Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
Vom Netzwerk:
Weltreligionen entstammen außerdem sowieso ein und derselben Quelle, und dass sie sich gegenseitig die Schädel einschlagen, ist der größte Witz der Menschheitsgeschichte.«
    »Seid ihr eigentlich Satanisten?«, fragte der Mandel aus heiterem Himmel, und ich weiß genau, wie es ihm Spaß machte, so eine pauschale Frage abzufeuern.
    »Hast du nicht zugehört, Herr Mandel?«, sagte Myklebust.
    »Ich meine ja nicht im okkulten Sinn mit schwarzer Messe und Jungfrauen-Opfer, sondern im Sinne von LaVey oder Crowley. Seid ihr so eine Art luziferianische Gegengesellschaft?«, fragte der Mandel.
    »Du meinst, ob wir uns an der Satanischen Bibel orientieren?«, fragte Myklebust.
    »Na ja, sie propagiert immerhin die Leistung des Einzelnen und seinen freien Willen. Tu, was du willst, das sagt doch auch Crowley.«
    »Wir sind auf keine Hippie-Romantik angewiesen. LaVey war ein eitler Angeber und Crowley ein drogensüchtiger Fantast. Die Satanisten sind daran schuld, dass der Svarte Sirkel nichts als eine Ansammlung von Egoisten war.«
    »Ich finde das Kapitel mit den Psychovampiren gut«, sagte der Mandel, der mir nie erzählt hat, dass er die Satanische Bibel gelesen hatte.
    »Finde ich auch«, sagte Neofenrir von vorne.
    »Es ist nur beschissene Popkultur, sonst nichts«, sagte Myklebust genervt.
    Irgendwann hatte Neofenrir die Musik im Auto eingeschaltet. Es lief die Obsessed by Cruelty . Ich hab musikalisch nichts gegen Sodom vorzubringen, aber man muss schon zugeben, dass die Band früher erst verkrampft evil und dann verkrampft sozialkritisch war, und dabei jeweils unfreiwillig komisch. Der Mandel spielte auf seinen Knien das schlampig gespielte Schlagzeugintro des Titelsongs mit. Das Berg- und Talgefahre machte ihn nervös. Fast sechs Stunden, war die ernüchternde Antwort auf die Frage vom Mandel an Neofenrir gewesen, wie lang man von Fykse nach Oslo insgesamt brauche. Irgendwann war er eingeschlafen, und als er aufwachte, wurde es gerade dunkel, aber in Oslo waren sie immer noch nicht.
    »Was machen wir eigentlich in Oslo?«, fragte der Mandel und holte seinen kleinen Plastikkamm aus der Innentasche seiner Jacke. Beim Durchkämmen merkte er am Widerstand, dass einzelne Haare blutverkrustet waren.
    »Wir gehen auf die Wilde Jagd«, sagte Myklebust.
    We’ll join The Wild Hunt.
    »Was soll das sein?«, fragte der Mandel.
    »Die Geister der Toten und die Dämonen des Landes ziehen plündernd durchs Land und zünden es an. Es ist ein alter Brauch. Man nennt es auch den asgardischen Zug .«
    »Zündet ihr wieder eine Kirche an?«, fragte der Mandel.
    »Wieso wieder?«, fragte Neofenrir.
    »Seid ihr das nicht gewesen mit der Mariakirken in Bergen?«
    »Nein, und das war ja auch kein richtiger Brand«, sagte Myklebust, und es klang milde empört.
    »Rauchen darf man hier wahrscheinlich nicht im Auto, oder?«, fragte der Mandel, aber die Antwort lag auf der Hand, da in den vergangenen fünf Stunden auch keiner geraucht hatte.
    Der Mandel fragte sich, ob es überhaupt noch Leute gab, die rauchten und es zugaben. In seiner Generation hatte zuletzt ein Rauchersterben gewütet, die Pest im Mittelalter war nicht gründlicher gewesen. Sie waren jetzt fast in Oslo angekommen, hielten aber noch an einer der letzten Tankstellen vor der Stadtgrenze. Der Mandel war ausgestiegen und hatte sich von den Zapfsäulen abgewandt. Er rauchte eine Zigarette. Von hinten trat Myklebust an ihn heran.
    »Schau dir das an, Herr Mandel. Damit du was zu schreiben hast.«
    Der Mandel warf die Zigarette auf die Hauptstraße. Die anderen beiden Utgangs standen noch an der Kasse. Myklebust nahm den Autoschlüssel und steckte ihn in das Schloss am Kofferraum des BMW . Der Kofferraum schnappte auf. Myklebust hob den Deckel hoch, sodass der Mandel hineinschauen konnte. Darin befand sich ein riesiger Jutesack, der oben verschnürt war. Myklebust löste den Knoten und faltete den Sack auseinander. Der Mandel blickte auf ein Bündel Pistolen und Gewehre.
    »Wo habt ihr die denn her?«, fragte der Mandel.
    »Aus dem Internet«, sagte Myklebust.
    »Und was habt ihr damit vor?«
    »Geld verdienen«, sagte Myklebust.
    Und das war ein Zeitpunkt, wo der Mandel hätte sagen müssen, dass es ihm jetzt reichte mit dem Unsinn und der schwelenden Gewalttätigkeit. Und auch der Aufschneiderei, weil was anderes war das doch nicht, dem Mandel mitten in der Nacht einen Kofferraum voller Waffen zu zeigen. Es ist schwer zu sagen, ob der Mandel so in seiner ritterlichen Mission

Weitere Kostenlose Bücher