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Black Monday

Black Monday

Titel: Black Monday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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Heizkeller geplündert, und Plünderer kommen vors Standgericht, nicht wahr? Das hat sogar der Präsident gesagt, verdammt! Im Krieg wird jeder besiegte Feind zum Gefangenen! Heute jedenfalls ist der richtige Zeitpunkt für einen Überfall auf die Marion Street, denn bei dem Wetter rechnen sie nicht damit, dass überhaupt irgendjemand unterwegs ist.
    »Und was ist mit Zeugen?«, fragt Frank Wallard vorsichtig.
    Dubbs lacht. »Zeugen? Zeugen verstecken sich sogar in guten Zeiten. Ich bin in Gegenden von Washington Streife gelaufen, wo Leute am helllichten Tag mitten auf der Straße erschossen wurden, und nie wusste auch nur ein Nachbar irgendwas davon. Niemand wird etwas sehen.«
    Zeugen werden den anderen Leuten sagen: Legt euch bloß nicht mit Dubbs an, sonst bringt er euch um. Deshalb brauchen wir Zeugen.
    Frank, der ehemalige Rausschmeißer, hebt noch einmal die Hand.
    »Was ist, wenn die Polizei zurückkommt? Du redest davon, Leute zu erschießen, Gordo. Die anderen Male, da war es Notwehr. Aber das ist Mord!« Er sieht sich verwirrt um. »Seid ihr alle noch ganz dicht? Wir haben doch auch geplündert! Wir sind nicht besser als die!«
    Dubbs steigt von seinem Schreibtisch, durchquert den Raum und schlägt Frank ohne zu zögern mit voller Wucht den Queue auf den Kopf. Der Mann schreit auf und stürzt zu Boden. Niemand macht Anstalten, ihm zu Hilfe zu eilen. Alle sehen schockiert und fasziniert zu, wie Frank sich blutüberströmt am Boden wälzt, während Dubbs seelenruhig zurückgeht und wieder auf den Schreibtisch steigt.
    »Das ist kein Mord, sondern der Kampf ums nackte Überleben. Das ist von jetzt an die Devise, wenn wir überleben wollen. So was nennt man« – Dubbs fällt ein Ausdruck aus seiner Zeit als Polizist ein – »zwingende Umstände.«
    Was im Prinzip bedeutet, dass man tut, was man will.
    Jovita hebt eine Hand. »Ich finde, wir sollten Uniform tragen, so wie echte Soldaten«, sagt sie, genau wie Dubbs es ihr eingeschärft hat. »Wir haben doch diese Kampfanzüge in dem Army-Navy-Store gefunden, die könnten wir doch heute abend anziehen.«
    Dubbs nickt, tut so, als hört er den Vorschlag zum ersten Mal. Er erklärt, dass es im Krieg wichtig ist, die eigenen Leute sofort zu erkennen. Die Leute, immer noch schockiert wegen der Sache mit Frank, hören ihm aufmerksam zu. Alle stimmen für den Vorschlag.
    Und dann, genau aufs Stichwort, schlägt Teddie vor, dass sie eine Rangordnung brauchen, damit während des Angriffs die Befehlskette funktioniert.
    Dieser Vorschlag wird ebenfalls einstimmig angenommen.
    Von jetzt an, sagt Dubbs, ist er der Commander. Von jetzt an wird mich niemand mehr Gordo nennen, denkt er. Jovita wird er zum Colonel ernennen, Basil zum Major. Alle anderen werden den Rang eines Captain bekleiden, und Lieutenant Teddie Dubbs wird sein neuer Adjutant sein.
    Vielleicht werden diese Leute mich eines Tages »mein Gebieter« nennen.
    »Unsere Armee besteht nur aus Offizieren«, sagt Dubbs. Der Scherz löst die Spannung und alle lachen.
    Er hat sich bereits ein Wappen für das Gebäude ausgedacht, zwei gekreuzte AK-47-Gewehre vor einem mittelalterlichen Kampfschild. Aber diesen Vorschlag wird er erst bei der Siegesfeier vorbringen, nachdem sie das Heizöl aus der Marion Street erbeutet haben.
    »Wir greifen an, sobald der Strom ausfällt«, sagt er. »Wir warten, bis ihre Kameras ausgehen, dann schlagen wir gnadenlos zu. Und morgen, wenn die ganze Stadt im Schnee versinkt und alle anderen frieren, dann legen wir hier Musik auf … richten ein üppiges Büfett an …«
    Teddie hebt eine Hand. »Was ist, wenn der Strom gar nicht ausfällt, Commander?« Gordo hat ihm eingeschärft, ihn zukünftig in der Öffentlichkeit nicht mehr »Dad« zu nennen.
    »Dann greifen wir um Punkt eins an. Wenn sie alle schlafen.«
    Nach der Versammlung wird er Frank mit Basils Hilfe im »Gefängnis« an einen Heizkörper ketten. Morgen wird er den Aufständischen mit einer aus der Marion Street erbeuteten Waffe erschießen und sich anschließend seiner entledigen. Es wird wieder genau so sein wie in den guten alten Zeiten bei der Polizei, als Gordo Verdächtigen Waffen untergeschoben hat.
    Er beendet seine Ansprache: »Heute Nacht werden die Leute, die uns unser Leben lang ausgelacht haben, bekommen, was sie verdienen. Wir sind an einem Scheideweg angekommen. In einer Woche werden diejenigen von euch, die das Richtige tun, ganz oben sein, und alle anderen«, sagt er, während er durchs Fenster hinaus zeigt,

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