Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Monday

Black Monday

Titel: Black Monday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
Vom Netzwerk:
mitgenommen hat.
    Zum Schluss legt er eine – mit der linken Hand geschriebene – Notiz auf den Küchentisch. Sein Mentor hat ihm den Text genau vorgegeben.
    Das Zitat wird die Amerikaner in den Wahnsinn treiben, vor allem wenn sie herausfinden, woher es stammt.
    »Wer seine Geschöpfe liebt, der wird von Gott geliebt.«
    »Wie Napoleon schon gesagt hat, es ist leichter, zu täuschen, als eine Täuschung zu durchschauen«, lautet ein Lieblingsspruch seines Mentors. »Nichts macht die Amerikaner wütender als unschuldige Opfer. Und wenn sie wütend sind, machen sie Fehler.«
    Um 4 Uhr 13 sitzt er wieder auf der BMW und ist unterwegs über die Reno Road zu seinem gemieteten kleinen Haus in der Macomb Street. Die Straßen sind frei. Die Häuser sind dunkel. Es herrscht abnehmender Mond. Um 5 Uhr 30 soll er Bericht erstatten.
    Bis jetzt ist alles perfekt gelaufen. Er entspannt sich. Im nächsten Augenblick jedoch entdeckt er die Scheinwerfer in seinem Rückspiegel. Der vermutlich einzige Streifenwagen, der im nordwestlichen Washington noch fahrtüchtig ist, heftet sich an seine Fersen.
    Er drosselt das Tempo. Der Streifenwagen ebenfalls. An der nächsten Ecke biegt er ab.
    Der Polizeiwagen folgt ihm und schließt zu ihm auf.
     
    Im Pentagon leuchten bisher keine neuen roten Lichter auf der Karte für besondere Vorkommnisse. Weltweit wurden keine weiteren Flugzeugabstürze gemeldet. Kein Mitglied des Krisenstabs ist nach Hause gegangen, und Gerard sitzt immer noch im Konferenzraum, wo zur Stärkung Kaffee und Donuts gereicht werden.
    Dr. Preston hat das Wort ergriffen. »Natürlich müssen wir mit enormen Preissprüngen rechnen. Mit Rationierungen, zumindest vorübergehend. Aber in unsere Strategieszenarien sind plötzliche, ernsthafte Versorgungsengpässe bereits einbezogen. Eine Ölkrise infolge eines Umsturzes in Saudi-Arabien, beispielsweise durch fundamentalistische Kräfte. Oder aufgrund eines Embargos oder verursacht durch weitere Hurrikans. Andere Länder werden uns mit Öl beliefern. Ein Engpass wäre ein Problem, aber eins, das sich lösen ließe.«
    Der Staatssekretär ist zu einer Sitzung im Weißen Haus aufgebrochen. General Hauser hat das Sagen.
    »Was Ihre Aufgabe betrifft«, fährt Preston fort, »wird, nachdem Sie eine Methode gefunden haben, die Mikrobe zu vernichten, Ihr größtes Problem darin bestehen, die Tanks, Pipelines und Transportschiffe zu desinfizieren.«
    Klar, wir brauchen bloß die Mikrobe zu vernichten, denkt Gerard, verblüfft über die Vorstellung, die Lösung könnte so einfach sein.
    Preston bleibt trotz der vorgerückten Stunde gewissenhaft und optimistisch, sein Glaube an den Triumph der Technik ist ungebrochen. Aber solange keine eindeutigen Beweise vorliegen, wird Gerard sich nicht von beschwichtigenden Erklärungen beeindrucken lassen, denen zufolge die Mikrobe weder im Erdreich existiert – die schlimmste Vorstellung – noch robust genug ist, um den Raffinierungsprozess zu überleben.
    Bakterien finden immer einen Weg an Vorsichtsmaßnahmen vorbei.
    »Wie viele Ölfelder gibt es auf der Welt?«, fragt er, als er sieht, dass Colonel Novak wieder auf dem Bildschirm erschienen ist. Sie wirkt immer noch frisch und konzentriert.
    »Mehr als hunderttausend, die kleinen mitgerechnet. Deren Infrastruktur zu überprüfen wird eine Menge Arbeit«, erwidert Preston. »Die Desinfektion wird einer Menge Bakterien den Garaus machen. Ebenso die Hitze und die Chemikalien. Finden Sie heraus, womit sich das Zeug vernichten lässt, und gehen Sie jeden Tank durch.«
    »Angenommen, es kann vernichtet werden«, gibt Gerard zu bedenken.
    »Alles kann vernichtet werden.«
    »Allerdings«, ergreift Theresa auf dem Bildschirm das Wort, »wollen wir auch gewährleisten, dass das Opfer – das Öl – weiterhin brauchbar bleibt.«
    Gerard denkt: Seit fünfundzwanzig Jahren versuchen wir jetzt schon, Aids zu besiegen, ohne Erfolg.
    Hauser schließt die Sitzung ab und verteilt Aufgaben.
    »Energieministerium«, wendet er sich forsch an Violet Pell, als könnten Katastrophen allein durch Selbstvertrauen vermieden werden. »Wir brauchen ein Verzeichnis der Öllager in den USA. Wir brauchen ein schnelles, zuverlässiges Prüfverfahren für Lagerstätten, Pipelines und Raffinerien. Infizierte Gebiete sind zu isolieren und nicht befallene zu schützen. Sie haben die Unterstützung der Ölgesellschaften und der Gesundheitsbehörde.«
    Violet nickt. »Meine Leute sind bereits aktiv.«
    Gerard denkt: Sobald wir

Weitere Kostenlose Bücher