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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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Das Christentum und der ihm zu Diensten stehende Staat sind die großen Gleichmacher, der Vernichter der Stärke des Einzelnen. Denn jedes Herausheben, jedes Ausscheren aus der Gesellschaft wird von der Kirche als Makel gesehen. Als Sünde. Die Kirche hat ganz Skandinavien mit einem ewig währenden schlechten Gewissen ausgestattet, damit der Einzelne und seine Bedürfnisse im Zaum gehalten werden. Damit die Nordmänner nicht mehr aufbegehren. Die Sünde ist eine Erfindung der Christen, damit niemand aus der Reihe tanzt.«
    To keep people from breaking rank.
    Den unsympathischen Elitarismus hat der Mandel vielleicht auch deswegen ignoriert, weil er sich von Myklebusts vorher auswendig gelernter Brandrede in seiner unterschwelligen Wut gegen den Katholizismus bestätigt sah. Zumindest nickte er zustimmend, aber vielleicht hatte er auch schon abgeschaltet und dachte längst an das Slide-Gitarrensolo der Liveversion vom »Monster vom Schilkinsee« , das war bei ihm schwer zu sagen. Myklebust schwadronierte auch ohne die Zustimmung vom Mandel weiter.
    »Das Christentum ist ja keine Religion, die wir uns ausgesucht haben, weil wir sie für die bessere hielten. Sie wurde uns mit dem Schwert aufgezwungen. Durch Tyrannei und Korruption. Unsere Mythologie wurde für gefährlich und barbarisch erklärt, dabei war sie nichts weiter als eine Allegorie der ewigen Beziehung zwischen Mensch und Natur. Es gab in ihr keine göttlichen Dogmen, nur das Recht auf Selbstbehauptung. Die sogenannten Göttersagen sind nur ein Sinnbild für unsere Gesellschaft. Die Edda erzählt vom Leben der Menschen in Skandinavien, von unserer Tradition. Und die wurde uns verboten. Die haben damals geradezu so getan, als hätten wir Menschen geopfert«, sagte Myklebust.
    »Wer?«, fragte der Mandel.
    »Was, wer?«, fragte Myklebust.
    »Wer hat so getan, als hättet ihr Menschen geopfert?«
    »Die Missionare, Olaf, die Invasoren, die christliche Kirche«, sagte Myklebust und war jetzt doch aufgebracht. »Als wären wir ein Haufen wilder Tiere. Man hat uns zusammengetrieben wie die Tiere und mit dem Brandzeichen einer fremden Religion gebrandmarkt.«
    Als wäre der Myklebust selbst dabei gewesen.
    »Wie oft geht der durchschnittliche Norweger in seinem Leben in die Kirche?«, fragte Neofenrir vom Fahrersitz nach hinten.
    »Keine Ahnung«, sagte der Mandel.
    »Dreimal. Und zweimal davon muss man ihn hineintragen«, sagte Neofenrir und lachte laut. Man konnte Myklebust deutlich ansehen, dass er einen Witz an dieser Stelle für unangebracht hielt.
    »Wusstest du, dass die Staatskirche den Film Monty Python’s Life of Brian in Norwegen verboten hat? In keinem Land auf der Welt stehen so hohe Strafen auf Blasphemie«, sagte Neofenrir.
    »Ich dachte, eure Kirche ist eher liberal. Ihr habt doch auch schon länger als andere Länder weibliche Priester und Bischöfe«, sagte der Mandel.
    »Diese Scheinliberalität und sinnlose Emanzipation sind doch nur ein Deckmantel, um den archaischen und brutalen Monotheismus zu verschleiern. In Norwegen werden die Menschen als Christen geboren, ohne selbst eine Entscheidung treffen zu können. Unser Volk wird von der Staatskirche unten gehalten. Und damit es nichts merkt, wird es durch Konsum sediert. Durch die Amerikanisierung«, sagte Myklebust.
    »Was für eine Amerikanisierung?«, fragte der Mandel nach.
    »Schau dich um. 7-Eleven und McDonald’s bestimmen das Straßenbild. Immer mehr norwegische Geschäfte müssen schließen wegen amerikanischer Ketten. Die Amerikanisierung, und das geht von den Softdrinks bis hin zur Popmusik, ist das Mittel zur Bändigung des Nordens. Sie brauchen heute keine Invasionsarmee mehr, sie haben den Amerikanismus. Er befriedet und übersättigt das Volk, damit es sich letztlich an das Christentum gewöhnt. Das Judäo-Christentum benutzt die Amerikanisierung wie eine Massenvernichtungswaffe.«
    »Könnt ihr euch nicht mit Al-Qaida zusammentun? Ist doch eine ähnliche Interessenlage«, sagte der Mandel, dem das Verschwörungsgelaber von Myklebust doch langsam auf die Nerven ging.
    »Haha«, sagte Grimnir, der auf der gesamten Fahrt bisher überhaupt nichts gesagt hatte.
    »Der Islam ist doch derselbe Mist«, sagte Myklebust. »Leider macht er sich langsam auch in unseren Städten breit. Selbst wenn mir die Bereitschaft zum Extremen bei den Fundamentalisten imponiert, bleibt der Islam auch nur eine weitere oktroyierte Staatsreligion, die ihre Bürger entmündigt und unterdrückt. Die großen

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