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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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gespielt, aber es war ihnen trotzdem wichtig gewesen, ihre Spuren in jeder Nacht zu hinterlassen. Es gab eine Zeit, da durfte kein Ausgehen mit einem Bier und einem guten Gespräch an der Theke enden. Es musste immer mehr passieren. Ein idealer Ausgang eines Abends hatte mit Mädchen und Geschlechtsverkehr zu tun, aber wenn keine Mädchen vorhanden waren – und das ist leider meistens der Fall gewesen – , dann mussten es Verwüstungen sein. Dazu zählten natürlich hauptsächlich chemisch induzierte Selbstverwüstungen mit Folgen wie Gedächtnisverlust oder spektakuläre Kotzerlebnisse. Hauptsache, eine Verwüstung, von der man später erzählen konnte, die solche Nächte in ein historisches Licht tauchte. Oft haben der Mandel und der Herwig auch einfach nur Sachen kaputt gemacht, weil keine Mädchen vorhanden waren. Einmal haben sie im gesamten Matting die Hoftüren ausgehängt, und als ihnen der erzürnte Doblerwirt unten am Ufer in der Unterhose hinterhergelaufen ist, sind sie in die Donau gesprungen und zum anderen Ufer gekrault, wo sie sich dann zum Schlafen hingelegt haben, um am nächsten Tag in aller Früh wieder zurückzuschwimmen in der Hoffnung, dass sich der Dobler nicht bis in die frühen Morgenstunden auf die Lauer legt. Der Mandel und der Herwig haben auch das Apfelhaus vom Peter Jobst angezündet. Dazu muss man wissen, dass der Peter Jobst aus einer angesehenen Arztfamilie stammt, die am Rand ihres Grundstücks am Ortsausgang einen riesigen Obstgarten unterhielt, wo der Vater vom Peter Jobst im Ruhestand eine ganz besondere Apfelsorte – Name vergessen – gezüchtet hat. Der Peter Jobst hat in dem sogenannten Apfelhaus, einer Holzhütte mitten in dem Edelsorten-Apfelgarten, immer rauschende Studentenfeste gefeiert, und eingeladen waren nur seine Freunde vom Medizinstudium aus der Stadt und nie die Dorfjugend. Die stand unten am Hang und musste mit anschauen, wie die Studenten aus der Stadt laute Musik hörten und ständig irgendwelche scharfen und über die Maßen bekifften Weiber auf der Suche nach dem Zigarettenautomaten vorbeikamen. Das Apfelhaus hätten der Mandel und der Herwig natürlich nie ausschließlich aus Missgunst angezündet oder wegen der Herabwürdigung, nicht eingeladen worden zu sein. Nein, was den Mandel und den Herwig in erster Linie zu Feuerteufeln hat werden lassen, war die Tatsache, dass der Peter Jobst
    a) wider besseres Wissen die Ex-Freundin vom Herwig, die Krista Dettling, gebumst hat (die sich übrigens später für den Playboy ausgezogen hat) und
    b) im Vorstand der Regensburger Jungen Union war.
    Aber da der Mandel und der Herwig natürlich keinen Personenschaden anrichten wollten, haben sie das Apfelhaus genau einen Tag vor der nächsten Festivität angezündet. Als problematisch erwies sich in jenem schon recht heißen Mai die trockene Wiese, die den Brand sofort auf die Bäume hat überspringen lassen, sodass nach dem Großeinsatz der Mattinger Feuerwehr am Ende außer der Hütte auch etliche der edlen Apfelsorten in Schutt und Asche lagen. Der Sachschaden muss erheblich gewesen sein, aber niemand ist dem Mandel und dem Herwig draufgekommen, und wenn ich das jetzt hier in unsere Geschichte hineinschreibe, gehe ich mal stark von einer Verjährung des Straftatbestands aus, immerhin hatte der Mandel damals noch nicht einmal studiert. Ich weiß natürlich nicht, ob der Mandel sich auf der Autofahrt mit Utgang an den Apfelgarten vom Peter Jobst zurückerinnert hat, aber mindestens an so manche Nacht, wo er mit dem Herwig abends losgefahren ist, mit lauter Musik und einer Flasche Schnaps im Auto, weil damals die Polizei auch noch nicht außerhalb der Dultzeit kontrolliert hat. An diese Aufbruchsstimmung hat er sich womöglich erinnert. Weil so eine Nacht ein einziges Versprechen war. Weil man am Anfang von so einer Nacht natürlich immer noch auf den Erfolg bei einem Mädchen hofft, auch wenn es am Ende dann doch nur wieder aufs Kaputtmachen hinausläuft.
    Ich weiß auch nicht, ob der Mandel zu dem Zeitpunkt noch geglaubt hat, dass die Utgangs Baalberith etwas angetan hatten. Weil, auch wenn er es bis heute nicht zugibt, er sich doch ein bisschen zu sehr in deren Aktivitäten hat hineinziehen lassen, und das kann er nicht alles auf den leeren Akku von seinem Telefon schieben oder auf das ritterliche Versprechen, das er seinem Burgfräulein Vilde gegeben hat. Was er aber zugibt, ist die Tatsache, dass er ziemlich bald einen sitzen gehabt hat von dem rasend schnell

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