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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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könnten angeln gehen«, sagte Myklebust.
    »Ich weiß nicht«, sagte der Mandel. »Es regnet doch.«
    »Kannst du angeln?«, fragte Myklebust.
    »Ich glaube nicht«, sagte der Mandel.
    »Wir fahren rüber nach Steinstø, da ist eine gute Stelle.«
    »Habt ihr eigentlich keinen Zigarettenautomaten?«, fragte der Mandel, der nicht mehr die HB rauchen wollte.
    Der Mandel rührte die zweite Angel nicht an, er saß einfach nur neben Myklebust, rauchte eine HB und hustete von Zeit zu Zeit. An einem Strand, fünf Autominuten von Fykse entfernt, hatte Myklebust ein kleines Holzboot zusammen mit dem Mandel zu Wasser gelassen, und damit waren sie ein paar Meter hinausgerudert. Der Mandel starrte hinüber auf die Berge an dem scheinbar ewig weit entfernten anderen Ufer. Er konnte das Ufer nicht sehen, nur die Berge, wegen dem Bodennebel. Er konnte die Schneegrenze erkennen. Er hatte seine Fliegerjacke an, aber keine Mütze auf, obwohl ihm Myklebust eine von sich angeboten hatte. Myklebusts Angel hing ins Wasser, aber was für einen Köder er benutzte und die genaue Technik, das interessierte den Mandel nicht. Myklebust war eigentlich ein hübscher Bursche, dachte sich der Mandel. Die Nase ein wenig geierhaft, aber die hellen Augen und die hellen Haare verliehen ihm dann wieder etwas sehr Jünglinghaftes. Der Mandel schloss kurz die Augen. Sofort war die schwarze Tiefe wieder da, der Moment, in dem das Salzwasser seine Lunge zersetzte. Er versuchte, das Ausmaß zu begreifen. Wie kurz davor er gestanden hatte, dass es ihn nicht mehr gab. Aber sosehr er sich auch konzentrierte, das Ausmaß war zu groß. Der Tod war ihm eine Nummer zu groß. Eine groteske Unannehmlichkeit, mit der sich der Mandel nicht beschäftigen wollte, obwohl ihm der Tod seit der Übernahme des Büros vom Onkel Hans mehr denn je über den Weg lief. Der Tod vermieste ihm den Tag. Er hörte auf, an den Tod zu denken.
    »Alles gut?«, fragte Myklebust.
    Der Mandel öffnete die Augen.
    »Eine schöne Ruhe ist das hier«, sagte er.
    »Es gibt nichts Besseres«, sagte Myklebust.
    »Was gibt’s denn hier für Fische?«, heuchelte der Mandel Interesse.
    »Großdorsch, Köhler, Schellfisch, Forelle, Dornhai, Makrele und natürlich Lachs«, sagte der Myklebust, und ich bezweifle ja, dass der Mandel die ganzen Fischsorten auf Englisch verstanden hat. Das hat er im Nachhinein sicher nachgeschlagen.
    »Dorsch ist gut«, sagte der Mandel, und es war mir neu, dass der Mandel Dorsch mochte beziehungsweise überhaupt wusste, wie Dorsch schmeckt. Nach gar nichts nämlich.
    »Das wird schwierig«, sagte Myklebust.
    Anderthalb Stunden später hatte Myklebust tatsächlich einen riesigen Dorsch gefangen und in eine Plastiktüte gesteckt. Der Dorsch war so groß und wuchtig, als wäre er einem Cartoon entsprungen. Myklebust hatte den Mandel gebeten, das hintere Ende der Angel festzuhalten, während er den Dorsch aus dem Wasser kurbelte. Dem Mandel war schlecht, aber er ließ sich nichts anmerken. Auf dem Rückweg bot Myklebust dem Mandel an, mit ihm zusammen in der Küche den Fisch zuzubereiten. Der Mandel zuckte mit den Schultern. Das gemeinsame Zubereiten sah dann so aus, dass Myklebust den Fisch ausnahm, während der Mandel draußen in der Gaststube eine Illustrierte durchblätterte. Dann schälte der Mandel lustlos ein paar Kartoffeln. Als sie kurz darauf beim Essen an ihrem üblichen Tisch saßen, klingelte das Telefon.
    »Für Sie«, sagte der alte Myklebust, und der Mandel ging in die Küche zu dem Telefon mit dem Spiralkabel.
    »Danke«, sagte der Mandel. »Hallo?«
    Ich war dran.
    »Kannst du ungestört reden?«, fragte ich den Mandel.
    »Was ist los?«, fragte der Mandel unwirsch, als hätte ich ihn bei etwas Wichtigem gestört.
    »Die Polizei hat Baalberiths Leiche im Fjord gefunden. Sie ist in der Nähe von Raskes Insel ans Ufer getrieben.«
    »Was?«, sagte der Mandel, weil in der Küche etwas laut vor sich hin brodelte.
    »Baalberith ist tot!«, schrie ich ins Telefon.
    »Scheibenhonig! Auch das auch noch«, sagte der Mandel.
    »Scheibenhonig?«, fragte ich, weil ich den Ausdruck noch nie gehört hatte.
    »Wie ist das passiert?«, fragte der Mandel.
    »Die Polizei hat die Leiche im Hardangerfjord gefunden. Sie ist in der Nähe von Raskes Insel ans Ufer getrieben«, sagte ich.
    »Das sagtest du doch schon. Wie ist er gestorben?«
    »Keine Ahnung.«
    »Weißt du auch mal irgendwas?«, sagte der Mandel.
    »Entschuldigung, dass ich noch nicht in der Pathologie

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