Black Monday
ist, zumindest vorläufig noch.
Genau wie mein Mentor es vorhergesagt hat.
Der gestrige freie Tag, als weder Banken noch Tankstellen geöffnet waren, ist vorüber. Seit sechs Uhr früh sind wieder Privatfahrzeuge unterwegs, zumindest so lange, bis ihnen der Sprit ausgeht. Und anschließend werden die Leute sich mit den Versicherungen anlegen – auf jeden Fall wird niemand den Politikern vorwerfen, sie hätten das Autofahren verboten.
Cox ist begeistert von der Weitsicht seines Mentors, der – wie üblich – die Reaktion der Behörden vorhergesehen hat:
»Zuerst werden sie in Panik geraten und den Benzinverkauf stoppen. Sobald sie festgestellt haben, welche Vorräte noch brauchbar sind, werden sie die Restriktionen wieder erleichtern. Den Amerikanern kann man das Autofahren nicht verbieten. Das wäre so, als würde man ihnen das Essen untersagen. Sie glauben, Gott hätte ihnen die Autos gegeben.«
Aus der Moschee ertönt noch ein Schuss.
»Das war eine Pistole«, schreit der »Waffenexperte« auf dem Boden. »Sehen Sie bloß! Sie kommen in unsere Richtung!«
Cox sieht zwei Männer – Zivilisten – aus der Moschee auf die Polizisten und FBI-Leute zulaufen.
Einer der beiden bleibt plötzlich stehen und reißt die Hände hoch. Als der andere trotzdem weitergeht, fallen Schüsse, und der Mann zuckt, wird nach hinten geschleudert und schlägt gegen einen Hydranten, von wo er auf den Boden rutscht.
Für Clayton nichts sonderlich Aufregendes. Hunderte Male hat er mit angesehen, wie Menschen erschossen wurden. Dennoch täuscht er Erschütterung vor. »Großer Gott.« Um sich herum spürt er schockiertes Schweigen. Die Aktion ist beendet. Schreckensbleich beginnen die Kunden sich aufzurappeln.
Auf der Straße bildet sich eine Menschenmenge, als die Nachbarn aus ihren Häusern strömen, um den Ort des Geschehens zu inspizieren.
Die Cafegäste machen sich eiligst auf den Weg in die Sicherheit ihrer Büros im Dirksen- oder Rayburn-Gebäude. Sie können es nicht erwarten, durch den schützenden Ring aus bombensicheren Betonbarrieren in ihre erbärmlichen Schlupflöcher zu gelangen – ins Ministerium für Panik, ins Büro für faule Ausreden, in die Geschäftsstelle der Inkompetenz und in die Unterausschüsse der Verwirrung.
Beim Hinausgehen fragt Cox den Ladenbesitzer, ob er später noch weitere Zeitungen erwartet, die Times, die London Telegraph und andere Tageszeitungen aus aller Welt, die normalerweise seine Regale füllen.
»Wir kriegen nichts mehr«, erwidert der Mann. »Die Post haben wir nur deshalb, weil das Cafe direkt neben der U-Bahn liegt. Verdammt, selbst Radio WTOP sendet nicht. Die haben keine Leute, weil kein Mensch mehr weiß, wie er an seinen Arbeitsplatz gelangen soll.«
Höchste Zeit für Clayton, das nächste Sex-und-Info-Video abzuholen.
»Das wird sich wieder einrenken«, versichert Clayton ihm, »jetzt, wo Homeland Security die Verbrecher unschädlich macht. Ich habe Vertrauen in unsere Wissenschaftler. Amerika gewinnt immer.«
Fort Detrick wurde fünfzig Kilometer außerhalb von Washington errichtet, in Frederick, Maryland, in den Ausläufern der Catoctin Mountains, um die Labors im Falle eines Nuklearkrieges zu schützen. Falls eine Bombe die Hauptstadt träfe, so die Planer, würden die tödlichen Bakterien, die in Detrick gelagert sind – Cholera, Ebola und Anthrax –, nicht entweichen können.
»Unsere bisherigen Erkenntnisse habe ich für Hauser auf eine CD-ROM gebrannt«, sagt Theresa. »Setzen Sie sich zu mir, Commander. Sehen Sie sich das an.«
Auf dem Weg hierher auf der Interstate 270 sind sie an Soldaten vorbeigefahren, die die Konvois aus Lebensmitteltransportern und Tanklastzügen in Richtung Washington, D.C. schützen sollen. Fort Detrick wirkt eher wie der Campus einer Forschungsstätte als eine militärische Festung, Zivilisten und Soldaten arbeiten hier gemeinsam. Die Labors sind in roten Backsteingebäuden untergebracht, durch deren Fenster man einen Blick auf Rasenflächen hat, Eichen mit herbstlich orangefarbenem Laub, einen Fußballplatz, auf Wohntrakte für Soldaten und jede Menge Baustellen. Jeep-Konvois verlassen regelmäßig das Fort, um neue Mitarbeiter abzuholen. Konvois mit Ausrüstungsgegenständen treffen aus der Umweltschutzbehörde oder den TIGR-Labors für Gentechnik in Baltimore ein. Wenn der Sprit knapp wird, müssen die beteiligten Organisationen auf dem Gelände einer einzigen Einrichtung zusammengefasst werden, hatte Theresa erklärt,
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