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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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länglichen Gegenstand, eine Art Balken, in der Hand, der beim Gehen den Boden berührte. Der Mandel zündete sich eine Zigarette an. Dann durchsuchte er das Handschuhfach nach seinem Telefon, fand aber nichts außer der Bedienungsanleitung für den BMW und dem Geld für die Waffen. Anscheinend vertraute man dem Mandel in Finanzdingen. Das passiert übrigens oft, dass die Leute dem Mandel vertrauen, obwohl er sich gar keine besondere Mühe gegeben hat. Der Mandel stieg aus, warf die Zigarette weg und zündete noch eine an. Dann hörte er zwei Schüsse und das Klirren von Scheiben. Er marschierte los in die Richtung der klirrenden Scheiben und bog links in eine Wohnstraße ein. Schon von Weitem bemerkte er den Lichtschein in einem der großzügig angelegten Vorgärten. Er kam näher und sah ein umgedrehtes, brennendes Kreuz mitten in dem Garten im Boden stecken. Es war ungefähr einen Meter fünfzig lang. Direkt neben einer Kinderschaukel aus Holz. In dem Haus gingen die Lichter an, und jemand schrie. Aus dem Dunkeln kamen Myklebust und Neofenrir auf ihn zugerannt.
    »Los, fahr«, schrie ihn Myklebust an und warf ihm den Schlüssel zu. Der Mandel fing im Reflex, er ist ein ausgezeichneter Fänger, bei dem wirkt der Griff nach dem jeweils durch die Luft fliegenden Objekt immer wie der selbstverständlichste. Es sah einfach cool aus, das muss man ihm lassen. Der Mandel lief mit Myklebust zurück zum Auto und stieg auf der Fahrerseite ein. Als Letzter kam Grimnir zum Auto, er hatte ein kleines Gewehr in der Hand. Der Mandel ließ den Motor an und fuhr mit hoher Geschwindigkeit in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Niemand sagte etwas. Als der Mandel sicher war, dass niemand sie verfolgte, hielt er am Rand der Landstraße, schaltete das Licht aus und sagte: »Ich bin nicht euer scheiß Fahrer. Und ich will gefälligst mein Telefon wieder.«
    Jetzt war er also doch endlich verärgert. Der Mandel setzte sich wieder nach hinten. Die Rückfahrt zum Hardangerfjord verschlief er komplett.

11: AASEN
    Die steinerne Villa liegt auf einem Felsen über dem Meer und ist voller fremder Leute. Alle sind gut gelaunt, plaudern und essen, und ich fühle mich ganz wohl in meiner Haut. Bis irgendwann der Mandel zu uns stößt, ganz in Schwarz gekleidet mit einer Lederjacke und einer brennenden Fackel in der Hand.
    Mit dem Eintreffen vom Mandel sinkt die Stimmung auf den Nullpunkt, und niemand rührt mehr das Büfett an. Der Mandel sagt den ganzen Abend lang nichts, sitzt nur herum in seiner schwarzen Lederjacke mit der Fackel in der Hand, und die meisten Gäste gehen früh nach Hause. Am Ende bin ich alleine in dem Haus, nur der Mandel steht noch auf der Terrasse und starrt aufs Meer hinaus .
    Skulls Angebot, im Pentagramm-Raum vom Massakre zu übernachten, hatte ich dankend abgelehnt, denn bis Samstag war unser Zimmer im Studentenhostel bezahlt. Und jetzt, wo der Mandel nicht da war, empfand ich die Situation dort gar nicht mehr als so angespannt. Nachdem ich nass bis auf die Knochen mit dem Bus aus dem Vorort zurückgekommen war, spielte ich noch eine Partie Tischtennis mit zwei amerikanischen Austauschstudenten, bevor ich ins Bett ging und von der römischen Villa über dem Meer und dem Mandel mit seiner Fackel träumte.
    Am nächsten Morgen las ich im Computerraum in Block D auf der Website des Dagbladet von einem Brandanschlag in einem Vorort von Oslo. Fast der ganze Bildschirm war von dem Bild eines umgedrehten brennenden Kreuzes ausgefüllt. Die Überschrift lautete SVART ILD , schwarzes Feuer . Ich hatte noch nie so große Überschriften und Bilder gesehen wie auf der Dagbladet -Seite. Es war, als hätte man seinen Browser auf fünffache Vergrößerung eingestellt. Der Mandel hat erzählt, dass der norwegische Staat ganz massiv das Pressewesen mit Zuschüssen fördert, aber wenn so etwas dabei herauskommt, kann er es auch sein lassen, oder? Bei uns bezuschusst ja auch niemand die Bildzeitung. Rechts neben dem brennenden Kreuz, auf einem kleineren Foto, war eine Frau abgebildet. Die Bildunterschrift lautete »Ingeborg Ostberg« . Ich gab den Namen in eine Suchmaschine ein und fand heraus, dass sie die Bischöfin des Bezirks Oslo war und eine der führenden Geistlichen Norwegens. Offensichtlich war Frau Ostberg aber noch bei Gesundheit. Danach rief ich Maria an und machte es kurz wegen den Roaming-Gebühren. Sie hatte wieder diese Probleme mit ihrem Handgelenk und war überhaupt schlechter Dinge. Ich versprach, ihr etwas aus

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