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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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geregnet. An den wenigen warmen Sommerabenden muss man durch die Stadt laufen, bis sie zu Ende ist. An solchen Abenden ist die Stadt eine andere. Das muss man gesehen haben. Es sind andere Häuser, es sind andere Leute, es ist eine andere Stadt. Man sieht am meisten, wenn man einfach nur zu Fuß geht. Bis die Stadt zu Ende ist. Ich bin also gelaufen, die sieben Kilometer bis nach Fantoft. Es war nicht schwer zu bemerken, dass mir jemand mit dem Auto gefolgt ist. Zumal dein Bruder damals einen roten Fiat Uno gefahren hat«, sagte er.
    »Kann ich euch Kaffee bringen?«, sagte Skull, der gerade die kleine Stahltür geöffnet hatte.
    »Nein«, sagte ich.
    Raske winkte ebenfalls freundlich ab, und Vilde reagierte gar nicht. Skull ließ die Stahltür nur angelehnt.
    »Und dann?«, fragte Vilde.
    »Dann hab ich mich mitten auf die Straße gestellt und ihn angehalten. Ich hatte keine Ahnung, dass er für die Polizei arbeitet, aber ich habe ihn gefragt, warum er mir hinterherfährt und warum er nicht in England ist, wo er doch angeblich mit Dark Reich dort auf Tournee sein sollte. Er hat gesagt, er hat einen freien Tag und einen wichtigen Termin beim Finanzamt und ist deswegen einen Tag in Bergen, bevor er wieder zurück nach England fliegt. Und er weiß von dem Vorhaben, mit Motzfeld die Kirche anzuzünden, und will sehen, ob wir es wirklich tun. Aus reiner Neugier. Ich habe gesagt, ich weiß nicht, was Motzfeld macht, ich habe nichts mehr von ihm gehört. Ich sagte, ich werde es auch alleine tun, aber er könne ja gerne mitkommen und helfen. Er sagte, das ist ihm zu extrem, es ist nicht seine Herangehensweise. Ich nannte ihn einen Feigling und eine Schande für den Svarte Sirkel, und dann ist er weggefahren.«
    »Du lügst. Cristian hätte den Brand verhindert«, sagte Vilde kalt.
    »Warum sollte ich lügen?«, sagte Raske.
    »Weil du ein Tier bist«, sagte Vilde.
    »Vielen Dank für die Blumen«, sagte Raske.
    »Und womit hast du ihn erpresst? Damit, dass er nicht mit dir die Kirche angezündet hat?«, fragte ich.
    »Nein. Mit der Spitzelei. Dark Reich und Cristian wären für immer blamiert, wenn die Welt wüsste, dass der große Baalberith ein opportunistischer Verräter ist, der für ein sauberes Register bei der Staatspolizei seinen alten Freund Therion verpfiffen hat. Dann gäbe es ganz sicher jetzt keine Reunion-Tour. Er überweist mir immer wieder mal ein bisschen Geld, wenn ich was brauche. Nichts Weltbewegendes, aber es hilft, solange ich alles, was ich offiziell verdiene, dem Staat wegen der Fantoft-Kirche zurückzahlen muss.«
    »Und woher willst du wissen, dass er für den Staatsschutz gearbeitet hat?«, fragte ich.
    »Mein Anwalt hat mir damals gesagt, dass es einen Zeugen aus dem Milieu gibt, dessen Name niemand kennt. Nur so ließ sich Cristians merkwürdiges Verhalten an dem Abend im Nachhinein erklären. Zudem weiß ich, dass er etwas bei der Polizei gutzumachen hatte.«
    »Gutzumachen?«, fragte ich.
    »Ich hör mir das nicht mehr an«, sagte Vilde. »Entweder du erzählst Sigi jetzt, wo mein Bruder ist, oder ich sorge dafür, dass du gleich wieder den 280er zurück ins Fengsel nehmen kannst.«
    Vilde stand auf und ging. Offensichtlich legte sie das Verhör jetzt gänzlich in meine Hände.
    »Sie ist wesentlich zielstrebiger als ihr Bruder«, sagte Raske.
    »Was hatte Baalberith gutzumachen?«, fragte ich nochmals.
    »Das kann er dir selbst erzählen, falls er wieder auftaucht.«
    »Was ist mit ihm passiert?«, fragte ich.
    »Ich sagte es doch, ich weiß es nicht«, sagte Raske.
    Es war unmöglich zu sagen, ob er log. Meine Menschenkenntnis ist sowieso nicht die allerbeste, das sieht man schon an meinen Ex-Freundinnen und an Maria, aber Raskes andauernde Süffisanz machte jeden Deutungsansatz zunichte.
    »Wer hat den Brandanschlag auf Aasen verübt?«, fragte ich.
    »Ich nicht«, sagte Raske.
    »Wer hat das Feuer in der Mariakirken gelegt?«
    »Das willst du nicht wissen, Sigi, außerdem war das noch nicht einmal ein richtiges Feuer«, sagte Raske.
    »Wer hat die Bischöfin angegriffen und das Grab von Grieg geschändet?«
    »Utgang«, sagte Raske.
    Jetzt kamen wir der Sache schon näher.
    »Ist der Mandel in Gefahr?«
    »Nein. Die Band ist zwar auf der Wilden Jagd, aber er genießt das Vertrauen von Myklebust«, sagte Raske.
    »Wilde Jagd?«, fragte ich.
    »Eine Serie von Streichen«, sagte Raske.
    »So wie die Grabschändung und das brennende Kreuz?«, fragte ich.
    »Genau. Streiche«, sagte

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