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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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schöne Landschaft, wenn sie an so ein Scheißwetter gekoppelt war. Aasen rauchte einen Joint, während wir am See entlang spazieren gingen. Er ließ mich ziehen.
    »Woher kommt eigentlich dein Fantasiename?«, fragte ich.
    »Was für ein Fantasiename?«, fragte Aasen.
    »Der mit U. So wie Raske sich auch Therion nennt.«
    »Ujak? In Tolkiens Schwarzer Sprache ist es das Wort für Wolf«, sagte Aasen.
    »Was habt ihr nur alle mit Tolkien?«, fragte ich.
    »Mittelerde und seine Geschöpfe sind den altnordischen Sagen entlehnt. Tolkien hat also angefangen, er hat zuerst bei uns geklaut.«
    Das klang in seiner Wunderlichkeit einleuchtend.
    »Kann ich dich was fragen, Gunarr?«, fragte ich.
    »Das tust du doch schon die ganze Zeit«, sagte Aasen.
    »Was ist damals in der Fantoft-Kirche wirklich passiert? Off the record quasi.«
    »Ich hatte damit nichts zu tun«, sagte Aasen und nahm mir den Joint aus der Hand. »Ich bin in der Nacht zu Hause gewesen und habe am Albumcover von der Surtur gearbeitet.«
    »Du kanntest aber die Leute, die verbrannt sind, oder?«
»Überwiegend«, sagte Aasen und nahm einen tiefen Zug vom Joint.
    »Und was hat Raske dir davon erzählt?«
    »Mit dem hab ich seit dieser Nacht kein Wort mehr gewechselt. Ich weiß nur das, was auch der Öffentlichkeit bekannt ist. Im Prinzip fing der Irrsinn schon mit Aksels Ausstieg bei Godfuck an. Das war der erste Riss in der Beziehung zwischen ihm und Hades Motzfeld. Wir wohnten in Bergen, Godfuck lebten und probten in Oslo. Also wollte Motzfeld, dass Aksel für Godfuck nach Oslo zog. Und das wollte Aksel unter keinen Umständen, ihm war Oslo zu laut und zu roh, er kam ja ursprünglich von dort. Und wenn er heute sagt, er sei bei Godfuck ausgestiegen, weil sie ihm zu theatralisch waren, dann ist das nur Revisionismus. In Wirklichkeit wollte er nicht zurück nach Oslo. Er hatte regelrecht Angst vor Oslo. Hades Motzfeld und Godfuck galten als die Ersten in der Bewegung. Die Selbstverstümmelung von Grave, dem Sänger, das Abstechen eines lebendigen Ziegenbocks auf der Bühne und die perversen Texte setzten neue Standards, lange bevor es Dark Reich gab. Grave selbst hat sich sogar mal in einem zugenagelten Sarg auf die Bühne tragen lassen und die ersten Songs nur aus diesem Sarg heraus gesungen. So einer Band abzusagen, wenn sie dich einlädt, bei ihnen zu wohnen und mit ihnen zu spielen, das war schon ein Affront. Und Motzfeld war auch die Black-Metal-Polizei, er bestimmte, was cool und was scheiße war, wen man kennen musste und wen man besser nicht kannte, welche Bands pure evil waren und welche nur so taten. Er nannte sich selbst mal im Spaß den Paten der Schwarzen Mafia , und dem schlug man nicht einfach so einen Wunsch aus, vor allem nicht, wenn man an seiner Seite in der einflussreichsten Metal-Band Skandinaviens spielen durfte.«
    »Kann ich noch mal ziehen?«, unterbrach ich ihn, weil ich die Kälte und den Wind sonst nicht ertragen hätte. Aasen reichte mir den Joint.
    »Wo war ich?«, fragte er.
    »Ich weiß nicht. Bei der Mafia?«, sagte ich.
    »Genau. Aber obwohl er tödlich beleidigt war, gab Motzfeld sich nach außen hin als der wohlwollende Mäzen von Død und veröffentlichte unser erstes Album auf seinem Label Bleaklife. Wahrscheinlich weil er Aksel unter Kontrolle behalten wollte. Eigentlich hat er sowieso nur unser Demo ins Presswerk gegeben, aber es galt damals ja als cool, wenn der Sound scheiße war. Aksel hat Motzfeld sogar noch Geld für die Produktion geliehen. Als die erste Død in diversen Magazinen als der neue und beste Black Metal beschrieben wurde, hat Aksel plötzlich den Großwesir von Bergen gespielt und eine eigene Entourage um sich versammelt, mit dem Massakre als Basislager. Zeitgleich gab ja Skull das Black Death -Magazin heraus, in dem er uns in den Himmel lobte, weil er endlich eine Band aus seiner Heimatstadt fördern konnte.«
    »Haha, in den Himmel loben«, sagte ich.
    »Wie bitte?«, fragte Aasen.
    »Nichts«, sagte ich.
    »Aksel etablierte mit voller Absicht eine Konkurrenz zu der Osloer Szene. Der Bergener Kreis sollte der einzig radikale, der einzig echte sein. Im Gegensatz zu Hades, der den Svarte Sirkel eher als Geheimbund begriff, ging Aksel an die Öffentlichkeit und verkündete offiziell, er werde die bürgerliche Gesellschaft angreifen. Kurz darauf haben Aksel und seine Adlaten tatsächlich Kirchen angezündet. Die Osloer waren plötzlich die Nachzügler, die Unentschlossenen, die Uncoolen … «
    Ein

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