Black Monday
überredet hat mitzukommen, dass sie ihm solche Scherereien gemacht hat, dass ihre Mutter sich ihretwegen solche Sorgen machen musste.
»Ist schon gut.«
Als Gerard sich noch einmal umdreht, sieht er die Leute auf das Gebäude zustürmen wie Schakale, die sich auf einen Kadaver stürzen.
Ein Laptop, eine Zahnbürste und ein altes Buch. Ist das alles?, fragt er sich.
Es wird Abend.
Gerard hofft, dass die Soldaten Bartholomew Young entweder getötet oder gefangen genommen haben.
Delta-3 regiert die Stadt, den Staat, die ganze Welt.
27. KAPITEL
11. Dezember. 18 Uhr 02. 44 Tage nach dem Ausbruch.
»Wir sind von Feinden umgeben«, sagt Gordon Dubbs.
Er steht auf einem Schreibtisch im Wohnzimmer von Apartment 2D, das von jetzt an »Großer Saal« genannt wird, und hält eine Ansprache an seine Untertanen. Sofas sind durch reihenweise Klappstühle ersetzt worden, an den Wänden hängen erbeutete Kunstwerke, Darstellungen von mittelalterlichen Szenen, ein Filmplakat, ein billiger Druck von einem Ritterturnier in Frankreich und eine deutsche Lithographie mit dem Titel Der Feudalherr und seine Huren.
»Unsere Feinde wollen uns nehmen, was unser ist«, fährt er fort.
In der ersten Reihe sitzt Teddie, voller Stolz auf seinen Vater, und seit er bei dem Verhör von Gail Hansen mitgewirkt und bei der Entsorgung ihrer blutigen Leiche geholfen hat, die sie vor vierzig Minuten im Rock Creek Park abgeladen haben, wirkt er viel erwachsener. Bis auf Lester Gish, der im Verteidigungszentrum Dienst tut und die Monitore der Überwachungskameras im Auge behält, sind alle Bewohner anwesend. Die Leute hier sind von einem Groll auf die Welt erfüllt, den Dubbs auszunutzen weiß.
»Schon bald werden wir uns mit Banden aus anderen Gebäuden auseinandersetzen müssen. Mit fahnenflüchtigen Soldaten, mit Flüchtlingen, mit Kriminellen, die unsere Lebensmittel stehlen wollen. Die Leute in der Marion Street haben Heizöl. Haben sie angeboten, es mit uns zu teilen?
Nein. Die hassen uns. Heute Abend schlägt die Stunde der Gerechtigkeit«, sagt Gordon.
Auf eine Tafel an der Wand hat er mit schwarzem Marker eine große Karte gezeichnet, auf der die acht Häuser der Marion Street, die Fahrzeuge, die die Zufahrt an beiden Enden versperren, und der Wirtschaftsweg hinter den Häusern zu sehen sind. Punkte kennzeichnen die Kameras, Strichmännchen die Wachen.
»Das Öl ist hier in dem Eckhaus.«
Mit einem Billardqueue zeigt Dubbs auf die Stelle. Er hat großzügig Alkohol, Käse, Oliven, geräucherte Austern, Würstchen, Cracker und süßes Gebäck bereitgestellt.
»Die erste Gruppe wird sich von hinten in die Straße schleichen, den Wachmann überrumpeln und entwaffnen. Ihr bekommt AK-47-Gewehre, während er nur eine Pistole hat. Wir wollen keine Munition vergeuden. Schießt nur, wenn es absolut unvermeidbar ist.«
Basil Prue nickt, es gefällt ihm, wenn vom Schießen die Rede ist. Frank, der ehemalige Rausschmeißer, wirkt ängstlich.
»Die zweite Gruppe geht am anderen Ende der Straße auf die gleiche Weise vor. So werden wir zwei von drei Waffen erbeuten und zwei Geiseln in unsere Gewalt bringen. Wenn sie erfahren, dass wir Geiseln haben, werden sie uns auch die dritte Waffe aushändigen, denn was wollen sie gegen unsere Sturmgewehre mit einer verdammten Schrotflinte ausrichten? In der Zwischenzeit rückt die dritte Gruppe durch Gail Hansens Garten vor, schwärmt in der Mitte der Straße aus und übernimmt die Kontrolle. Diese Gruppe werde ich anführen.«
Der zukünftige Warlord Dubbs weiß, dass noch nicht alle seine Leute bereit sind, den logischen nächsten Schritt zu tun: Eliminierung sämtlicher Feinde. Aber das werden sie schon noch lernen.
»Denkt dran, waffenmäßig sind wir denen haushoch überlegen. Sie werden sich entweder kampflos ergeben oder die Flucht ergreifen. Aber falls sie das Feuer eröffnen, wird sofort geschossen.«
Jovita, eine über eins achtzig große junge Frau aus Montana und ehemalige Chauffeurin, wirkt ganz aufgeregt. Dubbs fügt hinzu: »Wir werden sie zwingen, das Öl zu uns herüberzuschaffen.«
Das nennt man Zwangsarbeit, erklärt er. Diese vornehmen Yuppies sollen am eigenen Leib zu spüren bekommen, was Schmerzen sind. Das ist die Strafe fürs Hamstern. Sollen sie Schlitten ziehen, Kanister schleppen, Ölfässer in dicke Decken wickeln und sie Zentimeter um Zentimeter den Hügel hinaufrollen. Wir lassen sie ordentlich schwitzen. Die haben das Heizöl gestohlen, stimmt's, sie haben einen
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