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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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nicht anders«, sagte Myklebust.
    »Verstehe«, sagte der Mandel.
    »Ich bring dich zum Auto«, sagte Myklebust. »Kannst du gehen?«
    »Kannst du mich stützen?«, fragte der Mandel und hielt sich bei Myklebust an der Schulter fest, während sie den steilen Hang hinaufkletterten bis zu einem Haus, in dem zwar kein Licht brannte, aber immerhin führte eine Straße hin, und da stand der Wagen von Myklebust. Der Mandel legte sich auf die Rückbank, und Myklebust holte ihm eine Decke aus dem Kofferraum. Er ließ den Motor an und drehte die Heizung auf.
    »Ich komm gleich wieder«, sagte er und lief noch mal den Hang hinunter. Eine halbe Minute später war Myklebust zurück und zog sich die Sachen, die er unten vom Ufer geholt hatte, auf der Straße wieder an. Dann stieg er ein und fuhr los.
    »Wo ist Grimnir?«, fragte der Mandel.
    »Keine Ahnung«, sagte Myklebust. »Ich musste mich entscheiden, ob ich ihm folge oder dich aus dem Fjord ziehe.«
    »Danke für die Entscheidung«, sagte der Mandel.
    »Kein Ding«, sagte Myklebust.
    »Das war doch auch für dich nicht ungefährlich, oder?«, sagte der Mandel und bekam einen erneuten Hustenanfall. Er hielt sich die Hände vor den Mund, und er hatte das Gefühl, sie müssten gleich voller Blut sein.
    »Es geht. Ich war bei den Rettungsschwimmern. Du bist nicht der Erste, den ich aus dem Wasser ziehe. Nur nachts habe ich es noch nie gemacht«, sagte Myklebust.
    »Ich auch nicht«, sagte der Mandel und hustete wieder. Trotzdem hätte er jetzt gerne eine geraucht. Ich schätze, das zeichnet einen echten Raucher aus.
    »Soll ich dich ins Krankenhaus bringen? Es kann sein, dass du ein Lungenödem hast«, sagte Myklebust.
    »Nein, ich will nur ins Bett«, sagte der Mandel, der gar nicht wissen wollte, was ein Lungenödem ist.
    »Okay, aber du brauchst sofort Wärme. Wir fahren zurück nach Fykse.«
    »Von mir aus«, sagte der Mandel.
    Myklebust schaltete das Autoradio an, wo gerade »Somebody To Love« von Queen lief. Er ließ es laufen.
    »Bist du Grimnir gefolgt?«, fragte der Mandel.
    »Ja.«
    »Hast du uns in der Höhle gehört?«
    »Ich war sowieso wach. Ich hab mir gedacht, dass du dich in der Nacht umsiehst, und hab Grimnir aufgetragen, dir einen Schrecken einzujagen, damit du dir im Klaren darüber bist, wie ernst uns das ist, was wir hier tun. Dann geriet die Situation offensichtlich außer Kontrolle, und ich hab dich nur noch aus der Höhle rennen sehen und ihn hinterher, voller Blut.«
    »Er hatte ein Gewehr, und ich habe ihm den Kiefer gebrochen«, sagte der Mandel.
    »Das erklärt, warum er so ausgeflippt ist.«
    »Nein«, sagte der Mandel. »Er ist schon vorher ausgeflippt.«
    »Ich hätte ihn nicht auf dich loslassen sollen. Es tut mir leid«, sagte Myklebust, und es klang ehrlich gemeint. »Er ist ein Irrer.«
    »Wo ist der Irre jetzt?«, fragte der Mandel.
    »Keine Ahnung«, sagte Myklebust. »Vielleicht ist es besser, wenn er weg ist. Mit seinem Fantasy-Quatsch hat er eh nicht in die Band gepasst.«
    »Brrrr«, machte der Mandel, weil ihn ein Schüttelfrost übermannte.
    »Wie geht es dir?«, fragte Myklebust.
    »Ich glaub, ich war kurz tot«, sagte der Mandel.
    »Hast du Gott gesehen?«, fragte Myklebust.
    »Nein, ich war in einem Uhrengeschäft«, sagte der Mandel.

21: FENGSEL
    An dem Morgen nach der Nacht, in der der Mandel kurzzeitig verstorben war, wachte ich mit einem schlechten Gefühl und heftigem Halsweh auf. Zum einen, weil die Mineralwasserflasche auf dem Nachttisch umgekippt und das Mineralwasser, während ich schlief, auf mein Kopfkissen gelaufen war, zum anderen wegen dem Traum von der Beerdigung vom Mandel. Normalerweise hätte ich ihn jetzt sofort angerufen, um mich zu erkundigen, ob er noch lebte, aber da war ja das gegenseitige Telefonproblem. Ich ließ mich ein letztes Mal von der Dusche verprügeln, zog mich an und ging mit meiner und der Reisetasche vom Mandel in den Gemeinschaftsraum. Es war ein gutes Gefühl, wieder eine Unterhose zu tragen. Ich machte mir einen schwarzen Tee und lieh mir von einem Australier das Mobiltelefon. Ich gab ihm als Dank meine Karte, falls er mal einen Ermittler brauchen sollte. Vildes Nummer hatte ich mir auf der Rückseite von Aasens Visitenkarte notiert.
    »Hallo, Vilde, ich bin’s, Sigi. Tut mir immer noch sehr leid wegen gestern. Ich muss jetzt aus dem Hostel auschecken. Kann ich unser Gepäck zu dir bringen?«
    »Ich bin in der Pension und arbeite. Aber Håvard müsste zu Hause sein«, sagte Vilde

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