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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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zirkulierenden Wodka. Deshalb kann er auch im Nachhinein nicht mehr genau sagen, wie lange die Fahrt gedauert hat, aber er tippt auf über eine Stunde. Danach hielt das Utgang-Mobil an einem Waldstück, und alle stiegen aus. Neofenrir und Grimnir holten einen kleinen Rucksack aus dem Kofferraum und aus dem wiederum zwei Stablampen. Der Mandel hatte eine Bierflasche in der Hand, die er aufgemacht hatte, nachdem der Wodka leer war. Sie schritten eine aufgeweichte Wiese am Rand des Waldstücks hinunter, bis sie an einen Bauzaun kamen. Alle kletterten mit Leichtigkeit darüber, nur der Mandel tat sich schwer. Erstens, weil er nicht der sportliche Typ ist, zweitens, weil er in seiner teuren Hose nirgendwo hängen bleiben wollte, und jede hastige Bewegung war ein Risiko für die Hose. Bevor er loskletterte, reichte er Neofenrir sein Bier durch den Zaun hindurch. Hinter dem Bauzaun wurde es nicht besser für die Hose vom Mandel. Das Unterholz und der schlammige Boden verdarben ihm die Freude an einer zivilisierten Nachtwanderung.
    »Wo sind wir?«, fragte der Mandel und sah entlang dem Strahl von Grimnirs Taschenlampe, dass wenige Meter entfernt ein großes dunkles Gewässer lag.
    »In Troldhaugen«, antwortete Myklebust.
    »Aha«, sagte der Mandel, als wüsste er jetzt mehr.
    »Das heißt übersetzt Trollhügel«, sagte Neofenrir.
    »Pssst«, machte Myklebust und ging weiter.
    Der Mandel und der Rest folgten Myklebust durchs Unterholz. Seine Bierflasche warf der Mandel zwischen den Bäumen hindurch ins Wasser. Den Aufprall der Flasche auf dem Wasser hörte man auf dem ganzen Gelände.
    »Leise, verdammt noch mal«, sagte Myklebust.
    »Entschuldigung«, sagte der Mandel.
    »Hier geht’s nicht weiter«, sagte Neofenrir und nahm seine Wollmütze kurz ab, um sich über die verschwitzte Glatze zu reiben.
    Grimnir zischte irgendetwas auf Norwegisch, und der Mandel dachte, die Lage muss wirklich ernst sein, wenn Grimnir etwas dazu sagt.
    »Dann gehen wir eben ein Stück weiter nach oben«, sagte Myklebust unwirsch, und die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung. Als sie aus dem Wald heraustraten, standen sie vor einer roten Holzhütte, die auf einem Felsen über dem See stand. Dahinter konnte man die Giebel eines Wohnhauses im viktorianischen Stil sehen. Es war aus Holz und hätte in jedem Haunted-House-Film als ideale Kulisse gedient.
    »Hier sind vielleicht Überwachungskameras, wir setzen besser die Masken auf«, sagte Myklebust und warf dem Mandel eine Skimaske zu, die der aus Sorge um die Frisur nur ungern überzog.
    »Wer wohnt hier?«, fragte der Mandel.
    »Wohnen ist gut«, sagte Myklebust.
    Zwei Minuten später gelangten sie an einen niedrigen Holzzaun. Sie stiegen darüber hinweg und folgten dem Weg dahinter bis fast ganz ans Wasser hinunter. Eine Art steinerner Steg führte auf den schwarzen See hinaus, aber sie blieben unterhalb eines Felsens, der von dem Anwesen ins Wasser hineinragte.
    »Hier möchte ich auch mal…«, sagte Neofenrir.
    »Halt die Klappe«, sagte Myklebust und leuchtete den Felsen hinauf. Obwohl er stellenweise mit Moos bedeckt war, erschien er an den freien Stellen wie glatt geschliffen. Der Mandel folgte dem emporwandernden Strahl der Lampe bis hin zu einer merkwürdigen Steinformation. Wie in einem missglückten Tetris-Spiel stapelten sich links und rechts zwei senkrecht aufgerichtete Steinplatten, und über ihnen lag waagrecht eine dritte, sodass sie ein Portal bildeten. Im Inneren des Portals war eine Steintafel angebracht, auf der man bei genauem Hinsehen eine Gravur ausmachen konnte.
    »Jetzt weißt du, wer hier wohnt«, sagte Neofenrir.
    »Ich habe meine Lesebrille nicht dabei«, sagte der Mandel.
    »Es ist ein Grab, eine Krypta«, sagte Myklebust, als ob man es dadurch besser lesen konnte.
    »Okay«, sagte der Mandel.
    Myklebust leuchtete weiter auf die Inschrift, und beim Näherkommen erkannte der Mandel die Art der Buchstaben. Es war eine Art Runenschrift, wie beim Logo der Band Slayer. Je mehr sich seine Augen an die Schrift gewöhnten, desto besser konnte er sie lesen. EDVARD , dann kam ein Zeichen, das er nicht entziffern konnte. Nächste Zeile: NINAGRIEG .
    »Edvard und Nina Grieg«, sagte der Mandel. »Das ist das Grab von Grieg, dem Komponisten, oder?«
    »So ist es«, sagte Myklebust.
    »Und das viktorianische Haus war sein Ferienhaus, ich erinnere mich, davon gelesen zu haben. Und in dem Felsen hat er sich mit seiner Frau nach seinem Tod einmauern lassen«, sagte der Mandel, der

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