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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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Dann öffnete sich auch das äußere Tor des Käfigs, und der Wagen kam auf uns zu.
    »Hoffentlich fahren die ihn jetzt nicht gleich in den nächsten Stripclub«, sagte ich, aber Vilde starrte wie eine Schlange auf das Polizeiauto, das wenige Meter hinter uns hielt. Raske stieg aus, und bevor er sich noch orientieren konnte, stand schon Vilde vor ihm, die mindestens einen Kopf kleiner war. Die Polizisten beobachteten die Situation noch ein paar Sekunden, bevor sie weiterfuhren. Raske sah nicht gut aus. Er hatte einen Verband ums Handgelenk und dunkle Ringe unter den Augen. Außerdem trug er einen großen Kopfhörer um den Hals. Vilde sagte etwas auf Norwegisch zu ihm, und er lächelte mild. Mittlerweile hatte ich mich zu den beiden dazugestellt und beschlossen, das Heft wieder selbst in die Hand zu nehmen. Schließlich war ich hier der Ermittler.
    »Hallo, King Therion«, sagte ich.
    »Sigfried der Drachentöter. Schön, dich wiederzusehen«, sagte Raske. »Wie geht es deinem Partner?«
    »Ganz gut«, sagte ich und hoffte, dass er nicht tot war.
    »Wie kann ich euch helfen?«, fragte Raske und zog sich die Kapuze seines schwarzen Bathory-Pullovers über den Kopf.
    »Max ist jetzt eine halbe Woche mit Utgang unterwegs, und er weiß immer noch nichts über den Verbleib von Cristian Hallberg. Wenn du also wirklich immer noch ernsthaft an einer Berichterstattung über Utgang oder dich selbst interessiert bist, dann wollen wir jetzt die Wahrheit hören.«
    Raske sah abwechselnd Vilde und mir in die Augen und sagte dann: »Ich weiß nicht, wo er ist.«
    »Dann erzähl verdammt noch mal das, was du weißt«, sagte ich, weil wir so auch nicht weiterkamen.
    »Du glaubst mir nicht, oder?«, sagte Raske.
    »Tendenziell eher nicht«, sagte ich.
    »Gut. Dann reden wir. Aber lasst uns doch irgendwohin gehen, wo es nicht regnet«, sagte Raske.
    »Wir gehen ins Massakre«, sagte Vilde, bevor ich überhaupt darüber nachdenken konnte, wo es in Bergen nicht regnete.
    Im 280er-Bus saßen Vilde und ich auf einer Bank in der Mitte, und Raske setzte sich hinter uns, was mir höchst unangenehm war. So einen wie Raske will man nicht im Rücken wissen. Vilde und ich sprachen kein Wort, nur Raske summte irgendetwas nach, das aus seinem MP 3-Player kam. Irgendwann tippte er mir von hinten auf die Schulter.
    »Kennst du das?«, fragte Raske und hielt mir seine Kopfhörer hin.
    »Nein«, sagte ich im Reflex.
    »Hör es dir doch mal an«, sagte Raske und setzte mir seine großen Stereokopfhörer auf, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Ich kannte die Musik, es war »Totengräber« von DEMO , der Band, deren Sänger letztes Jahr quasi vor unserer Nase in zwei Teile zerlegt worden war.
    »Sehr witzig«, sagte ich und gab ihm die Kopfhörer zurück.
    Skulls Augäpfel rasten zum Ausgang seiner Augenhöhlen, als er Raske ins Massakre kommen sah.
    »Skull, mein Lieber«, sagte Raske und nahm ihn in den Arm.
    »Aksel«, sagte Skull, und das war alles, was er zustande brachte.
    »Kannst du noch zwei Stühle nach hinten bringen?«, fragte ich Skull.
    Als wir zu dritt im Pentagramm-Zimmer um den Holztisch saßen, sah sich Raske amüsiert um.
    »Dachte nicht, dass ich hier noch mal herkommen würde. Hat sich nichts verändert«, sagte er. »Nur die Schädel sind weg.«
    »Einer hängt noch draußen«, sagte ich.
    »Ich meinte nicht die Tierschädel«, sagte Raske.
    »Ach so«, sagte ich.
    »Können wir zur Sache kommen?«, bat Vilde.
    »Dafür, dass dein Ex-Freund mir gerade vierundzwanzig Stunden Gefängnis und Verhör eingebrockt hat, bist du ganz schön fordernd, Vilde Hallberg«, sagte Raske.
    »Damit habe ich nichts zu tun«, sagte Vilde.
    »Natürlich nicht«, sagte Raske.
    »Mich würde als Erstes interessieren, wieso Cristian Hallberg sich freiwillig von Utgang ans Kreuz hauen lässt«, sagte ich.
    »Ich hab ihn dazu gezwungen«, sagte Raske, und mit der direkten Art hätte er dem Mandel Konkurrenz machen können.
    »Und wie?«, fragte ich und merkte, wie Vilde ihre Beine neben mir nicht stillhalten konnte.
    »Ich habe ihm gesagt, dass ich die Wahrheit über seine Rolle beim Fantoft-Brand erzähle, wenn er mir nicht hilft.«
    »Und die wäre?«, fragte ich, obwohl ich es mir ja denken konnte.
    Vilde scharrte mit ihrem flachen Halbschuh unter dem Tisch. Raske beobachtete sie amüsiert.
    »An dem Abend, an dem ich die Stabkirche angezündet habe, bin ich zu Fuß aus der Stadt nach Fantoft rausgelaufen. Es war ein schöner Sommerabend, es hat nicht

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