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Black Monday

Black Monday

Titel: Black Monday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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probieren?«
    Gordon grinst. Das hat er tatsächlich nicht in Betracht gezogen.
    Guter Junge. Zeig mir, was du kannst, Teddie.
     
    Er folgt ihnen auf Schneeschuhen, denkt Gerard voller Entsetzen, als sein Blick auf die Spuren im Schnee vor dem Eingang zum Zoo fällt.
    Er ballt die Fäuste. Zwischen den steinernen Löwen verlaufen zwei Paar Langlaufspuren, teilweise überlagert von den breiten, ovalen Abdrücken von Schneeschuhen mit Stahlnoppen. Das bedeutet, dass der Träger der Schneeschuhe später hier vorbeigekommen ist.
    Er kann sich nicht mit den Skistöcken abstoßen und gleichzeitig die Pistole in der Hand halten.
    Gerard lässt die Walther in der Anoraktasche und gleitet in den Zoo. Wird er aus dem Gebüsch neben dem Eingang beobachtet? Aus dem Wachhäuschen, dessen Türen im Wind klappern? Aus dem bunkerartigen Besucherzentrum in dem künstlichen Hügel, an dem er vorbeiläuft?
    Ob der Leopard zurückgekommen ist?
    Die Skispuren fuhren ins Besucherzentrum und wieder heraus, die Schneeschuhspuren nicht. Das bedeutet, dass Pastor Young, als er hier vorbeikam, gesehen hat, dass die Kinder weitergelaufen sind – und dass er aufgeholt hat.
    Das dichte Schneetreiben nimmt ihm fast die Sicht. Gerard folgt Wegweisern zu den Gehegen der amerikanischen Prärietiere und der großen Pandas. Schließlich steht er vor dem Gepardengehege, einem Hügel, umgeben von einem Graben und einem niedrigen Metallzaun. Über dem Graben liegen zwei Bretter, auf denen Jäger hineingelangt oder die Geparden entwischt sind. Tiere sind keine zu sehen.
    »Die Geparden sind dabei, ihr Rennen ums Überleben zu verlieren«, steht auf einem Schild neben einem Foto von den Jungtieren, das ihre flauschigen runden Köpfe zeigt, ihren ernsten Gesichtsausdruck und die hübsche schwarze Zeichnung, die den Eindruck erweckt, als wären sie mit schwarzer Wimperntusche geschminkt, die ihnen an der Nase entlang bis in die Mundwinkel läuft.
    Gerard muss daran denken, wie Annie beim Abendessen immer erzählt hat, was sie auf den Schildern gelesen hatte. »Daddy, während der Renaissance haben Adlige in Italien Geparden mit auf die Jagd genommen. Und im Mogulreich Indien hat Akbar der Große Geparden an seinem Hof gehalten.«
    Verfluchte Gepardenbabys, denkt er, dann entdeckt er am anderen Ende des Geheges einen Zebrakadaver, zweifellos von Menschen säuberlich ausgeweidet.
    Sein Handy klingelt. Fluchend zieht er es aus der Tasche, schaltet hastig den Ton ab und hofft inständig, dass das Geräusch nicht weithin zu hören war. Das Gespräch anzunehmen hat keinen Zweck. Alle Informationen, die er jetzt braucht, sind in den Schnee geschrieben.
    Ich werde ihn töten.
    Er gleitet weiter. Der Zoo kommt ihm größer vor, als er ihn in Erinnerung hat. Überall schlängeln sich Wege in alle Richtungen und biegen irgendwo ab. Es gibt Flächen mit dichtem Rot- und Sumpfeichenbestand, eine obere und eine untere Ebene mit Gehegen, ein Reptilienhaus aus Beton. Was, wenn der Mann, dessen Spuren er folgt, umkehrt und ihm plötzlich von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht?
    Der Mann, der es auch auf mich abgesehen hat, denkt er.
    Ich muss die Kinder warnen. Ich muss seine Aufmerksamkeit auf mich lenken, damit er sie in Frieden lässt.
    Vor dem Pandahaus, einem Betonklotz mit einer zickzackförmig angelegten Rampe, die ins Innere führt, bleibt er stehen, um nachzudenken. Er ist schon so oft mit Annie im Zoo gewesen, dass er selbst bei dem Schneegestöber weiß, wie das Gelände aussieht. Gibt es hier irgendetwas, was er zu seinem Vorteil nutzen kann? Irgendeine Möglichkeit, den Mann dazu zu bringen, dass er sich an seine Fersen heftet?
    Er ruft sich die nahe gelegene Zoo Plaza und den »Panda Store« mit den zahllosen Plüschtieren in Erinnerung. Den Popcorn-Stand ein Stück weiter den Weg entlang. Das Toilettenhaus und die kleine Tierpflegerstation, wo man die Eintrittskarten fürs Pandahaus kaufen kann.
    Genau! Das ist es!
    Die Tür der Tierpflegerstation im Stil einer Blockhütte steht offen. Die Regale, der Schreibtisch und der Minikühlschrank sind von Plünderern leergeräumt worden, auf dem Boden verstreut liegen Fellbüschel, Tierkötel, Federn und Blutreste. Gerard löst die Skier von seinen Füßen und betritt die Hütte. An einem Haken hängt ein zerrissener Tierpfleger-Anorak. Über das Logo des Zoo-Service hat jemand die Worte ISS MICH gesprüht. Er wirbelt herum, als er über sich ein Niesen hört, und entdeckt eine Schneeeule, die auf einem Balken

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