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Black Monday

Black Monday

Titel: Black Monday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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ins Haus einzusteigen, kostet ihn nur ein paar Sekunden.
    Leichtsinnige Eltern. Man sollte annehmen, ein FBI-Mann wäre klüger. Verschließen die Türen, aber lassen die Fenster offen.
    Der Geruch von Babypuder steigt ihm in die Nase, als er sich über die schlafende Vierjährige beugt. Er sieht die arglos ausgestreckten Gliedmaßen der Kleinen, das Spitzennachthemdchen, das Poster einer Gesangsgruppe namens The Wiggles über dem Kopfteil. Ein Tierlexikon steht auf einem Kindertisch, davor ein roter Plastikstuhl mit dem Konterfei von Elmo aus der Sesamstraße.
    Ein schallgedämpfter Schuss aus der Pistole in den kleinen blonden Kopf.
    Der Siebzehnjährige im nächsten Zimmer ist ein Fan der Washington Nationals, denn überall hängen Poster und Baseball-Devotionalien. Clayton entdeckt einen Fängerhandschuh von Wilson. Auf dem Fernseher liegt ein zerknautschtes Highschool-T-Shirt mit dem Aufdruck: THE REBELS.
    Der Körper bäumt sich auf, als Clayton feuert. Fast eine halbe Minute lang zuckt der Junge noch. Das Kopfkissen ist blutüberströmt, aber Clayton hat aus sicherer Entfernung geschossen, um keinen Spritzer abzubekommen.
    Der mit Teppichboden ausgelegte Flur macht es ihm leicht, sich lautlos zu bewegen. Drei Stufen führen vom Anbau in den ersten Stock des Haupthauses. Im nächsten Schlafzimmer ist das Bett leer. Die Decke ist zurückgeschlagen.
    Die Laken sind noch warm.
    Reglos lauscht Clayton in die Dunkelheit. Er spürt, wie sein Herz schneller schlägt. Nichts regt sich im Haus; kein Atmen ist zu hören, keine Schritte, keine Toilettenspülung oder fließendes Wasser.
    Hat er mich hereinkommen hören? Hat er mich irgendwie im Flur entdeckt? Ist es möglich, dass der Junge leiser ist als ich?
    Das Fenster steht zwanzig Zentimeter weit offen. Aber er glaubt nicht, dass sich jemand durch einen so schmalen Spalt quetschen kann.
    Für alle Fälle wirft er trotzdem einen Blick in den Garten. Im Mondlicht sind Gartenmöbel und ein steinerner Springbrunnen zu erkennen. Die Rückseite des Grundstücks wird von Eichen begrenzt. Keine Spur von einem Jungen.
    Der Wandschrank?
    Clayton gleitet vorwärts, die Glock-17 in der linken Hand. An der Tür hängt ein Poster des Kennedy Center in nächtlicher Beleuchtung.
    Er zieht die Tür auf.
    Nichts.
    Clayton kniet sich neben das Bett, doch die herunterhängende Bettdecke behindert seinen Blick.
    Als er gerade die Hand ausstreckt, um die Decke zur Seite zu schieben, hört er am Ende des Flurs die Toilettenspülung.
    Na also.
    Kaum hat er sich aufgerichtet, vernimmt er das gedämpfte Geräusch von nackten Füßen auf dem Flur. Clayton drückt sich in die dunkle Ecke neben dem aufrecht stehenden Cellokasten und einem Notenständer mit Notenblättern.
    Ein großer Junge in Unterhosen und mit zerzausten Haaren taumelt wie ein Schlafwandler ins Zimmer und fällt ins Bett, ohne Clayton zu bemerken.
    Ein Schuss in den Kopf.
    Eigentlich widerstrebt es Clayton, Kinder zu töten. Um nicht schwach zu werden, ruft er sich die Worte ins Gedächtnis, die sein Ururgroßvater geschrieben hat und die er in dem zerfledderten Buch, das er auf Reisen ständig bei sich trägt, immer und immer wieder liest.
    »Der Wille zur Bestrafung muss mitleidlos sein.«
    Offenbar hat sein Vorfahre sich auch mit unangenehmen Pflichten wie dieser auseinandersetzen müssen, in einem anderen Krieg.
    Das Elternschlafzimmer liegt am Ende des langen Flurs.
    Als er hineinschlüpft, kann er nur einen Körper in dem Doppelbett erkennen. Die andere Hälfte ist unbenutzt. Der Mann ist nicht zu Hause. Wahrscheinlich wurde er in die FBI-Zentrale bestellt, während der nächtlichen Krise.
    Kein Problem, sagt sich Clayton Cox, als die Frau im Schlaf etwas murmelt. Sie schlägt die Augen auf.
    Ein Schuss in den Kopf.
    Jetzt kommt der nächste, hässlichere Teil der Aufgabe, der jedoch unerlässlich ist, wie sein Mentor ihm eingeschärft hat.
    Clayton zieht sein gezacktes Kampfmesser hervor.
    Als Erstes nimmt er sich die Frau vor. Er packt das Messer mit der linken Hand und sticht wie ein Besessener auf die Leiche ein.
    Dann die Kinder, was ihm schwerer fällt. Bring es schnell hinter dich, redet er auf sich ein.
    Nach vollbrachter Tat entnimmt er einer Plastiktüte ein verstöpseltes Fläschchen und träufelt das Hauptbeweismittel dieser Nacht auf den Rücken der Vierjährigen. Ein paar Tropfen Sperma – der Erguss irgendeines Perversen –, die Clayton heute Nachmittag in der Kabine einer Peepshow in der Georgia Avenue

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