Black Monday
religiöser Fanatiker sagt zehn Zeitzonen weiter eine Katastrophe voraus, und man kann nicht aufhören, an die Kinder zu denken.
Plonk.
»Was war das?«, fragt Marisa, verlangsamt ihre Bewegungen und wirft einen Blick zur Decke.
»Wahrscheinlich mal wieder ein Waschbär auf dem Dach«, sagt er.
Plonk …
Er zieht sie an sich, aber plötzlich rutscht das Bett einen Meter zur Seite. Der Spiegel zerschellt über der Kommode.
Die Fenster zerbersten und das Haus erbebt. Annie, die Kriegswaise, fängt am Ende des Flurs an zu schreien.
»Was ist das?«
Die Luft scheint aus dem Zimmer gesogen zu werden, die Wände wackeln bei der Wucht der zweiten Explosion. Die Nacht leuchtet orangefarben. Gerard hört, wie das Dröhnen nachlässt und wie neben dem Haus ein Ast abbricht.
Das Bett wird gegen den Nachttisch geschleudert.
Gerard springt auf und läuft zu den Kindern …
Paulo steht im Flur, die Hände steif seitlich angelegt, die Augen weit aufgerissen. Er sieht aus wie ein Vierjähriger.
»Ein Mann ist vom Himmel gefallen, Dad.«
Annie klammert sich kreischend an ihn. Sie war zwar noch ein Kleinkind, als die Miliz ihren Vater im Sudan getötet hat, dennoch geht Gerard davon aus, dass sie die Erinnerung daran in sich trägt. Selbst das Geräusch von Schüssen im Fernsehen macht sie nervös.
»Eine Hand ist auf meine Fensterbank gefallen.«
Alle halten sich in den Armen, keinem ist etwas passiert. Gerard zieht sich Shorts und Turnschuhe an und rennt ohne Hemd die Treppe hinunter. Er lässt die Tür hinter sich offen. Hinter dem Dach von Bob Cantonis Haus sind Flammen zu sehen, von einem Feuer auf dem Ingomar Place. Mitten auf der Marion Street liegt ein qualmender Flugzeugsitz auf die Seite gekippt, darin eine verkohlte Leiche, noch vom Sicherheitsgurt festgehalten.
Er kann nicht feststellen, ob es die Leiche eines Mannes oder einer Frau ist.
Aus den Fahrzeugen schrillen Alarmanlagen. Fenster von Häusern und Autos sind zersplittert. Nachbarn stolpern in Bademänteln aus den Häusern, einige bluten leicht aus Verletzungen von herumfliegenden Glassplittern, alle sind in Panik. Aber sie bewegen sich, ihnen ist nichts passiert.
»Herrgott noch mal, was war das?«
»Eine Bombe?«
Gerard durchquert Bobs Garten, um zum Ingomar Place und zum Feuer zu gelangen, und sieht, dass das Flugzeugheck ein kleines Backsteinhaus zerstört hat. Zum Schutz gegen die Hitze hält Gerard sich die Hände vor die Augen und versucht, durch die Eingangstür hinter dem eingestürzten Portikus ins Haus zu kommen. Er kennt den Eigentümer des Hauses nicht. Im Wohnzimmer entdeckt er eine schlaffe Hand, die unter den Trümmern der eingestürzten Decke hervorlugt, und ein Spielzeug-Müllauto am Fuß der Treppe. Er hört Sirenen, als der Qualm ihn aus dem Haus treibt.
Zwei weitere Häuser stehen in Flammen.
»Bob! Les! Zu Hilfe!«
Mittlerweile sind sämtliche Männer und Frauen von Marionville auf den Beinen. Richter Holmes läuft Decken holen. Annie ruft auf ihrem Handy die Polizei. Les Higuera lehnt einen verletzten Mann gegen einen Baum und wischt ihm Blut aus dem Gesicht.
»Meine Frau! Helft ihr!«
Als die Polizei eintrifft, ist Gerard dabei, nach den Toten und Verletzten zu sehen, die auf den Rasenflächen liegen. Er dirigiert Feuerwehrleute und Nachbarn. Er handelt wie bei einem Katastropheneinsatz. Den Toten keine Beachtung schenken. Sich um die Verletzten kümmern. Feststellen, wer tödlich verletzt ist und wer gerettet werden kann.
»Mommy!«, schreit ein kleiner Junge, der auf dem Rasen um sich schlägt, während Alice Lee versucht, ihn zu halten und zu beruhigen. »Ich kann nichts mehr sehen!«
Gerard fühlt ihm den Puls und stellt ihm die Routinefragen.
»Wie heißt du? Tut das weh? Kannst du mir sagen, welchen Tag wir heute haben?«
Stunden scheinen zu vergehen, aber er weiß, dass es wahrscheinlich nur Minuten sind. Nach einer Mund-zu-Mund-Beatmung richtet er sich auf. Marisa hält ihm das aufgeklappte Handy hin.
»Für dich, Greg.«
Es ist sein verschlüsseltes Telefon für den Kontakt zum Pentagon, und als er sich meldet, ist der wachhabende Offizier des Krisenstabs in der Leitung. Er solle bleiben, wo er ist, sagt ihm die Stimme. Es seien Offiziere unterwegs, um ihn abzuholen und ins Pentagon zu bringen.
»Ist eine Epidemie ausgebrochen? Geht es nicht nur um Flugzeugabstürze?«
»Die Offiziere werden Ihre Fragen beantworten.«
»Erkrankt das Bordpersonal? Verursacht das die Abstürze?«
»Krank, Sir?« Der
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