Black Monday
Büros am morgigen Tag. Nächtliche Ausgangssperre, bis die Sache ausgestanden ist. Einstellung des kommerziellen Schiffsverkehrs. Einstellung des Betriebs an der Wall Street. Überprüfung aller Aspekte der nationalen Ölversorgung, bis wir wissen, was nicht verseucht ist.«
Ames sagt: »Identifizieren und neutralisieren. Um fünf Uhr muss ich dem Weißen Haus Bericht erstatten. Irgendwelche Vorschläge?«
Gerard ergreift das Wort. »Ich denke, wir sollten diese Sache wie eine Epidemie behandeln. Wir müssen den Infektionsherd finden und unschädlich machen, bevor sich die Seuche ausbreitet.«
»Es kann sich nur um eine große Organisation handeln«, wendet Ed Mallory ein, »die über die Mittel verfügt, das Treibstoffsystem zur selben Zeit an verschiedenen Orten zu treffen. Es gibt eine Million muslimische Techniker, Pipeline-Arbeiter und Qualitätskontrolleure im gesamten Nahen Osten. Sobald sich jemand zu dem Anschlag bekennt, werden wir wissen, mit wem wir es zu tun haben.«
Einige Anwesende nicken zustimmend.
»In der Zwischenzeit«, fährt Mallory fort, »halten wir die Augen offen. Wir zapfen alle Quellen an. Wir versuchen, die Gesichter auf dem Al-Dschasira-Video zu identifizieren, die Männer in der Höhle. Ich weiß, dass wir die Höhle gesprengt haben, aber wer waren die Leute? Und wer finanziert sie? Beziehungsweise welches Land?«
Gerard zeigt sich beharrlich: »Ich schlage vor, dass wir uns mit Mutmaßungen hinsichtlich der Urheber der Katastrophe zurückhalten. Stattdessen sollten wir einen Vertreter der Ölindustrie herbitten, der uns erklärt, wie das Vertriebssystem funktioniert.«
Ames nickt zustimmend. »In wenigen Minuten wird ein alter Freund eintreffen, der uns seine Hilfe angeboten hat.«
Erregte Fragen werden laut.
»Wie viele unserer Ölvorräte sind betroffen?«
»Kann man diese Bazillen vernichten?«
»Wie lange werden die Fabriken geschlossen bleiben?«
Es klopft an der Tür. Captain Ross tritt ein.
»Dr. Osborne Preston ist hier, Sir, vom Zentrum für strategische und internationale Studien.«
Dann fügt sie hinzu: »In einem Wagen haben wir keinen Sprit mehr. Können wir es riskieren, ihn ganz normal aufzutanken? Oder sollen wir lieber einen Wagen anzapfen, der noch fährt?«
Ames stellt den Gast vor, einen robust „wirkenden, sonnengebräunten Mann in den Sechzigern. Bürstenhaarschnitt. Glänzendes, frisch rasiertes Gesicht. Stechende, blaue Augen. Gestärktes Button-down-Hemd und gebügeltes Tweedjackett. Notfall oder nicht, der Mann hat sich die Zeit genommen, in tadelloser Aufmachung zu erscheinen. Entweder ist er eitel, denkt Gerard, oder er lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen.
»Os und ich haben uns 2004 bei der Konferenz zur Geopolitik der Energie kennengelernt«, sagt Ames. »Alle Geheimdienstabteilungen nehmen daran teil, jeden Herbst.«
»Es war mir eine Ehre, mit Ihnen zu arbeiten, Dennis.«
»Ganz meinerseits. Wie geht's Ihren beiden prächtigen Söhnen?«
Bringt es hinter euch. Kommt zur Sache, denkt Gerard.
»Dr. Preston kann auf eine glänzende Karriere in der Privatindustrie zurückblicken«, klärt Ames die Anwesenden auf. »Er war als Geologe bei Texaco, anschließend Vizepräsident in der Abteilung Energiesicherheit. Zurzeit entwickelt er Strategien in Bezug auf die Ölversorgung. Er antizipiert mögliche Probleme. Vor allem Versorgungsengpässe im Zusammenhang mit terroristischen Anschlägen auf Ölpipelines.«
»Das hat den Preis für eine Gallone auf 4,90 Dollar hochgetrieben«, bemerkt der neue Mann am Tisch.
Ames sagt: »Sie haben mit Ihrem Hurrikan-Szenario für New Orleans ziemlich richtig gelegen, Os.«
»Es hat mir kein Vergnügen bereitet, Dennis. Ich hätte mich lieber geirrt.«
2 Uhr 28, denkt Gerard. Wahrscheinlich sind zum ersten Mal um diese nachtschlafende Zeit sämtliche Büros in der Hauptstadt erleuchtet, zumindest dort, wo die Leute es bis an ihre Arbeitsplätze geschafft haben, Männer und Frauen an Telefonen oder um Tische versammelt in Besprechungszimmern, in der Senate Energy Commission und bei Homeland Security. Und versuchen, Herr der Lage zu werden.
»Anscheinend hat irgendeine Art Mikrobe einen Teil der Ölvorräte verseucht«, erklärt Ames Os Preston.
»Eine Mikrobe?« Preston wirkt schockiert, hat sich jedoch schnell wieder im Griff. »Wir hatten an Sabotage gedacht, aber eine Mikrobe? Welcher Art?«
»Das wissen wir genauso wenig, wie wir die Ausmaße der Verseuchung kennen. Auch lässt sich
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