Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Monday

Black Monday

Titel: Black Monday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
Vom Netzwerk:
sie in der Marion Street von nun an mehr Lebensmittel und mehr Polizeischutz erhalten werden. Dass die Güter gerechter verteilt werden sollen.
    Es gibt keine Güter mehr, denkt Gerard. Es wird in einer Katastrophe enden.
    »Es existiert ein Gegenmittel«, sagt er Marisa, um sie aufzumuntern. Dann hat er Theresa wieder in der Leitung und verabschiedet sich von Marisa mit den Worten, dass er sie liebt.
    »Der Präsident möchte, dass Sie ihm Bericht erstatten«, sagt Theresa aufgeregt. »Wir schicken morgen früh einen Hubschrauber. Bringen Sie den Brief mit. Sie werden direkt nach Virginia fliegen.«
    »Nicht nach Washington?«, fragt er fast panisch.
    Colonel Novak seufzt. »Der Präsident ist zu der Überzeugung gelangt, dass die Regierung in Washington nicht mehr sicher ist. Wenn die Zonen aufgehoben werden, na ja, Sie wissen schon …«
    »Aber meine Familie ist in Washington«, entgegnet er entgeistert. Er muss an die grauenhaften unvergesslichen Szenen denken, die er im Lauf der vergangenen Tage überall im Land erlebt hat. Er weiß, was der Marion Street bevorsteht und dass er auf schnellstem Weg nach Hause muss.
    »Sie werden sich in Deer Ridge mit dem Präsidenten treffen«, sagt Theresa, womit sie das unterirdische Bunkersystem meint, das während des Kalten Krieges angelegt wurde, um für den Fall, dass die Hauptstadt kontaminiert wird, das Funktionieren der Regierung drei Jahre lang zu gewährleisten. Dort unten gibt es Lebensmittel, Heizöl und sämtliche Annehmlichkeiten, die man sich nur wünschen kann.
    »Ich fahre nach Hause«, erklärt Gerard. »Nicht nach Deer Ridge.«
    Schweigen. »Triff dich zuerst mit dem Präsidenten«, sagt Theresa leise. Noch klingt es nicht wie ein Befehl, sondern wie eine Bitte.
    »Meine Arbeit ist erledigt. Ich schicke Saiko mit dem Brief. Dann könnt ihr euch auf die Suche nach Samuelsons Forschungsergebnissen machen. Dazu braucht ihr mich nicht. Findet die Schlote. Das ist Aufgabe der Marine. Stöbert den Verbleib seines Geldes auf. Meine Familie braucht mich. Ich kann euch nichts mehr liefern«, antwortet er. Er ist außer sich vor Wut darüber, dass man ihm vom ersten Tag an nur Knüppel zwischen die Beine geworfen hat.
    »Das ist eine grundlegende Abmachung, Theresa«, fährt er fort. »So steht es in der Verfassung. Das Land schützt dich und deine Familie, während du für dein Land kämpfst. Ich habe meinen Teil der Abmachung eingehalten.«
    »Der Präsident möchte ausdrücklich mit dir persönlich sprechen.«
    »Hat er seine Familie schutzlos in Washington zurückgelassen?«
    »Du wirst in diesen Hubschrauber steigen, notfalls in Handschellen. Diesmal werde ich dich nicht schützen«, sagt Theresa deutlich lauter. Offenbar ist sie inzwischen allein.
    Gerard betrachtet die Yamahas im Schnee, glänzend blau, mit vollen Tanks, und die Siglin-Schlitten, voll beladen mit Lebensmitteln, Benzinkanistern, Spannseilen, Werkzeug und wasserdichten Gepäcktaschen. In den Satteltaschen befinden sich mit Sicherheit Landkarten. Die Wege in den abgelegenen Wäldern kennt er ja mittlerweile.
    Saiko und die anderen sind hier gut aufgehoben. Sie können aus Alhany weitere Schneemobile anfordern. Jetzt muss ich erst mal Theresa beruhigen. Und mir überlegen, wie ich es anstelle, eins von den Yamahas zu klauen.
    »Also gut, ich fliege nach Virginia«, lügt er, tut so, als würde er einlenken, und stellt mit Entsetzen fest, dass er denselben verbitterten Ton anschlägt wie Annie, als sie ihm versprochen hat, sich vom Zoo fernzuhalten. Dann fügt er hinzu: »Anschließend will ich Urlaub.«
    »Sie bekommen einen Orden, Greg.«
    Ich will keinen Orden.
    Gerard drückt das Gespräch weg. Dann schüttelt er sich und nimmt die Schneemobile näher in Augenschein. Vom Prinzip her sehen sie aus wie Motorräder – Bremse auf der einen, Schaltung auf der anderen Seite.
    Verdammt, als Jugendlicher hab ich mich als Motorraddieb durchgeschlagen. Die Dinger hier funktionieren genauso. Mit Hilfe der Landkarten finde ich den Weg nach Hartford. Von dort fahren elektrisch betriebene Züge in Richtung Süden, und zwar jeden Morgen um acht, das hab ich im Flugzeug jemanden sagen hören.
    Ein Wachmann kommt aus dem Speisesaal, die M-16 geschultert. Er wirkt krank und hustet fürchterlich. Die FBI-Leute werden den Fuhrpark nachts überwachen.
    Einmal habe ich den Befehl verweigert, indem ich aus Washington abgehauen bin. Jetzt werde ich es wieder tun und versuchen, nach Washington

Weitere Kostenlose Bücher