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Black Monday

Black Monday

Titel: Black Monday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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ausgebrochen. Nachdem sie ein verlassenes Waffenlager der Nationalgarde in Garderville ausgeräumt haben, ziehen sie plündernd und mordend umher. Unter den Sträflingen sind auch ehemalige Soldaten, die mit den erbeuteten Sturmgewehren und Panzerfäusten umzugehen wissen.
    Der sich nähernde Konvoi ist die größte Hilfslieferung, die seit Beginn der Ölkrise nach Washington – und in die Marion Street – unterwegs ist. Die neunundneunzig Lastwagen sind vor zehn Stunden in Wilmington, North Carolina, aufgebrochen, beladen mit sauberem Heizöl und tonnenweise Fleischkonserven. Die Routen und Zielorte der Konvois werden täglich geändert. Mehrere Humvees, die den Lastern Geleitschutz geben, kriechen hinter einem Schneepflug her.
    Die Fahrer spähen durch Sichtschlitze. Der dichte Kiefernwald zu beiden Seiten der Straße hängt voller Eiszapfen. Bis vor kurzem waren noch Flüchtlinge zu Fuß auf der Landstraße unterwegs, denen aufgrund des neuen Gesetzes zur Errichtung von Zonen nichts anderes übrig blieb, als um Lebensmittel zu betteln. Aber mit dem aufkommenden Unwetter sind sie nach und nach auf der Suche nach Unterschlupf von der Straße verschwunden.
    Der Schneepflug bleibt vor etwas stehen, was aussieht wie eine Massenkarambolage, doch der Beifahrer meldet dem Kommandeur des Konvois, die Fahrzeuge seien von Baumstämmen auf der Straße an der Weiterfahrt gehindert worden. Plötzlich schreit der Mann entsetzt: »Die Insassen sind alle tot. Erschossen oder erschlagen. Man hat ihnen die Kleider geraubt. Die Kofferräume und Handschuhfächer sind geplündert. Auf dem Mittelstreifen liegt ein toter Polizist! Überall gefrorenes Blut!«
    »Vorbeifahren«, befiehlt der Kommandeur. »Sofort!«
    Doch in dem Augenblick schlägt die erste Panzerfaust im Schneeflug ein, reißt die Tür heraus und tötet auf der Stelle den Fahrer. Die Häftlinge in ihren gestohlenen Mänteln und Jacken stürmen auf beiden Seiten aus dem Wald, springen vom Mittelstreifen auf und greifen schreiend und schießend an.
    Die Schützen in den Humvees feuern, was das Zeug hält, und anfänglich gelingt es ihnen auch, die Sträflinge zurückzutreiben, aber in diesem Unwetter ist die Sicht katastrophal, zudem haben sie am Morgen schon zu viel Munition verbraucht, um auf dem Michael Jordan Highway in North Carolina den Angriff von Scharfschützen zurückzuschlagen. Die Angreifer robben sich heran, verständigen sich im Wald durch Rufe. Sie decken die Humvees mit Feuer aus M-16-Gewehren ein. Für jeden Sträfling, der getroffen wird, scheinen zwei neue aufzutauchen.
    Molotowcocktails krachen in die Windschutzscheiben der Laster.
    Da der Schneepflug manövrierunfähig ist, können die Tieflader nicht zurücksetzen.
    Nach einer Stunde sind alle Soldaten tot, die vordersten Lastwagen stehen in Flammen. Die Straße ist übersät mit toten Sträflingen, aber die Unversehrten und nur leicht Verwundeten plündern die Anhänger, reißen Kartons auf und verschlingen sofort alles, was sie in die Finger kriegen.
    Den Sträflingen gelingt es, den Schneepflug wieder in Bewegung zu setzen. Sie steigen in die noch fahrtüchtigen Laster, verlassen die I-95 und flüchten ins ländliche Virginia.
    Ein besonders fantasievoller Sträfling hat mit einer gestohlenen Nikon sogar ein paar Fotos geschossen. Eine halbe Stunde später, in einem Farmhaus, das noch Strom hat, schickt er sie übers Internet an die Website von Riseup.com , einen neuen Blog über die Ölkatastrophe.
    Millionen Menschen klicken Riseup.com stündlich an – wenn es Strom gibt – auf der Suche nach Fotos, Neuigkeiten, Gerüchten über Schießereien und Ölkulte (deren Anhänger Ölbohrtürme anbeten) und Klatsch aus dem Weißen Haus. Bei Riseup sind nicht nur Fotos von dem überfallenen Konvoi zu sehen, es wird auch berichtet, der Präsident sitze heulend im Oval Office und flehe Gott an, ihm zu sagen, was er tun soll.
     
    Um 17 Uhr 48 steht Gordon Dubbs in seinem neuen Penthouse in der Connecticut Avenue und betrachtet die Fotos von dem Konvoi. Voll freudiger Erregung registriert er die Detonationen im Südosten und den Widerschein der Flammen am dunklen Himmel, die trotz des eisigen Regens lodern. Auf Riseup.com wird von erbitterten Kämpfen zwischen Soldaten und dem aufgebrachten Mob auf der Rhode Island Avenue an der Grenze zwischen Zone B und C berichtet.
    Die Armen von Washington versuchen, in die Zonen einzudringen, in denen es noch Lebensmittel gibt, liest Gordon und hat keinerlei Zweifel

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