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Black Monday

Black Monday

Titel: Black Monday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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KOHLELIEFERUNGEN SORGEN IN MARYLAND FÜR STROMAUSFALL.
    Ein Sondereinsatzkommando des FBI springt aus dem Ford, blaue Jacken, kugelsichere Westen, automatische Waffen im Anschlag. Knallende Stiefelabsätze.
    Hinter Clayton keucht ein Kunde: »Herr im Himmel! Sie stürmen die Moschee!«
    Cox nippt an dem schalen, überzuckerten Kaffee und vermisst das starke Getränk, das er als Soldat in der Wüste aufgebrüht und bei Sonnenaufgang aus kaputten Tassen geschlürft hat. Aber man muss mit dem auskommen, was man hat. Man macht sich nicht zum Sklaven seiner Gewohnheiten, wie sein Ururgroßvater schrieb. Man isst tagelang nichts, obwohl man hungrig ist. Wenn man satt ist, stopft man sich mit Essen voll, das man nicht ausstehen kann. Man fügt sich Verbrennungen zu, man gewöhnt sich an Schmerz, Veränderung, Schlafmangel.
    Und jetzt entdeckt Clayton Scharfschützen mit Zielfernrohren auf den Dächern gegenüber, während eine zweite Sondereinheit aufmarschiert: eine veritable Zurschaustellung amerikanischer Polizeimacht. Schwarze FBI-Chevrolets mit zwei Meter langen Antennen. Weiße Streifenwagen mit dem goldfarbenen Logo der Hauptstadt.
    Bei dieser besonderen Razzia will jeder dabei sein.
    Was seine Schlussfolgerungen aus dem Sex-und-Info-Video bestätigt, das er sich letzte Nacht angesehen hat: Das FBI hat die Spuren, die Clayton am Niles-Tatort zurückgelassen hat, identifiziert – Erde von dem Bauprojekt außerhalb der Neuen Ibrahim-Moschee und mit Naturfarben gefärbte Stofffasern, die die Computer der Moschee zugeordnet haben, denn natürlich hat das FBI die Datenbanken über Moscheen durchforstet, deren Existenz immer wieder abgestritten wird.
    Diese Moslems wissen gar nicht, wie ihnen geschieht.
    Das kann Clayton nur recht sein. Er verabscheut alle Religionen gleichermaßen. Seine Erinnerung schweift kurz zurück, er spürt, wie sich dicke Finger in seine Schulter bohren, riecht Tabak und Testosteron und sieht zwei Männer mit Gesichtsmasken, die im Zelt des Flüchtlingslagers seine Mutter niedergedrückt halten und ihren Kopf an den langen Haaren hochreißen. Der dritte Mann – der das Messer hält – sagt auf Arabisch: »Du hast dich von dem Ölmann schänden lassen. Du hast Gott beleidigt.«
    Der kleine Clayton kann sie nicht aufhalten. Er ist erst acht.
    Aber den Letzten von den dreien habe ich an meinem achtzehnten Geburtstag getötet, in Amman. Er konnte sich sogar an mich erinnern.
    Clayton wendet sich wieder der Neuen Ibrahim-Moschee zu, wo er an einem Mittwochmorgen vor drei Wochen von der Koranstudien-Gruppe willkommen geheißen wurde, als er – wie viele blonde Flüchtlinge aus Tschetschenien oder Bosnien vor ihm – die Moschee betrat. Ein Pilger. Ein Freund. Ständig tauchen Fremde auf und gehen wieder.
    Der Imam der Moschee predigt gegen die Terroristen.
    Nach dieser Razzia wird er nicht mehr so moderat sein.
    Die Gäste im Cafe telefonieren aufgeregt und machen mit ihren Handys Fotos von der Razzia, um sie gleich zu versenden. Einige Passanten bringen sich ängstlich im Cafe in Sicherheit. Andere drängen hinaus, um einen besseren Blick zu haben.
    »Schnappt euch die Araber!«, schreit ein Weißer im Regenmantel.
    Eine kleine Schießerei würde wieder mehr Bewegung in den Laden bringen, denkt Clayton, als ginge es um ein höhepunktarmes Footballspiel.
    Prompt geht sein Wunsch in Erfüllung. Aus dem Innern der Moschee hört er einen Schuss. Klingt wie eine M-16.
    Es ist wie beim Angeln. Man braucht nur einen Köder ins Wasser zu werfen.
    »He, Sie da!«, ruft eine Frau. »Runter mit Ihnen!«
    Als Cox sich umdreht, wundert er sich, wo die anderen Gäste geblieben sind. Alle haben sich zu Boden geworfen. Ein harmloser Schuss, und schon wähnen sie sich im Krieg.
    Ich habe einen Fehler gemacht. Sie starren mich an, und ich falle auf, weil ich stehen geblieben bin.
    Also spielt er den Naiven und sagt: »Das war doch gar kein Schuss, das war bloß eine Fehlzündung, mehr nicht.«
    »Hören Sie, ich war in der Armee. Das war definitiv ein Schuss!«
    »O mein Gott.«
    Clayton wirft sich ebenfalls zu Boden. Jetzt ist er einer von ihnen.
    Cox, »der Pendler«. Heute »der Büroangestellte«. Wie mehrere tausend angeblich wichtige Angestellte, Anwälte, Lobbyisten, Kongressmitarbeiter und Cafeteriaangestellte, die ihre Tage damit verbringen, Uncle Sam zu dienen, und zur Arbeit einbestellt worden sind, hat er die U-Bahn zum Kapitolshügel genommen, die mittlerweile seltener verkehrt, aber noch in Betrieb

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