Black Monday
ebenfalls kühl.
»Sir, es gibt Verzögerungen im Kontakt mit unseren Leuten in der Abteilung für biologische Kampfstoffe. Ich habe sie gebeten, mir alles zukommen zu lassen, was sie über Mikroben und Öl haben, aber sie reagieren nicht.«
»In zwanzig Minuten werden Sie eine schriftliche Autorisierung haben. Lassen Sie mich wissen, was Sie brauchen, egal was.«
»In diesem Fall«, erwidert sie vorsichtig, »möchte ich Sie, bei allem Respekt, daraufhinweisen, dass Dr. Gerard unseren Untersuchungen eine wichtige Perspektive eröffnen würde. Ich habe schon mit ihm zusammengearbeitet. Er berücksichtigt Dinge, die andere übersehen. Außerdem würde ich mir gern die Cholerageschichte anhören, Sir.«
In Krisensituationen erweisen sich zwischenmenschliche Konflikte stets als Hemmnis, mag der politische Kontext noch so bedeutsam sein. Alle Anwesenden im Raum hören auf, ihre Unterlagen einzusammeln, und schauen von Novak zu Hauser, der völlig erstarrt ist, weil er genau weiß, dass er in der Zwickmühle sitzt. Gerard spürt, wie sein Pulsschlag schneller wird.
Ihr braucht meine Unterstützung.
»Natürlich, Colonel«, antwortet Hauser. »Wenn seine Mitarbeit Ihnen wichtig ist, wird er Ihnen nach Fort Detrick zugeteilt. Jemand anders kann seinen Job hier übernehmen.«
»Als ich vorgeschlagen habe, das CDC einzubeziehen, meinte ich nicht mich«, wendet Gerard ein.
»Aber ich meine Sie«, erwidert Hauser.
Über den Bildschirm scheint Theresa Gerards Blick zu suchen. Im selben Augenblick hört er jemanden neben sich nach Luft ringen. »Die Karte!«, stöhnt Violet Pell.
Noch ehe er sich umdreht, schwant Gerard, was ihn erwartet. Auf dem Monitor leuchtet ein weiteres rotes Licht.
»Long Beach in Kalifornien ist der größte Ölhafen an der Westküste«, erklärt Os Preston stirnrunzelnd.
»Die Pipelines in Louisiana«, sagt Mallory, der CIA-Vertreter, als gleich darauf ein zweites Licht blinkt. Innerhalb der nächsten Minuten tauchen immer mehr rote Lichter auf, an der texanischen Küste, in Teheran, im Irak.
Gerards Magen zieht sich zusammen. Ihm ist klar, warum die Lichter fast gleichzeitig zu leuchten beginnen.
»Das Weiße Haus gibt alle Testergebnisse auf einmal bekannt«, sagt er.
Osborne Prestons Gesicht ist aschfahl. Zum ersten Mal, seit er eingetroffen ist, wirkt er erschüttert.
»Diese Pipelines liefern das Öl in den Süden und den Mittelwesten. Wenn sie betroffen sind, können wir kein Öl liefern.«
Das nächste Licht leuchtet in Chicago auf.
Als Nächstes London.
Blink-blink-blink-blink-blink.
»General Hauser?«
Colonel Novak meldet sich erneut zu Wort.
»Wir bekommen soeben die Ergebnisse von Tests an Bohrkernen«, sagt sie zögernd, als wollte sie nicht laut aussprechen, was sie soeben erfahren hat. Als würde es dadurch erst Wirklichkeit.
»Die Mikrobe steckt in den Ölfeldern. Im Erdreich.«
Dr. Preston springt auf. »Das ist unmöglich.«
Theresas Gesicht ist angespannt. »Das Ghawar-Ölfeld in Saudi-Arabien ist befallen. Ebenso das in Shayba.«
Prestons Stimme klingt heiser. »Ghawar produziert ein Zwölftel des weltweiten Ölbedarfs.«
Colonel Novak liest Namen von Ölfeldern vor, von denen Gerard noch nie etwas gehört hat. »Das Machete-Ölfeld in Venezuela. Schwer nachweisbar, aber bestätigt.«
»Unmöglich …«, wiederholt Preston kaum hörbar.
Für Gerard ist Prestons Reaktion nichts Neues. Bei jedem Ausbruch, in jeder ernsthaften Notsituation, die er untersucht hat, gab es jemanden in einer führenden Position, der aus Mangel an Vorstellungsvermögen immer wieder dieses Wort stammelte.
»Das Samotlor-Ölfeld in Russland ist verseucht …«
»Sind Sie sicher, dass die Tests korrekt durchgeführt wurden?«, fragt Preston.
»Der Test ist nicht kompliziert. Man nimmt eine Gesteinsprobe und legt sie unters Mikroskop.«
Gerard hört Mallory stöhnen. »In knapp zwei Monaten haben wir tiefsten Winter. Mein Gott! Und dann kein Öl!«
Dr. Preston stützt den Kopf in die Hände. Er bemüht sich um positive Gedanken. »Wir sind nicht wirklich ohne Öl. Es muss Länder geben, die noch sauber sind. Und die strategische Ölreserve reicht für drei Monate, vorausgesetzt, dass andere Pipelines für den Transport benutzt werden können.«
Theresa liest weiter vor. »Forcados Yorki in Nigeria …«
Die große Mercator-Weltkarte fängt an, verrückt zu spielen, wie ein Spielautomat in Las Vegas, wenn er einen größeren Betrag
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