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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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eigentliche Brandstiftung und das Verbarrikadieren der Tür.«
    »Warum nicht? Wenn ihm doch jemand gefolgt ist«, sagte ich.
    »Das weiß ich auch nicht.«
    »Hat man das den Staatsschutz nicht gefragt?«, fragte ich.
    »Der Mitarbeiter wollte anonym bleiben und ist nur der Polizei und dem Gericht bekannt.«
    »Ein Maulwurf aus dem Svarte Sirkel?«, sagte ich, und endlich konnte ich mal das Wort Maulwurf benutzen. Bisher hatte sich in meiner Detektivlaufbahn noch keine Gelegenheit dazu ergeben, aber jetzt war es so weit. Maulwurf. Mole. Großartiges Wort.
    »Wer weiß«, sagte Aasen.
    »Glaubst du, dass Raske Motzfeld absichtlich hat verbrennen lassen?«
    »Ich kann mir schon vorstellen, dass Aksel scharf darauf war, den größtmöglichen Terror zu veranstalten. Kurz nach dem Brand wurde ein Rundschreiben an die wichtigsten Bands gefunden, in dem jemand den Tod von Motzfeld als Märtyrertod für den Sirkel preist. Beigelegt war jedem Schreiben ein Plastiksäckchen mit einer Prise Asche.«
    »Welche Rolle spielten dabei Dark Reich?«, fragte ich.
    »Die haben sich sowohl mit Oslo als auch mit Bergen gut arrangiert, die fungierten als eine Art Vermittler. Cristian war damals noch ein sehr umgänglicher Zeitgenosse, mit dem sich jeder gut verstanden hat. Aber am Tag des Brandes waren Dark Reich in England auf Tour und wussten angeblich auch nichts davon.«
    »Ich habe eine Idee«, sagte ich, während ich die Zehen einzog, weil die Kälte dabei war, aus der Wiese in meine Schuhe über meine Zehen in meinen gesamten Körper zu kriechen.
    »Was für eine Idee?«, fragte Aasen.
    »Wir tun so, als ob Baalberith gar nicht verschwunden ist, und erklären Utgang den Krieg.«
    »Wie bitte? Und wer ist wir ?«, fragte Aasen.
    » Wir sind wir«, sagte ich. »Dir ist Vilde doch immer noch wichtig, und sie will ihren Bruder finden. Und vielleicht glättet das ja die Wogen zwischen euch, vorausgesetzt, er taucht wieder auf.«
    »Was soll ich denn machen?«, fragte Aasen.
    »Du drehst ein Video. Das ist doch dein Ding, oder?«, sagte ich.

12: L UTEFISK
    Der Mandel wachte in dem Wohnmobil auf. Innen gab es ein größeres Bett an der Rückwand und an der Seite ein aufklappbares Gästebett, in dem der Mandel lag. Das größere Bett war leer und zerwühlt, darüber hing ein riesiges Schwarz-Weiß-Poster von Død. Raske mit Leichenschminke in einem dunklen Mantel, die langen blonden Haare ins Gesicht fallend, an einer kahlen Wand lehnend. Er warf einen merkwürdigen Schatten, sodass sein Kopf nach oben um ein Drittel größer wirkte. Er trug kein umgedrehtes Kreuz, keine Nieten, keine Knochen, keine Patronen, kein gar nichts. Sein Blick war starr und leblos. Daneben stand leicht gebückt – weil eigentlich deutlich größer – sein Bandkollege Gunarr Aasen, ebenfalls geschminkt. Er versuchte finster auszusehen und erinnerte dabei an den Glöckner von Notre-Dame. Die Schminke ließ sein Gesicht noch schiefer als in echt wirken. Er trug eine Lederweste über seinem nackten Oberkörper und eine schwarze, enge Lederhose. Im Einzelnen gab er alles andere als ein furchterregendes Bild ab, aber im Verbund mit dem leblosen Raske wirkte er wie jemand, der gerade frisch aus dem Irrenhaus ausgebrochen war. Der Mandel stand auf und wusch sich am Spülbecken der Küchenzeile die Hände, bevor er seinen Seitenscheitel auf Vordermann brachte. Er stieg aus und pinkelte draußen gegen einen Baum, weil er Toiletten in Wohnwagen unhygienisch fand. Es nieselte. Der Mandel machte sich auf den Weg zu den Holzhäusern unten an der Straße. Er klopfte bei dem königsblauen Haus an die Tür. Zunächst antwortete niemand, und der Mandel blickte auf seine teure Uhr. Eine Uhr muss was können, sagt er, ohne zu spezifizieren, was genau das ist. Es war ein Uhr mittags, und er hatte gut sechs Stunden geschlafen, seit sie wieder aus Oslo zurück waren. Am Straßenrand parkte der Ford Focus. Der Mandel überlegte kurz, zurück nach Bergen zu fahren. Dann ging die Tür auf, und der Vater von Anders Myklebust sagte:
    »Kommen Sie herein. Wir essen gerade, und Sie sind herzlich eingeladen.«
    Der Mandel trat in eine Gaststube. Die Wände waren aus dunklem Holz, und die Deckenbalken hingen fast auf Kopfhöhe. Vielleicht nicht beim Mandel, aber bei einem normal groß gewachsenen Menschen. An der Wand war ein langer Tisch, der aus mehreren zusammengerückten kleinen Tischen bestand, und quer im Raum standen noch einmal drei Tische. Am oberen Ende der langen Tischreihe, die

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