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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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Waden gemacht hatte, und das schon mitten in der Nacht, als er von Myklebust junior zurück nach Fykse gebracht worden war. Myklebust senior war allerdings auch derjenige, der ihn um sieben Uhr morgens geweckt hatte, weil er seine Gaststube auf Vordermann bringen wollte für den exotischen Fall, heute noch Gäste zu empfangen. Und da störte natürlich so ein Halberfrorener wie der Mandel. Sobald er richtig wach war, setzte der Mandel sich mitsamt seinen Decken an den üblichen Platz nahe der Theke und bekam einen brühheißen Kaffee serviert.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte Myklebust senior.
    »Schon besser«, sagte der Mandel, dessen Lunge immer noch brannte, als hätte sie jemand mit Kerosin übergossen und angezündet. Er war sich nicht sicher, ob Kaffee jetzt das Richtige war.
    »Anders kommt gleich und kümmert sich um Sie. Es tut mir leid wegen Ihrem Unfall«, sagte Myklebust senior.
    »Nicht so schlimm«, sagte der Mandel.
    Nachdem der Mandel seinen Kaffee getrunken hatte, fragte er Myklebust senior, was mit seiner Kleidung passiert war.
    »Das Hemd habe ich gewaschen und in den Trockner gegeben«, sagte Myklebust senior, und der Mandel konnte angesichts des Umstands, dass man ihm das Leben gerettet hatte, gerade so darüber hinwegsehen, dass sein gutes Hemd unter keinen Umständen in einen Trockner durfte. Er hatte jetzt nur noch wenig Hoffnung für seine Stoffhose.
    »Die Hose habe ich abgerieben und ausgebürstet, sie hängt am Heizkessel zum Trocknen. Schöner ist sie nicht geworden, aber man kann sie schon noch tragen.«
    »Haben Sie einen Kamm?«, fragte der Mandel und seufzte innerlich wegen der Hose.
    »Natürlich«, sagte Myklebust senior und brachte dem Mandel einen kleinen schwarzen Plastikkamm, der fast genauso aussah wie der Kamm vom Mandel. Der Mandel ging in die Gästetoilette und kämmte sich die Haare. Er sah sich im Spiegel an. Seine Haut war weiß, fast bläulich, er hatte Augenringe wie mit Kajal nachgezogen, und die Falten von der Nase bis unter die Mundwinkel sahen aus wie die einer Bulldogge. Er trug das Thor-T-Shirt, das Myklebust vor zwei Tagen getragen hatte, und der Mandel hoffte, dass Myklebust es in der Zwischenzeit gewaschen hatte, denn der Mandel hasste getragene Kleidung. Ich habe schon mehrmals versucht, dem Mandel ein T-Shirt oder einen Pullover zu leihen, aber lieber ist er im Unterhemd rumgelaufen, als mein T-Shirt anzuziehen. Zu dem Thor-Shirt trug der Mandel eine dreiviertellange Hawaiihose mit neongrünen Palmen auf einem dunkelblauen Hintergrund. Dazu schwarze Leihsocken in Pantoffeln mit aufgerautem Stoff.
    »Sie haben nicht zufällig Zigaretten?«, fragte der Mandel Myklebust senior, und der gab ihm eine Schachtel HB , die offensichtlich ein Gast aus dem vorigen Jahrhundert hatte liegen lassen, denn wer rauchte heute noch HB . Noch dazu in Norwegen. Mit dem Kamm und den Zigaretten, in T-Shirt, Hawaiihose, schwarzen Socken und Pantoffeln schlich der Mandel hinaus in die Kälte und hinauf zu den Felsen zu dem Wohnwagen und rauchte dabei eine HB . Die Tür war abgeschlossen, und der Mandel klopfte, während er einen schlimmen Hustenanfall bekämpfte. Ein verschlafener Myklebust junior öffnete ihm, und der Mandel legte sich ohne ein weiteres Wort auf das seitliche Notbett.
    »Wie geht’s dir?«, fragte Myklebust.
    »Gut«, sagte der Mandel und schlief ein.
    Zwei Stunden später wachte er auf und musste sich in die Wohnwagentoilette übergeben, vermutlich von der HB , was ihm unangenehm war. Danach atmete er schwer. Myklebust saß mit einer akustischen Gitarre auf dem Bett und spielte einen Blues.
    »Ich habe einen Anruf von Neofenrir bekommen«, sagte Myklebust, während er weiterspielte.
    »Und, was sagt er?«, fragte der Mandel.
    »Er ist in der Zahnklinik«, sagte Myklebust und spielte einen komplizierten Lauf, der nichts mit dem Blues zu tun hatte.
    »Was macht er da?«, fragte der Mandel.
    »Abbadon hat ihm zwei Vorderzähne ausgeschlagen und ihn aus der Band geworfen.«
    »Tatsächlich?«, sagte der Mandel.
    »Du hast nicht zufällig deinem Partner von Neofenrirs Doppelbeschäftigung erzählt, als du neulich mit ihm alleine warst?«, fragte Myklebust und stimmte die hohe E-Saite nach.
    »Nein, ich habe doch versprochen, dass ich nichts sage«, sagte der Mandel.
    »Schon gut«, sagte Myklebust und legte die Gitarre weg.
    Der Mandel kaute auf einer unangezündeten HB herum.
    »Was ist mit Grimnir?«, fragte er.
    »Ich kann ihn nicht erreichen«, sagte

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