Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
Vom Netzwerk:
Norwegen mitzubringen. Obwohl mich die Lage hier beunruhigte, verabscheute ich die Vorstellung, in der nächsten Woche wieder im Büro sitzen zu müssen, ohne dass etwas passierte, außer dass der Mandel die nächste exotische Musikrichtung für sich entdeckte. Aber vielleicht blieb er ja auch in Norwegen.
    Ich zog ein besseres Hemd und den Parka an und nahm die Bahn zu Vilde. Sie trug ein hellgrünes Kleid und eine schwarze Strumpfhose. Sie hatte ein blaues Auge. Sie lächelte, als sie mir eine Tasse Kaffee hinstellte. Sie verbreitete eine himmlische Ruhe.
    »Wie geht es dir?«, fragte ich.
    »Gut«, sagte sie.
    »Hast du was vom Mandel gehört?«, fragte ich.
    »Nein, du?«
    »Leider nicht.«
    »Und dein Bruder hat sich auch nicht gemeldet?«
    Vilde schüttelte langsam den Kopf.
    »Hast du mal bei seiner Arbeit angerufen?«, fragte ich.
    »Ja, natürlich, aber er hätte diese Woche sowieso Urlaub gehabt.«
    »Meinst du nicht, du solltest langsam zur Polizei gehen? Auch wegen dem Einbruch.«
    »Es ist ja nichts gestohlen worden«, sagte Vilde und schaute an mir vorbei. »Und ich will ihn nicht in diese Anschläge verwickeln.«
    »Wenn er bis Sonntag nicht wieder hier ist, dann gehst du zur Polizei, versprochen?«
    »Versprochen«, sagte Vilde.
    »Ging es ihm gut in letzter Zeit?«
    »Ich glaube schon. Er verstand sich gut mit Tomas. Sie haben eine schöne Wohnung zusammen gekauft.«
    »Warum dann das Dark-Reich-Revival?«
    »Warum nicht? Es ist doch seine Band. Er wollte wieder Musik machen. Und er kann viel Geld verdienen, wenn er wieder auf Tour geht.«
    »Vielleicht schau ich mal rüber ins Massakre und recherchiere ein bisschen«, sagte ich, obwohl ich ganz gerne bei Vilde in ihrem hellgrünen Kleid geblieben wäre.
    »Du kannst auch gerne hierbleiben und an meinem Computer arbeiten«, sagte Vilde, und am liebsten hätte ich sofort zugestimmt, aber dann sagte sie: »Ich muss leider in die Pension, aber Håvard kommt gleich zurück und kann dir Gesellschaft leisten.«
    »Nein, ich muss noch mal mit Skull reden«, log ich.
    »Kommst du zurecht?«, fragte ich Vilde dann an der Tür.
    »Lieb, dass du fragst, aber es ist alles gut«, sagte sie und strich mir kurz übers Haar.
    Im Massakre erzählte Skull gerade zwei Kunden dieselbe Anekdote, die er mir gestern schon erzählt hatte. Sie geht so: Ein amerikanischer Metal-Fan ist im Massakre gewesen und hat Skull gefragt, wie man in Norwegen mit dem Reservateproblem umgeht. Welchem Reservateproblem, hat Skull den Amerikaner gefragt. Na, die Wikingerreservate, hat der Amerikaner geantwortet. Skull hat ihm dann erzählt, die Wikingerreservate seien in den Hochebenen der Fjorde errichtet worden, wo die Wikinger in Stammestracht leben können und sich nach eigener Jurisdiktion im Streitfall die Axt in den Kopf hauen. Da hat der Amerikaner dann gesagt, dass das keine Lösung sei, das hätte in Amerika mit den Indianern so auch nicht funktioniert.
    Als Skull und die Kundschaft zu Ende gelacht hatten, fragte ich ihn: »Gibt es einen neuen Svarte Sirkel?«
    Er drehte sich langsam um und musterte mich von oben bis unten.
    »Fick dich, Drachentöter, was schleichst du dich so an? Es gibt seit zwanzig Jahren keinen Svarte Sirkel mehr.«
    Die Kundschaft stand etwas hilflos neben uns.
    »In Oslo hat jemand den Garten von der Bischöfin angezündet, hast du das gehört?«
    »Haha! Das brennende Kreuz meinst du. Scheißgute Idee«, sagte Skull.
    »Ich muss mal was arbeiten«, sagte ich, und Skull reichte mir einen kleinen Schlüssel. Ich schloss den Pentagramm-Raum auf, setzte mich an den Tisch und versuchte, den Mandel zu erreichen. »Max Mandel, Büro Mandel und Singer, bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signalton.«
    Signalton. Alte Schule, der Mandel.
    »Du musst mich anrufen, hörst du? Hier sind schon wieder Sachen passiert«, sprach ich auf den Anrufbeantworter.
    Dann rief ich Aasen an, weil ich sonst auch nicht weiterwusste. Obwohl er ein wichtiger Teil der Szene gewesen war, schien er doch eine gewisse Distanz dazu zu haben. Zumindest hatte ich keine Angst vor ihm so wie vor Therion.
    Aasen klang, als wäre er gerade aufgestanden.
    »Was ist denn?«, fragte er und gähnte lange.
    »Ich hab da noch ein paar Fragen.«
    »Du klingst wie Columbo«, sagte Aasen.
    »Der Witz ist alt«, sagte ich.
    »Dann komm halt vorbei«, sagte Aasen.
    »In einer Stunde bin ich da«, sagte ich.
    Aasen frühstückte, als ich ankam, und bot mir eine rohe Tomate und ein Stück Butterbrot

Weitere Kostenlose Bücher