Black Mandel
an.
»Hast du eine feste Freundin?«, fragte ich.
»Sieht das hier so aus?«, fragte Aasen.
Ich blickte in die endlose Ödnis der Aasen-Villa hinein, sah Zeitschriften, Keyboards, DVD s, CD -Regale, einen Riesenfernseher und eine Couch.
»Nein«, sagte ich.
»Wie geht es Vilde?«, wollte Aasen wissen.
»Schon besser.«
»Hat man sie vergewaltigt?«
»Ich weiß es nicht genau. Sie will nichts sagen. Jemand hat Quisling auf ihren Oberschenkel geschrieben.«
»Wegen deinem Kumpel?«, fragte Aasen.
»Keine Ahnung«, sagte ich.
»Hast du das mit der Bischöfin gelesen?«, fragte ich und biss dann doch in die rohe Tomate, weil ich Hunger hatte.
»Läuft schon überall im Fernsehen.«
»Was denkst du darüber?«, wollte ich wissen.
»Es würde mich nicht wundern, wenn Aksel Raske sich demnächst der Öffentlichkeit als Experte für satanistische Brandanschläge zur Verfügung stellt. Wie diese ehemaligen Spieler bei den Fußballübertragungen«, sagte Aasen.
»Aber er hat sich doch aus der Öffentlichkeit zurückgezogen«, sagte ich.
»Er kann einfach nicht mit ansehen, wie diese ganzen Dinge passieren, ohne dass sein Name fällt. Dafür ist er zu eitel. Kennst du sein legendäres Interview mit dem englischen Metal Hammer ? Müsste ungefähr 1992 gewesen sein«, fragte Aasen.
»Nein, 1992 hab ich schon keine Metal-Magazine mehr gelesen.«
»Was hast du stattdessen gemacht?«
»Bin mit Mädchen irgendwohin gefahren.«
Aasen schüttelte verständnislos den Kopf.
»Was stand denn drin?«, fragte ich.
»Er hat gesagt: Die Menschen sind wertlose Scheiße und nur dazu da, einem Führer zu folgen. Ich will dieser Führer sein. Ich bin ein Wikingerfürst, ich werde mit all den wertlosen Leuten in den Krieg ziehen, wie alle großen Diktatoren vor mir. Ich hasse Frieden. Die Welt braucht den Krieg. Norwegen braucht einen Krieg. Und unser Krieg ist der gegen das Christentum. Wir sind Nordmänner, wir töten, weil es unsere Tradition ist.«
»Oje«, sagte ich. »Hat er das ernst gemeint?«
»Ich glaube, er hat sich an sich selbst berauscht und daran, wie einfach er die Medien für sich nutzen konnte. Aber sein Größenwahn steckt im Subtext, auch wenn er immer den Sarkastischen mimt.«
»Hast du auch an Brandstiftungen teilgenommen?«, fragte ich Aasen.
»Ich war nie dabei. Aber ich fand es grundsätzlich nicht schlecht, das gebe ich zu. Wir alle fanden es nicht so schlecht. Aber mir ging es damals auch nicht so gut, ich habe dauernd gesoffen.«
»Warum?«, fragte ich.
»Liebeskummer und Langeweile«, sagte Aasen und fing an, auf der Tischplatte zu trommeln.
»Verstehe«, sagte ich. Wer konnte das nicht verstehen.
Ich glaube, es tat diesem Aasen ganz gut zu reden. Mit jemand Außenstehendem.
»Wo ist Cristian Hallberg? Was denkst du?«, fragte ich.
»Ganz ehrlich? Ich denke, er hat sich aus dem Staub gemacht. Er hat schon einmal sein Leben komplett entrümpelt und sich allem entzogen. Vielleicht wird er als Nächstes wieder hetero.«
»Und die Internet-Kreuzigung? Das ist nicht echt, oder?«
»Ich glaube nicht, dass diesen Utgang-Typen so etwas zuzutrauen ist«, sagte Aasen. »Die wollen nur Aufmerksamkeit.«
»Und du drehst wirklich Videos mit Britney Spears?«, fragte ich.
»Ja. Willst du wissen, wie sie so ist?«
»Äh, ja, warum nicht.«
»Ganz lieb. Ganz lieb ist sie«, sagte Aasen.
»Das hab ich mir gedacht«, sagte ich, weil ich mal von Britney Spears auf einer Dachterrasse geträumt habe, und in dem Traum war sie tatsächlich sehr lieb gewesen. Ein bisschen naiv, aber sehr lieb.
Aasen hatte vorgeschlagen, ein bisschen an die frische Luft zu gehen, und mein Einwand, dass es doch regne, hatte ihn zum Lachen gebracht. Wenn es nach dem Regen ginge, könne er die nächsten zehn Wochen in der Wohnung bleiben, sagte er. Letztes Jahr habe es vierundachtzig Tage am Stück geregnet, er habe mitgezählt. Der indische Monsun sei ein Dreck dagegen. Aber warum dann hier noch wohnen, wenn man doch mit den Musikvideos eine Menge Geld verdient und es hier dauernd regnet, habe ich gefragt.
»Es ist doch nur Regen, kein Weltuntergang«, sagte Aasen.
Wir gingen eine Weile die Hauptstraße entlang, zweigten dann auf eine Wiese ab und überquerten sie, bis wir an einen großen See kamen, um den ein Weg herumführte. Der Boden war matschig, und ich sank stellenweise bis zu den Knöcheln ein. Ein kalter Wind fegte mir regelmäßig die Kapuze des Parkas vom Kopf. Ich persönlich verzichtete gerne auf die
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