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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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fährt nur stur geradeaus. Als ich nach seinen blauen Gauloises auf der Ablage greife, fällt mir auf, dass aus meinem Arm lange rostige Nägel herausragen. Bis hinauf zur Schulter. Und nicht aus einem Armband, sondern direkt aus der Haut. Außerdem habe ich lange Haare. Ich klappe die Sonnenblende herunter, darin ist ein kleiner Spiegel. Ich halte den Kerzenständer leicht nach oben und betrachte mich in dem kleinen Spiegel. Mein Gesicht ist weiß, die Augenpartie schwarz. Ich fahre mit dem Finger über die Haut, aber es bleibt keine Farbe auf dem Finger zurück. Ich reibe noch mehr, aber die Farbe bleibt auf meinem Gesicht. Der Mandel fährt weiter durch die Dunkelheit. Fahr nicht so schnell, sage ich zum Mandel, aber der Mandel sitzt wie versteinert hinter dem Lenkrad. Im Spiegel habe ich gesehen, dass jemand auf der Rückbank sitzt, aber ich will mich jetzt nicht umdrehen.
    Als ich am Freitag gegen neun mit Halsweh aufwachte, war schon das Frühstück fertig. Aasen und ich hatten nach dem Hack mit Sascha noch zwei Flaschen Weißwein getrunken und waren erst gegen fünf ins Bett gegangen. Ich hatte auf der Couch vor dem gigantischen Fernseher übernachtet.
    »Was denkst du, wie werden Utgang reagieren?«, fragte ich und nahm mir eine Scheibe von dem geräucherten Käse.
    »Die können das nicht auf sich sitzen lassen. Und Raske auch nicht, wenn er wirklich ihr Mentor ist. Falls sie Cristian entführt haben, dann werden sie uns einen Hinweis geben, dass sie unseren Bluff durchschaut haben«, sagte Aasen.
    »Oder eben erst recht nicht. Was aber vielleicht auch wieder ein Hinweis ist«, sagte ich und nahm mir noch eine Scheibe Käse, weil sonst nichts da war. Im Nachhinein hatte ich so meine Zweifel, ob das Video eine gute Idee war. Ich schaute auf mein Telefon und sah einen verpassten Anruf von einer unbekannten Nummer. Ich hoffte, er war nicht vom Mandel.
    »Was machst du als Nächstes, Herr Detektiv?«, fragte Aasen.
    »Ich fahr zu Vilde.«
    »Ich kann dich fahren«, sagte Aasen und lächelte schief. Das Trollgesicht wächst dir am Ende noch ans Herz, dachte ich und nahm noch einen Schluck von dem durchaus akzeptablen Kaffee.
    »Was für eine bescheuerte Idee«, sagte Håvard.
    »Jetzt lass ihn doch ausreden«, sagte Vilde.
    »Damit bringst du Vilde doch noch mehr in Gefahr. Und erst recht deinen Freund Mankel«, sagte Håvard.
    »Er heißt Mandel. Und der weiß sich schon zu helfen, außerdem ist er als embedded journalist eine unantastbare Person«, sagte ich.
    »Er ist aber kein Journalist, sondern Privatdetektiv«, sagte Håvard.
    »Haarspalterei«, sagte ich.
    »Idiotie«, sagte Håvard.
    »Jungs«, sagte Vilde.
    »Ich würde deshalb Vilde gerne sicherheitshalber für die nächsten zwei Tage bei Gunarr unterbringen, wenn sie nichts dagegen hat. Sein Haus hat eine teure Alarmanlage«, sagte ich zu Vilde, als mein Telefon klingelte.
    »Beim irren Aasen?«, sagte Håvard.
    »Håvard!«, sagte Vilde.
    Mein Telefon klingelte irgendwo in der Nähe, aber ich konnte nicht genau sagen, wo.
    »Warum ist Aasen irre?«, wollte ich wissen, während ich in meinen Hosentaschen nach dem Telefon suchte.
    »Das weiß jeder, der damals im Kreis war«, sagte Håvard.
    »Warst du auch im Kreis?«, fragte ich ungläubig, denn da wäre er ja höchstens fünfzehn gewesen.
    »Mein Bruder«, sagte Håvard.
    »Dein Bruder?«, fragte ich nach.
    »Mein Bruder war im Bergener Sirkel.«
    »In welcher Band hat er denn gespielt?«, fragte ich.
    »Friends Of Sauron«, sagte Håvard, und natürlich hatte ich noch nie von der Band gehört.
    »Friends Of Sauron, hab ich schon von gehört«, sagte ich und merkte, dass ich auf meinem Telefon saß. Ich ging ran, aber es war niemand mehr dran.
    »Ich komme mit zu Gunarr«, sagte Vilde.
    »Es ist ja erst mal nur für zwei Tage. Bis wir wissen, wie Utgang und Raske auf das Video reagieren«, sagte ich und sah, dass der Anruf wieder von einer unbekannten Nummer gekommen war.
    Als Vilde kurz darauf hinten in den Jeep von Aasen einstieg, begrüßte sie ihn mit einem leisen Hallo, aber während der Fahrt redeten sie nicht miteinander. Vilde sah aus dem Fenster. Sie war blass, aber ihre Backen waren rot und das Auge immer noch blutunterlaufen. Selbst in der größten Aufgebrachtheit verbreitete sie diese Ruhe. Für mich war sie dadurch die reinste Heilserscheinung. Ich war Frauen wie Maria gewohnt. Im Bett ein einziger Aufschrei, aber außerhalb leider auch. Aasen beobachtete Vilde während der Fahrt im

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