Ich hatte mich schon so auf einen Schusswechsel mit irgendwem gefreut.«
    »Die Wilde Jagd fängt jetzt an«, sagte Myklebust, den Witz vom Mandel einfach übergehend.
    »Kann ich vorher noch eine rauchen?«, fragte der Mandel, weil im Wicker Man Rauchverbot war. Grimnir holte ebenfalls eine Schachtel Prince aus der Jacke, bot dem Mandel aber keine Zigarette an. Der Mandel hätte sowieso keine Prince geraucht.
    Neofenrir saß am Steuer. Auch ohne Ortskenntnis sah der Mandel, dass sie Oslo wieder verließen. Er konnte in der Dunkelheit der norwegischen Nacht nicht nachvollziehen, wohin er und die Utgangs fuhren, aber nach ungefähr zwanzig Minuten hatten sie ihr Ziel erreicht. Sie hielten in einer spärlich beleuchteten Straße mit ein paar weitläufigen, modernen Wohnhäusern mit großen Gartengrundstücken.
    »Du bleibst hier, Herr Mandel«, sagte Myklebust und stieg aus. Der Mandel blieb sitzen. Myklebust entfernte währenddessen verschiedene Gegenstände aus dem gerade noch leeren Kofferraum, vermutlich aus dem Hohlraum, wo sich normalerweise der Ersatzreifen befand. Dann liefen die Utgangs in die Nacht hinein, und der Mandel öffnete die Tür und schaute ihnen hinterher. Myklebust hielt einen

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