Black Monday
Apfelkraut und Kakao mit Sahne.
Sie schliefen gemeinsam auf einem Sofa ein, aber zu mehr kam es nicht.
Später jedoch verbrachten sie immer wieder ganze Wochenenden im Bett.
Du bist schön, Theresa, denkt er jetzt, aber zwischen uns wird nichts passieren. Ich hoffe, das ist dir klar. Ich hoffe, das wird kein Problem. Denn du bist jetzt mein Boss.
Im Autoradio wird eine Pressekonferenz aus Chicago übertragen, bei der die Bürgermeisterin erklärt, dass sie den weißen Vierteln nicht mehr Kraftstoff zuteilen wird als den schwarzen. Der für Chicago rationierte Kraftstoff werde allerdings vorrangig Mitarbeitern wichtiger Einrichtungen zugeteilt, damit sie Fahrgemeinschaften bilden können, um zu ihren Arbeitsplätzen in Krankenhäusern, Kraftwerken, bei den Behörden und der Polizei zu gelangen. Solange noch sauberer Kraftstoff zur Verfügung stehe, werde es in den Gebieten außerhalb des Einzugsbereichs der Innenstadthochbahn »El« eingeschränkten Busverkehr geben.
»Die Panikmache um das Öl ist ein Schwindel. Wetten, dass die Juden dahinterstecken?«, sagt ein Mann, der auf der Straße interviewt wird. »Bald werden sie verkünden, dass sie ein Gegengift gefunden haben, und einen horrenden Preis dafür verlangen.«
Theresa sagt zu Gerard: »Ich weiß, dass Sie sich darüber ärgern, im Fort festgenagelt zu werden. Aber Hauser rückt keinen Millimeter von seiner Position ab. Sie dürfen nicht reisen. Sie haben Zugang zu allen Labors. Und einen Mitarbeiterstab, der Sie bei der Forschung unterstützt.«
Aufgrund einer aktuellen Meldung wird die Pressekonferenz im Radio unterbrochen. »Als der leitende FBI-Mitarbeiter Bill Niles heute Morgen von einer Sitzung im Weißen Haus nach Hause zurückkehrte, fand er seine Frau und seine drei Kinder ermordet vor. Laut Aussage eines FBI-Sprechers wurde am Tatort eine Notiz hinterlassen, die Koranzitate und einen Hinweis auf eine Verbindung zu Delta-3 enthält.«
Mein Gott, eine ganze Familie!
»Ein Stab?«, fragt Gerard. »Wie groß?«
»Ursprünglich hatte ich sechs Leute eingeplant.« Plötzlich wirkt sie verlegen. »Spezialisten des Verteidigungsministeriums für die Überprüfung von Lieferwegen. Ölexperten des Energieministeriums. Softwarespezialisten der Umweltbehörde. Ein komplettes Team.«
»Was meinen Sie mit ›ursprünglich‹? Was hat sich geändert?«
Theresa dreht sich zu ihm um und sieht ihn an, während der Van vom East West Highway in ein bewaldetes Vorortviertel führt und kurz darauf in eine halbkreisförmige Auffahrt eines modernen Apartmentblocks einbiegt. Der Fahrer steigt aus und geht in das Gebäude.
»Hauser hat Leute abgezogen, die die Morde untersuchen sollen«, sagt Theresa. »Das hat für ihn Priorität.«
»Und aus wie vielen Leuten genau besteht mein ›Team‹ jetzt noch?«
»Aus dem Experten für die Überprüfung von Lieferwegen. Er wohnt hier.«
»Eine einzige Person?«
»Soweit ich gehört habe, ist er sehr gut.«
»Und was ist mit den Leuten, die die Flüssigkeitshersteller überprüfen sollen? Hat Hauser die auch nach Washington beordert? Das wäre ein großer Fehler.«
»Alle Teams müssen jetzt neu eingeteilt werden.«
Der Fahrer kommt wieder zurück, gefolgt von einem bleichen braunhaarigen Mann mit der Statur eines Linebackers beim Football. In seiner riesigen Hand wirkt der Seesack wie ein Spielzeug. Massige Schultern zeichnen sich deutlich unter einem Rollkragenpullover ab. Als der Mann einsteigt, bemerkt Gerard die roten Ränder um seine blassblauen Augen. Entweder ist der furchteinflößende Typ krank, oder er hat geweint. Seine Stimme ist leise und angespannt.
»Hallo, Sir. Ich bin Jim Raines.«
Der Van fährt zurück auf den East West Highway, um den nächsten Fahrgast abzuholen, einen Spezialisten für Umweltgifte, der von der Umweltbehörde nach Fort Detrick abgestellt worden ist.
In Bezug auf Menschen vertraut Gerard seinen Instinkten. Jim Raines dünstet aus jeder Pore Probleme aus.
»Was fehlt Ihnen?«, fragt Gerard.
»Sir?« Der gequälte Blick bestätigt Gerards Vermutung.
»Wenn Sie mit mir zusammenarbeiten und ein Problem haben, möchte ich darüber Bescheid wissen. Und zwar jetzt gleich.«
Raines rückt mit seiner Geschichte heraus. Seine Frau ist hochschwanger, sie steht kurz vor der Niederkunft. Aber wie soll sie ins Krankenhaus gelangen? Die Familie ist erst kürzlich nach Washington gezogen. Sie haben noch keine Freunde in der Stadt. Ihr Mazda ist liegengeblieben. Alle Taxiunternehmen
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